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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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sein Hemd anzog. »Ich muss nachdenken … allein.«
    Inika bemühte sich um einen betroffenen Gesichtsausdruck. »Es tut mir leid, wenn ich …«
    »Du hast nichts falsch gemacht, Inika. Du nicht.«

Kapitel 14
    K arini fühlte sich schrecklich. Misi Gesine hatte von ihr tatsächlich verlangt, vor diesen blanken herumzuhüpfen. Die Männer hatten gelacht und die Frauen geklatscht. Karini hatte gehört, wie eine Frau zu Misi Gesine sagte: »Putzig, das Negermädchen, und so unterhaltsam. Bringen Sie sie doch das nächste Mal bitte mit, wenn Sie zu uns kommen.«
    Sollte das jetzt ihre Zukunft sein? Als Tanzäffchen von Misi Gesine? Warum tat sie das nur?
    Als Misi Gesine ihr wenige Wochen später in der Tat auftrug, sich abends hübsch zu machen, sie seien eingeladen, begehrte Karini auf.
    »Nein, Misi Gesine, ich werde nicht noch einmal vor diesen Leuten tanzen.«
    Die Misi jedoch duldete keinen Widerspruch. »Ach, nun stell dich doch nicht so an. Ihr Neger tanzt doch gerne, oder?«
    Karini fühlte sich gekränkt. Auch wenn sie bei Misi Gesine angestellt war, bedeutete das nicht, dass sie sich beleidigen und demütigen lassen musste. »Nein, Misi Gesine, das werde ich nicht machen. Ich bin als Ihre Zofe mit in dieses Land gekommen. Nicht als … als …« Ihr fehlten die Worte.
    »Karini, wenn du nicht tust, was ich von dir verlange, werde ich mich womöglich genötigt sehen, dir zu kündigen. Und was willst du dann machen? Überleg dir das gut, Kleine«, sagte Misi Gesine spitz und ging von dannen.
    Karini lief wütend in ihre kleine Kammer unter dem Dach und warf sich weinend aufs Bett. Misi Gesine hatte sich verändert inden letzten Wochen. Und das nicht gerade zum Besten. Karini war bitter enttäuscht. Sie hatte wirklich geglaubt, dass Misi Gesine sie gut behandeln und für sie sorgen würde. Stattdessen behandelte sie sie wie ein Möbelstück, das sie vorzeigen konnte. Es war ein Fehler gewesen, mit hierherzukommen. Karini kuschelte sich in ihr buntes Kleid. Es roch nach zu Hause, nach Orangen und Orchideen. Und … raschelnd fiel ihr ein Zettel entgegen – der Zettel mit der Adresse von Masra Wims Kontor! Wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich jederzeit dort melden .
    Karini nahm den Zettel in die Hand und betrachtete ihn lange. In ihr reifte schließlich ein Entschluss: Sie würde nicht länger bei Misi Gesine bleiben. Sie würde jetzt sofort ihre Sachen packen und zu dieser Adresse gehen. Denn auch wenn sie dort niemanden kannte, so würde die Verbindung zu Masra Wim ausreichen, um Hilfe zu bekommen, da war sie sich sicher. Und Hilfe brauchte sie. Dieses Land war grau, kalt und böse, sie hatte hier noch keinen einzigen freundlichen Menschen kennengelernt. Karini wollte nach Hause. Selbst wenn dort die Gefahr bestand, in den Fängen von Masra Pieter zu landen, aber vielleicht konnte sie ja sogar das umgehen. Oder sich erklären. Oder … das würde sich dann zeigen, sie musste erst einmal zurück in ihre Heimat, sonst würde sie hier verwelken wie eine Blume ohne Wasser.
    Sie packte hastig ihre Sachen in ihr kleines Bündel und hängte sich die Kette mit dem Jaguarzahn um den Hals. Gleich fühlte sie sich stärker. Über ihre beiden bunten Kleider zog sie das Wollkleid. Die Dienstuniform schmiss sie achtlos auf das Bett, und auch die Holzschuhe ließ sie stehen. Barfuß war sie immer noch schneller, selbst wenn ihre Zehen abfrieren würden.
    Leise schlich sie aus dem Haus. Sie hatte ihre Vormittagsaufgaben bereits erledigt und war sich sicher, dass ihr Verschwinden nicht so bald auffallen würde. Und bis Misi Gesine ihr Vorzeigeäffchen suchte, dachte Karini verbittert, war sie längst weit fort. Entschlossen verließ sie das Haus und lief los. Sie wusste nicht, inwelche Richtung das Kontor von Masra Wim lag, aber sie musste zunächst so weit wie möglich von diesem Haus wegkommen.
    Die Straßen von Amsterdam waren schmutzig und nass. Karini achtete sehr darauf, nicht auszurutschen, und lief dicht an den Hauswänden entlang. Überall fuhren Droschken herum, niemand nahm Rücksicht auf Fußgänger. Sprang sie nicht rechtzeitig zur Seite, spritzte ihr der Dreck, den die Kutschenräder aufwirbelten, bis ins Gesicht. Als sie meinte, weit genug gelaufen zu sein, verringerte sie ihr Tempo. Es war bitterkalt, und ihr Atem bildete kleine weiße Wolken vor ihrem Gesicht. Mit klammen Fingern holte sie den Zettel von Masra Wim aus ihrem Kleid und blickte sich um. Sie entdeckte ein Geschäft, dort würde sie nach

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