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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Spencer
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einem neuen Sprung mindestens acht Meter zurückzulegen. Die Männer waren starr. Das war unmenschlich, konnte ’nur ein außerirdisches Lebewesen sein. Heftig schüttelte Mike seine Verblüffung ab. „Rasch! Erschießt diesen Teufel! Ich schütze die Frau!“ Damit stob er davon. Er kam dem fliehenden Tier näher. Doch bevor er es erreichen kannte, geschah es. Das Pferd bäumte sich plötzlich entsetzt auf, als es die mehrere Meter tiefer liegende Wasserfläche erkannte. Dann überschlug es sich als Folge des heftig abgestoppten Laufes, und die Frau fiel über die steile Uferböschung in die Fluten des Sees.
    ,Sie ist eine Blaue’, dachte Mike. ‚Aber ich muß sie retten!’ Mit aller Kraft brachte er sein Pferd zum Stehen, warf sich behende aus dem Sattel und hechtete entschlossen über die Klippe, dem Wasserspiegel entgegen. Später einmal sollte er erfahren, daß gerade diese Entschlußfreudigkeit den Erfolg seiner Mission begründen würde.
    Der See war nur einige Meter tief an dieser Stelle. Aber das hätte genügt, um die bewußtlose Frau ertrinken zu lassen. Dann sah er einen hellen Schimmer, tauchte etwas tiefer und bekam ein Stück eines weißen Gewandes zu fassen. Die Blaue war leicht wie eine Feder, so daß er kaum Mühe hatte, sie ans Ufer zu schaffen.
    In höchstem Erstaunen prallte er zurück. Dieses Gesicht, dieses sonst so hochmütige, jetzt aber seltsam weiche und liebliche Gesicht kannte er. Er fühlte wieder die kaum verheilte Wunde auf seiner Stirn brennen, die ihm wenige Tage zuvor dieses blaue Mädchen geschlagen hatte. Verwirrt fuhr sich Mike über die Augen. Das Schicksal hatte ihm die Blaue in die Hände gespielt, die er am meisten haßte, Eila, die hochmütige Tochter des Regenten. Jetzt lag sie hilflos vor ihm. Aber etwas ganz eigentümlich Neues überkam den Mann, als er nachdenklich auf das Mädchen sah. Irgendwie war sein Haß plötzlich verschwunden.
    Die kräftige Natur Eilas wurde zum Glück besser mit dem unverhofften Abenteuer fertig, als Mike zunächst geglaubt hatte. Aufgrund seiner Wiederbelebungsversuche wurden ihre Atemzüge rascher. Dann hustete sie einige Male krampfhaft, um das restliche Wasser aus ihren Atemwegen zu befördern. Danach öffnete sie die Augen.
    „Wo ist dieser fürchterliche Mensch? Ich verstehe nicht … Was ist eigentlich passiert?“
    Mike überlegte blitzschnell. Die Tochter des Regenten kam ihm wie gerufen. Sie war in seiner Hand, und wenn es ihm gelänge, sie bei ihrem Stolz zu packen, dann könnte …
    Er schaltete rasch um und konzentrierte sich wieder auf den Augenblick.
    „Beruhigen Sie sich, Hoheit! Die Gefahr ist vorüber. Ich konnte Sie noch gerade rechtzeitig aus dem Wasser ziehen.“
    In Eilas Gesicht trat ein unbewußter Ausdruck von Dankbarkeit. Dann aber war sie wieder ganz die hochmütige Blaue.
    „Wie heißt du?“ fragte sie abweisend. „Ich weiß, daß ich dir mein Leben danke. Mein Vater wird dich belohnen.“
    In Mike stritten die widerstrebendsten Empfindungen.
    „Mike Humphrey heiße ich, Mitglied der 2. Kaste, wenn dir das etwas sagt.“
    Das Mädchen erstarrte. „Vergiß nicht, daß du ein Untergebener bist, Sklave!“ herrschte sie ihn an. „Aber jetzt wird mir auch klar, wieso du es wagst, mich wie deinesgleichen anzusprechen. Bist du nicht dieser Aufrührer, der aus seltsamen Gründen, die mir leider unbekannt sind, nicht strafverfolgt wird? Du mußt von Sinnen sein. Doch wenn ich bei meinem Vater zur Belohnung ein gutes Wort für dich einlege, so wird er dich vielleicht laufen lassen.“
    Mike lachte verächtlich.
    „Ich weiß nicht, ob eure blaue Rasse es jemals lernen wird zu verstehen, was Menschlichkeit ist. Du sprichst von Belohnung. Habe ich überhaupt eine Belohnung von dir erwartet? Wer helfen will, denkt an so etwas nicht. In solchen Kategorien denkt nur ihr Blauen. Aber ich hätte dich besser …“
    Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu Ende zu sprechen; denn das Mädchen schlug Mike eine Hand ins Gesicht, und sprach heftig: „Wenn du also keine Belohnung willst, dann nimm dies für deine unglaublichen Worte, Sklave!“
    Sie schlug noch einmal zu, und Mike ließ es geschehen. Ein gefährlicher Ausdruck trat in seine Augen. Langsam wich das Mädchen zurück.
    „Höre mich an!“ zischte Mike verhalten. „Ich weiß nicht, was mich abhält, dich einfach mit einem Fingerdruck aus der Welt zu schaffen. Aber du sollst jetzt eines lernen, wozu du wohl noch niemals Gelegenheit hattest. Du sollst wenigstens

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