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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Zum ersten Mal, seit er ein Junge gewesen war, fühlte er sich hilflos. Wie ein ganz normaler Mensch. Wie ein Bauer.
    Gavin brüllte seine Hilflosigkeit heraus. Es war ohnehin zu spät für die Ruder. Dieses Ungeheuer schwamm zu schnell.
    Er wandelte die Schaufeln und die Röhren. Blau eignete sich besser für die Düsen eines Gleiters, aber auch das von Natur aus biegsamere Grün konnte den geforderten Zweck erfüllen, solange er es nur dick genug machte. Das raue grüne Luxin war schwerer und hatte einen größeren Wasserwiderstand, daher würde er auch langsamer sein, aber er hatte weder die Zeit noch die Konzentration, um Gelb zu verwenden. Kostbare Sekunden verstrichen, während er seinen Gleiter entsprechend vorbereitete.
    Dann hielt er die Schaufelröhren in der Hand, und er begann Luxin in die Düsen zu schleudern, nach hinten Luft und Wasser aus seinem kleinen Boot zu blasen und es dadurch anzutreiben. Er beugte sich weit nach vorn, seine Schultern verkrampften sich, aber als er einmal in Gleitfahrt war, ließ die Anstrengung nach. Schon bald zischte sein Boot über die Wellen.
    In der Ferne tauchte die Flotte vor ihm auf, die höchsten Segel der Schiffe zuerst. Doch angesichts von Gavins Geschwindigkeit dauerte es nicht lange, bis er sie alle sehen konnte. Es waren jetzt Hunderte von Schiffen: angefangen von kleinen Segeljollen über Galeassen bis hin zu dem dreimastigen Rahsegler, einem Kriegsschiff mit achtundvierzig Kanonen, das Gavin dem Gouverneur von Ruthgar abgenommen und zu seinem Flaggschiff gemacht hatte. Sie hatten Garriston mit über hundert Schiffen verlassen, aber Hunderte waren schon zuvor in See gestochen, und binnen Tagen hatten sie sich ihnen angeschlossen – um vor den Piraten Schutz zu suchen, von denen es in diesen Gewässern nur so wimmelte. Zuletzt tauchten die großen Barkassen aus Luxin vor ihm auf. Er hatte diese vier großen, offenen und nur mit Mühe seetüchtigen Schiffe selbst erbaut, um so vielen Flüchtlingen wie möglich Platz bieten zu können. Hätte er es nicht getan, wären Tausende von Menschen gestorben.
    Und jetzt würden sie trotzdem sterben, wenn Gavin den Meeresdämon nicht von ihnen fernhalten konnte.
    Als Gavin näher heranschoss, erblickte er den Meeresdämon erneut, ein Buckel, der sich gischtsprühend zwei Meter aus dem Meer erhob. Seine Haut leuchtete immer noch friedfertig, und durch irgendeinen Glücksfall nahm er nicht direkt Kurs auf die Flotte. Er hatte eine Bahn eingeschlagen, die die Route der Flotte etwa tausend Schritt vor dem voranfahrenden Schiff kreuzen würde.
    Natürlich arbeiteten sich auch die Schiffe langsam vor, zogen ihre schäumenden Bahnen durchs Meer und ließen diesen Abstand schrumpfen, doch bewegte sich der Meeresdämon so rasch, dass Gavin zu hoffen wagte, dass das nicht ins Gewicht fallen würde. Er wusste nicht, wie scharf die Sinne des Meeresdämons waren, aber wenn er weiterhin unverändert seine Richtung beibehielt, könnte die Sache durchaus gut ausgehen.
    Gavin konnte die Hände nicht von den Düsen des Gleiters nehmen, ohne wertvolle Geschwindigkeit zu verlieren, und selbst wenn er es hätte tun können, so wusste er doch nicht, wie er dann der ganzen Flotte gleichzeitig ein Signal hätte geben sollen, das allen unmissverständlich bedeutete: »Macht jetzt keinen Quatsch!« Er bewegte sich nun direkt hinter dem Meeresdämon her, kam immer näher.
    Aber er hatte sich geirrt: Der Meeresdämon würde die Bahn der Schiffe nur etwa fünfhundert Schritt vor dem ersten Schiff kreuzen. Hatte er schlecht geschätzt, oder hatte sich das Ungeheuer der Flotte zugewandt?
    Gavin konnte sehen, wie die Späher in den Mastkörben den Matrosen auf Deck heftig zuwinkten. Zweifellos schrien sie auch, allerdings war Gavin zu weit entfernt, um sie zu hören. Er raste näher heran und sah Männer auf den Decks hin und her laufen.
    Die Bedrohung für die Flotte war viel plötzlicher aufgetaucht, als jemand es hätte erwarten können. Feinde erschienen gewöhnlich fern am Horizont und mussten sie dann erst einmal einholen. Stürme konnten zwar auch binnen einer halben Stunde wie aus dem Nichts aufziehen, aber was jetzt drohte, war höchstens Minuten vorher absehbar gewesen, und einige Schiffe bemerkten das doppelte Mirakel erst jetzt – ein Boot, das schneller über die Wellen dahinglitt, als es je ein Mensch gesehen hatte, und der riesige dunkle Schatten davor, bei dem es sich nur um einen Meeresdämon handeln konnte.
    Seid jetzt vernünftig,

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