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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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setzten die Wehen ein. Anstatt Ruhe stand ihr nun eine kräftezehrende Geburt bevor.

Kapitel 18
    K arini war Julius durch die Straßen gefolgt, weit hinaus in ein Viertel, in dem überwiegend Schwarze lebten. Schon von Weitem hörte sie die Trommeln, und als sie näher kamen, vermischten sich Gesang und Musik zu einem lockenden Rhythmus, der sie magisch anzog. Sie hatte Julius in den letzten Wochen mehrmals zu verschiedenen dansi begleitet und freute sich jedes Mal mehr darauf. Nicht nur wegen Julius, sondern auch, weil das Tanzen sie so einnahm. Zur Musik am Feuer schienen sich ihre Beine zu verselbstständigen, ihr Körper folgte der Musik über viele Stunden und sie vergaß die Welt um sich herum. »Tongo! Tongo!« , riefen die Menschen – jeder sang und tanzte. Und wenn Julius sie dann mit seinen tiefbraunen Augen im Feuerschein ansah, ihre Hand nahm und sie mitzog, dann klopfte ihr Herz bis zum Hals und ihr wurde ganz schwindelig vor Glück.
    Als sie spät in der Nacht zum Stadthaus zurückschlichen, war sie zutiefst erfüllt und aufgeregt. Leise scherzte sie mit Julius, der ihre Hand genommen hatte, was zum wiederholten Male ein warmes Kribbeln in ihrem Bauch hervorrief. Karini mochte seine Nähe und sehnte schon jetzt ihr nächstes Treffen herbei, aber die Tage dazwischen waren immer unendlich lang. Sie konnten sich nur freitags auf dem Markt treffen, wo sie sich dann heimlich für einen weiteren Abend in der Woche verabredeten.
    Nun verweilten sie noch einen Moment vor der Hofpforte. Julius ließ ihre Hand los, stellte sich dicht vor sie und spielte mit ihrem Haar. Sie ließ es geschehen, spürte seine Finger sanft überihren Kopf streichen, die Wärme seines Körpers dicht vor ihrem. Aufgeputscht vom Rhythmus der Musik, der in ihrem Körper nachbebte, und der Macht der aufwallenden Gefühle, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Noch während ihre Lippen die seinen berührten, durchzuckte Karini der Gedanke, einen Fehler zu begehen, doch die Sehnsucht nach seinen weichen, vollen Lippen, die schon so lange in ihr wohnte, war stärker. Julius schien im ersten Moment verdutzt, dann aber öffnete er seine Lippen und erwiderte ihren Kuss. Karini hatte das Gefühl, als würde das Feuer, um das sie vorhin noch gemeinsam getanzt hatten, in ihr neu entfacht, ihr wurde heiß, dann durchströmte sie eine wohlige Wärme, und einen Moment glaubte sie, der Boden würde sich unter ihren Füßen auftun, so schwindelig war ihr zumute.
    »Ich muss jetzt gehen«, flüsterte sie.
    Julius nickte und strich ihr mit der Hand zärtlich zum Abschied über die Wange. »Wir sehen uns bald wieder.«
    »Ja, das tun wir.« Sie drückte kurz seine Hand an ihre Wange und wandte sich dann ab. Glücklich schlüpfte Karini durch die Pforte zum Hinterhof des Stadthauses.
    Sie erschrak fast zu Tode, als an der Hausecke jemand nach ihrem Arm griff und sie zu sich hinzog. »Wo kommst du her? Wer war das?«, drang Masra Martins Stimme leise und bedrohlich an ihr Ohr.
    Karini war vollkommen überrumpelt. »Was machst du hier … und … das geht dich gar nichts an.«
    »Nein? Das glaub ich aber schon, immerhin … du …«
    Sie spürte, wie ihre anfängliche Überraschung in Ärger umschlug. Was wollte er von ihr, sie war ihm keine Rechenschaft über ihr Tun in ihrer Freizeit schuldig. »Immerhin was? Und es ist mitten in der Nacht. Was machst du selbst hier draußen?«
    Andererseits … was, wenn er Liv von ihrem nächtlichen Ausflug berichtete? Sie hatte sich nie die Erlaubnis dazu geholt, sondern das Haus jedes Mal mehr oder weniger heimlich, manchmal unter einem fadenscheinigen Vorwand verlassen und bisher nie das Gefühl gehabt, dass Liv etwas von ihren Ausflügen ahnte.
    Masra Martin riss sie aus ihren Gedanken. »War das dein Freund?«
    »Nein … ja … vielleicht.« Karini wusste es selbst nicht genau. Hatte sie jetzt einen Freund? Immerhin hatte Julius sie geküsst, oder mussten sie sich dafür noch öfter küssen? In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander.
    »Ich möchte nicht, dass du dich mit fremden Männern herumtreibst«, hörte sie Masra Martin nun leise und ernst sagen.
    Karini traute ihren Ohren nicht. Sie hätte fast aufgelacht. »Warum nicht? Weil ich euer schwarzes Dienstmädchen bin?« Sie hörte selbst, dass ihre Stimme zynisch klang. Aber es war genau das, was sie empfand. Masra Martin hatte sie in den letzten Monaten nicht nett behandelt, er hatte sie in Anwesenheit anderer blanker

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