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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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dem Weg fragen.
    Als sie durch die Tür trat, erklang ein leises Glöckchen. In dem Laden war es so wohlig warm, dass ihre nackten Füße sofort anfingen zu kribbeln. Zwei Frauen, die am Tresen standen, sahen Karini verschreckt an.
    »Entschuldigen Sie bitte, Misi, könnten Sie mir sagen, wo …«, setzte Karini höflich an. Doch plötzlich polterte aus einem Raum hinter der Ladentheke ein dicker blanker mit hochrotem Gesicht.
    »Was fällt dir ein, meine Kunden zu belästigen? Raus!«, brüllte er.
    Karini stolperte vor Schreck rückwärts aus dem Laden, wobei das Glöckchen an der Tür wieder hektisch klingelte.
    Sie lief auf die Straße und noch ein ganzes Stück weiter. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Dennoch musste sie es noch einmal versuchen, irgendjemand würde ihr schon sagen können, wo diese Adresse lag.
    An einer Straßenecke sah sie eine Frau. Vielleicht konnte die ihr weiterhelfen. Sie ging auf die Dame zu.
    »Entschuldigen Sie, Misi …?«
    Die Frau sah verschreckt hoch, ihre Augen weiteten sich, dannmachte sie auf dem Absatz kehrt und ging eilig davon. Karini blieb bestürzt stehen. Was hatten denn alle nur? Lag es daran, dass sie schwarz war?
    Während Karini noch dastand und sich fragte, ob man die blanken hier vielleicht anders ansprach und ob sie etwas Falsches gesagt hatte, kam von hinten eine Droschke in scharfem Trab angefahren. Karini bemerkte sie erst, als es zu spät war. Das Wasser einer großen Pfütze von der Straße spritzte im hohen Bogen über sie. Sie machte einen Sprung zur Seite, war aber trotzdem tropfnass. Verärgert wischte sie sich den Schmutz aus dem Gesicht und bemerkte dabei, dass sie noch den Zettel von Masra Wim in der Hand hielt. Oh nein! Vorsichtig faltete sie das nasse Stück Papier auseinander. Sie sah noch, wie sich die Tinte zu kleinen Rinnsalen zusammenfand, um dann einen großen Fleck zu bilden. Von der Schrift war nichts mehr zu lesen. Karini begann zu weinen. Wie sollte sie nun das Kontor finden?
    Es war spät am Abend, als eine Frau Karini ansprach. »Kindchen, was läufst du denn im Dunkeln hier durch die Straßen, und das auch noch barfuß?«
    Karini wäre ihr fast in die Arme gefallen. Seit Stunden irrte sie durch die Stadt. Niemand wollte ihr helfen. Alle drehten sich pikiert weg oder beschimpften sie sogar. Sie sei schmutzig, schwarz und habe keine Schuhe an. Das schien in diesem Land Grund genug, sie fortzujagen.
    Als diese Frau sie nun am Arm anfasste, um sie aufzuhalten, schreckte Karini im ersten Moment zurück.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, ich tue dir nichts! Ich will dir helfen, du kannst nachts hier nicht so rumlaufen, sie fangen dich doch ein und sperren dich weg. Komm mit.«
    Karini war verzweifelt und wusste nicht, was sie tun sollte, und die Frau wirkte so nett und bot ihr zudem noch Hilfe an … also folgte sie ihr.
    »Ich bin Tante Dela«, sagte die Frau, als sie Karini durch einen dunklen Hinterhof in ein schmales Haus führte.
    »Ich bin Karini, Misi Dela.«
    »Tante … nicht Misi, oder was auch immer …«, lachte die Frau.
    Sie führte Karini in eine kleine Küche und wies auf einen Stuhl. »Setz dich. Sag, warum irrst du in der Nacht durch Amsterdam? Wo kommst du her?« Sie ging zu dem kleinen Herd und schürte das Feuer, dann goss sie eine Flüssigkeit aus einer Kanne in einen Becher und reichte ihn Karini. »Hier trink, das wird dich aufwärmen.«
    Der Becher lag warm und wohlig in ihrer Hand. Karini roch an der Flüssigkeit und spürte, wie ihr Herz einen Sprung machte. Es war Kaffee, starker und heißer Kaffee. Karini spürte sofort, wie sich die Wärme in ihr ausbreitete.
    »Nun erzähl, Kind. Ist dir etwas zugestoßen?«
    Karini erzählte Tante Dela ihre Geschichte, angefangen bei der Reise mit Misi Gesine bis zu dem Punkt, wo Misi Gesine von ihr verlangt hatte … Am Ende konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. »Und jetzt … jetzt habe ich die Adresse verloren und habe kein Geld und weiß nicht …«
    Tante Dela legte ihr tröstend den Arm auf die Schulter. »Nun wein mal nicht, Mädchen. Du kannst heute Nacht erst einmal hierbleiben, ich habe hier so etwas wie … eine Herberge. Du bekommst einen Platz zum Schlafen und morgen schauen wir mal, wie wir dir helfen können.«
    Karini schaute Tante Dela dankbar an. Sie war freundlich und wirkte aufrichtig – und sie war der einzig nette Mensch, den sie bisher in den Niederlanden getroffen hatte.

Kapitel 15
    E in aufkommender schwerer Sturm in den ersten

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