Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees
»Unforgettable, that’s what you are.« Ich glaube, sie war nur an, um all das Gerüttel und Getöse zu übertönen, das die rosa Schleuder auf der Veranda veranstaltete. Eine fabelhafte Erfindung, aber sie lärmte wie ein Betonmischer. Augusta saß mit aufgestützten Ellbogen am Tisch, trank ihren Kaffee und las ein Buch aus dem Bücherbus.
Als sie ihren Kopf hob, sah sie mir erst ins Gesicht, dann glitten ihre Augen gleich zu der Brosche. Ich sah sie lächeln, als sie sich wieder ihrem Buch zuwandte.
Ich machte mir meine üblichen Reiskrispies mit Rosinen. Als ich mit dem Frühstück fertig war, sagte Augusta: »Dann komm mal mit zu den Stöcken. Ich muss dir was zeigen.«
Wir hüllten uns in unsere Bienenausrüstung - also, eigentlich nur ich. Augusta zog fast nie mehr als Hut und Schleier an.
Auf dem Weg hinüber zu den Stöcken machte Augusta mit einem Mal einen großen Schritt, um nicht auf eine Ameise zu treten. Das erinnerte mich an May. Ich sagte: »Es war May, die meiner Mutter das mit dem Kakerlaken-Retten in den Kopf gesetzt hat, oder?«
»Wer sonst wohl?«, sagte sie und lächelte. »Als deine Mutter noch ein Teenager war, hatte May sie einmal dabei erwischt, wie sie eine Kakerlake mit einer Fliegenklatsche tötete. Und May sagte dann: ›Deborah Fontanel, jedes Lebewesen auf dieser Erde ist etwas Besonderes. Möchtest du für den Tod von einem Einzigen von ihnen verantwortlich sein?’ Und dann hat sie ihr gezeigt, wie man den Pfad aus Marshmellows und Kräckern macht.‹«
Ich befühlte die Walbrosche an meiner Schulter und malte mir die Szene aus. Dann sah ich mich um, und vor mir lag die Welt. Es war ein so wunderschöner Tag, es war ganz unvorstellbar, dass irgendetwas geschehen könnte, das diesen Tag verderben würde.
Augusta meint, wer noch niemals Bienenstöcke ganz früh am Morgen gesehen hat, der hat das Achte Weltwunder versäumt: Die strahlend weißen Kästen unter tief dunklen Kiefern. Die Sonne dringt durch die Zweige und scheint auf die Tautröpfchen, die auf den Deckeln trocknen. Um die Stöcke herum schwirren einige hundert Bienen, sie wärmen sich nur auf, vor allem aber machen sie ihre Morgentoilette, weil Bienen so sauber sind, dass sie den Boden in ihren Stöcken nicht beschmutzen. Von weitem sieht es aus wie ein Gemälde, das so schön ist, dass es in einem Museum hängen könnte, nur dass Museen nicht auch den Klang dazu einfangen können. Schon aus dreißig Metern Entfernung hört man es - ein Summen, das klingt, als käme es von einem anderen Stern. Zehn Meter, und ein Zittern läuft durch den Körper. Die Nackenhaare stellen sich langsam auf. Der Verstand sagt: Geh bloß nicht noch näher ran . Aber dein Herz schickt dich tief hinein in das Summen, das einen dann verschluckt. Und dann steht man da und denkt: Ich bin im Herzen des Weltalls, wo dieser Gesang alles zu Leben erweckt.
Augusta hob den Deckel von einem der Stöcke. »In diesem hier fehlt die Königin«, sagte sie.
Ich hatte jetzt schon genug von der Imkerei gelernt, um zu wissen, dass der Verlust der Königin die Todesstrafe für den Stock bedeutete. Sie hörten auf zu arbeiten und waren vollkommen orientierungslos.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Ich habe es gestern entdeckt. Die Bienen saßen so melancholisch auf ihrem Landebrett herum. Wenn man Bienen klagen und jammern sieht, kann man sicher sein, dass ihre Königin tot ist. Also habe ich in den Waben nachgesehen, und es besteht kein Zweifel, sie ist fort. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Vielleicht war es einfach an der Zeit.«
»Was tust du jetzt?«
»Ich habe bei der Auskunft angerufen, und sie haben mir einen Mann in Goose Creek vermittelt, der gesagt hat, dass er heute mit einer neuen Königin hierher kommen wird. Ich möchte, dass eine Königin im Stock ist, ehe die Arbeiterinnen wieder Eier legen. Denn sonst gibt es ein großes Problem.«
»Ich wusste nicht, dass Arbeiterinnen Eier legen können«, sagte ich.
»Sie können lediglich unbefruchtete Eier legen, aus denen Drohnen schlüpfen. Sie füllen alle Waben damit, und da die Arbeiterinnen irgendwann sterben, gibt es schließlich keine Bienen mehr, die sie ersetzen könnten.«
Als sie den Deckel senkte, sagte sie: »Ich wollte dir nur zeigen, wie eine Kolonie ohne Königin aussieht.«
Sie hob den Schleier von ihrem Hut, dann schlug sie meinen zurück. Sie sah mir in die Augen, während ich die goldenen Sprenkel in ihren Augen betrachtete.
»Erinnerst du dich an die Geschichte
Weitere Kostenlose Bücher