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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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mit spitzer Stimme hervor. »Ist sie zahm? Kann sie sprechen?«
    Karini konnte sich eine Antwort in blütenreinem Niederländisch nicht verkneifen. »Ja, Misi, sie kann sprechen.«
    Die Frau war verschreckt zurückgewichen, und Misi Gesine hatte Karini böse angesehen, aber kein weiteres Wort über den Vorfall verloren.
    Als Misi Gesine Karini dann eines Abends Ende Januar bat, doch bitte am Abend ihr buntes Negerkleid anzuziehen und den Herrschaften nach dem Essen etwas Traditionelles vorzutanzen, wurde Karini bewusst, dass Misi Gesine sie vorführte. Sofort wurde sie von einer Welle der Sehnsucht nach ihrer alten Heimat übermannt.

Kapitel 13
    I nika hörte mit Sorge, dass Masra Thijs und Martin immer öfter über die Zukunft von Watervreede sprachen. Masra Thijs hatte Martin mehrfach eine Teilhaberschaft angeboten, Martin aber hatte diese stets abgelehnt. Es sei ihm unangenehm, so hatte Inika ihn sagen hören, hier das fortzuführen, was sein Vater begonnen hatte. Inika konnte es ihm nicht verdenken, andererseits hoffte sie natürlich, um ihrer selbst willen, auf eine zügige Entscheidung. Wenn Martin die Stelle auf Watervreede annahm, wäre die Zukunft ihres eigenen Kindes gesichert, noch besser aber wäre es, wenn er sich in Richtung Rozenburg orientieren würde. Dafür allerdings würde es eines Hinweises bedürfen, den zu geben Inika gerne bereit war. Sie wartete nur noch auf eine gute Gelegenheit.
    Sie trafen sich fast jeden Abend, und Inika hatte sich ihm mehrmals hingegeben. So konnte sie sicher sein, dass er seine Vaterschaft nicht anzweifeln würde. Die Wankelmütigkeit in Bezug auf seine Zukunft jedoch beunruhigte sie. Was wollte er tun, wenn er seinen Platz nicht auf einer der Plantagen sah? Und was würde sie dann tun? Nein, sie würde sich ihre Zukunft an Martins Seite nicht nehmen lassen. Er gehörte auf eine Plantage, und er würde eine Frau an seiner Seite brauchen. Zumal diese Frau ihm ein Kind gebären würde.
    »Ach, Martin, willst du denn wirklich der Plantagenwirtschaft entsagen?«, fragte sie ihn eines Abends, als sie wieder gemeinsam auf ihrem Platz unter den hohen Bäumen am Fluss lagen.
    »Was soll ich denn machen? Hierbleiben, wo mich hinter jedem Baum der Geist meines Vater ansieht?« Martin setzte sich auf und starrte auf den Fluss. »Ich mag die Arbeit hier wirklich sehr, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht hierhergehöre.«
    Inika war froh, dass das Gespräch in diese Richtung lief. »Und Rozenburg? Was ist mit Rozenburg?«, fragte sie so beiläufig wie möglich, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    Martin verzog verächtlich das Gesicht. »Rozenburg gehört Juliette und Henry. Da will ich mich nicht einmischen. Ich bin doch nur der arme Ziehsohn, den Juliette durchgebracht und guten Willens großgezogen hat.« Er schnaubte.
    Inika spürte seine Ablehnung, trotzdem kannte sie ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass ihm die Plantage Rozenburg durchaus am Herzen lag. Ihre Chance war gekommen. »Hm, ich glaube, das siehst du falsch. Hat Misi Juliette dir das nie erzählt?«
    »Was erzählt?« Erfreut sah sie, dass er den Köder schluckte.
    Inika wandte den Blick auf ihre Füße, in dem Versuch, so zu tun, als würde sie sich zieren. »Ach … ich weiß nicht, vielleicht habe ich mich ja auch verhört …«
    »Nun sag schon.« Er sah sie ungeduldig an.
    »Ich habe einmal gehört, wie Misi Juliette zu Masra Jean gesagt hat, dass Henry sein Sohn wäre.«
    »Na, ist er doch auch.« Martin zuckte die Achseln.
    »Nein, sie meinte das … im leiblichen Sinne.«
    Martin sah sie verblüfft an. »Was sagst du da?«
    Inika holte tief Luft, als würde es ihr sehr schwerfallen, weiterzusprechen. »Nun ja. Überleg einmal. Wenn Misi Juliette ihren damaligen Mann, deinen Großvater, gar erschlagen hat, weil Henry nicht sein Sohn war, und dein Vater das die ganze Zeit ebenfalls gewusst hat …«, sie legte sich in einer theatralischen Geste die Hand auf den Mund, als hätte sie selbst gerade die böse Gewissheit erlangt. »Dann könnte es doch sein … ich meine,Misi Juliette war in der Nacht auf Watervreede, warum hat sie eigentlich noch niemand verdächtigt?«
    Martin starrte sie an. »Ach, Inika, das ist doch verrückt. Juliette hat niemals meinen Vater … «, sagte er langsam. Inika konnte ihm förmlich ansehen, wie die Gedanken in seinem Kopf kreisten.
    Und richtig: »Wenn Henry gar nicht der Erbe von Rozenburg ist?«, sagte Martin nach einer kurzen Weile, bevor er aufsprang und

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