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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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besuchen«, sagte er, und ich hätte weinen können.
    Zach kommt nach Sylvan und klopft an T. Rays Haustür. Das war vollkommen ausgeschlossen.
    »Ich hatte dich doch gefragt, was es Neues gibt?« Ich erwartete nicht, etwas Besonderes zu hören, ich musste nur einfach das Thema wechseln.
    »Na ja, zunächst einmal gehe ich dieses Jahr auf die High School der Weißen.«
    Ich war sprachlos. Ich drückte meine Hand auf das Telefon. »Bist du sicher, dass du das auch willst?«, sagte ich. Ich wusste ja schließlich nur zu gut, wie es da zuging.
    »Einer muss es ja tun«, sagte er. »Warum also nicht ich.«
    Sah aus, als ob wir beide einer elenden Zeit entgegengingen.
     
    Rosaleen kam als offiziell registrierte Wählerin der Vereinigten Staaten von Amerika zurück. Wir saßen an diesem Abend um den Tisch versammelt und warteten auf das Abendessen, während sie jede Einzelne der Töchter Mariens anrief.
    »Ich wollt nur kurz erzählen, ich bin jetzt als Wählerin eingetragen«, sagte sie bei jedem Anruf, und dann gab es eine kurze Pause, und dann sagte sie: »Präsident Johnson und Hubert Humphrey, natürlich doch. Ich wähl doch nicht Herrn Pisswater.« Sie lachte jedes Mal, als ob das der beste Witz aller Zeiten wäre. Sie sagte: »Goldwater, Pisswater, kapierste?«
    Und das ging dann nach dem Essen so weiter. Als wir gerade dachten, sie hätte jetzt endlich mal abgeschaltet, sagte sie aus heiterem Himmel: »Ich werde für Johnson stimmen.«
    Als sie sich dann schließlich doch beruhigt hatte und allen eine gute Nacht wünschte, und ich zusah, wie sie in ihrem rotweißen Wahlregistrierungskleid die Treppen hochstieg, wünschte ich mir so sehr, ich wäre dabei gewesen.
    Selbstvorwürfe nützen gar nichts , hatte Augusta zu June gesagt, das weißt du doch .
    Ich lief die Treppen hoch und griff Rosaleen von hinten, ich hielt sie an einem ihrer Füße fest, der auf der Suche nach der nächsten Stufe in der Luft hing. Ich schlang meine Arme um sie. »Ich liebe dich«, stieß ich aus. Ich hatte nicht gewusst, dass ich das je sagen würde.
    Als in dieser Nacht die Zikaden und die Baumfrösche und all die anderen lärmenden Tiere wach wurden und mit ihrem Konzert so richtig loslegten, ging ich im Honighaus herum, mich hatte das Putzfieber befallen. Es war zehn Uhr abends, aber ich hätte die Fußböden schrubben und die Fenster wienern mögen.
    Ich ordnete die Einmachgläser in den Regalen neu, dann nahm ich den Besen und fegte den Boden, sogar unter dem Setztank und dem Generator, wo bestimmt seit fünfzig Jahren niemand mehr gefegt hatte, so sah es jedenfalls da aus. Ich war immer noch nicht müde, also zog ich mein Bett ab und ging hinüber ins rosa Haus, um mir neues Bettzeug zu holen, wobei ich auf Zehenspitzen schlich, um nur ja niemanden zu stören. Ich nahm mir auch gleich ein paar Staubwedel und etwas Putzmittel mit, nur für den Fall.
    Ich kam zurück ins Honighaus, und noch ehe ich es recht begriffen hatte, war ich - mitten im Sommer - beim schönsten Frühjahrsputz. Um Mitternacht blitzte und glänzte alles.
    Ich sortierte sogar meine Sachen und warf ein paar davon weg. Alte Stifte, ein paar Geschichten, die ich geschrieben hatte und die zu peinlich waren, als dass ich sie jemandem hätte zu lesen geben können, eine abgewetzte Hose, einen Kamm, in dem die meisten Zacken fehlten.
    Dann zog ich die Mäuseknochen aus meiner Tasche und fand, dass ich sie nun nicht mehr mit mir herumtragen müsste. Aber wegwerfen konnte ich sie auch nicht, also band ich sie mit einem roten Faden zusammen und legte sie auf das Regal neben den Ventilator. Ich sah sie eine ganze Minute lang an und fragte mich, was man wohl an Mäuseknochen finden konnte. Ich entschied, dass man wahrscheinlich manchmal nur irgendetwas brauchte, das man betüddeln konnte, das war alles.
    Und jetzt wurde ich doch auch allmählich müde, aber ich nahm noch die Sachen meiner Mutter aus der Hutschachtel - ihren Schildpattspiegel, ihre Bürste, ihren Gedichtband, ihre Walbrosche, das Bild von uns beiden, Nase an Nase - und stellte sie auf das Regal zu den Mäuseknochen. Das Zimmer sah danach völlig verändert aus.
    Als ich allmählich in den Schlaf hinüber glitt, dachte ich an sie. Dass niemand ohne Fehler ist. Dass man die Augen schließen und ausatmen sollte und nicht versuchen, das menschliche Herz zu ergründen.
     
    Am nächsten Morgen erschien ich mit der Walbrosche an meinem blauen Lieblingsoberteil in der Küche. Eine Platte von Nat King Cole lief.

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