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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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verwüsteten, den damaligen Masra töteten und die Männer und Frauen der Sklaven verschleppten. In großer Angst war sie damals zum Fluss gelaufen und hatte sich unter der Plane eines Bootes versteckt. Das hatte ihr das Leben gerettet. Und plötzlich huschte ein Lächeln über Kiris Gesicht. Sie ahnte, wie Inika die Flucht von der Plantage gelungen war.
    Der Masra kam mit schnellem Schritt auf die Veranda zu. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Als er sagte, dass sie nicht weitersuchen würden, brach Misi Juliette unvermittelt in Tränen aus.
    »Aber Jean, wenn er noch lebt und Inika findet …«
    Masra Jean nickte. »Ich habe mit Dany gesprochen, er sieht das Problem genauso wie ich. Ich kann einfach keine Arbeiter zur Suche losschicken, sonst gefährde ich die nächste Ernte. Aber erhat versprochen, dass er ein paar Männer aus dem Maroondorf zur Suche abstellt. Sie finden sie ganz sicher. Und vor allem vor Baramadir.«
    Kiri atmete auf. Wenn sich jemand im Busch auskannte, dann die Maroons. Ihr Mann Dany würde alles in Bewegung setzen, um das Mädchen zu finden. Sie haderte mit sich. Eigentlich stand es ihr nicht zu, ungefragt zu sprechen, und sie war sich nicht sicher, wie der Masra darauf reagieren würde, andererseits lag ihr das Wohl des Mädchens sehr am Herzen. Aber nachdem sie ihre anfängliche Vermutung bezüglich der Flucht mit dem Boot jetzt mehrfach durchdacht hatte, wuchs in ihr die Überzeugung, dass diese gar nicht so abwegig war. Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Masra … Sagen Sie Dany, die Männer sollen flussaufwärts suchen.«
    Der Masra wandte sich ihr zu. Erleichtert sah sie, dass in seinem Blick nicht Wut oder Irritation, sondern vielmehr Neugier lag. »Wieso? Weißt du etwas, Kiri? Dann sag es!« Seine Stimme klang drängend.
    »Nein, Masra, ich weiß nichts«, antwortete Kiri wahrheitsgemäß und beschloss, einen Versuch zu wagen, »aber es könnte sein, dass … die Missionare sind vor drei Tagen abgefahren.«
    Der Masra wirkte überrascht. »Das wäre natürlich eine Möglichkeit«, sagte er zögernd, »aber sie wollten zur Missionsstation nach Berg en Dal. Und dort werden die Maroons nicht nach Inika suchen wollen«, seufzte er.
    Kiri hegte die gleichen Bedenken. Die Maroons sträubten sich erfolgreich gegen jegliche Missionsversuche und mieden alles, was damit zu tun hatte.
    »Jean, wenn Inika vielleicht dort ist, dann müssen wir nach ihr suchen!« Die Stimme der Misi Juliette klang flehend, und auch Kiri hoffte, dass Masra Jean zumindest versuchen würde, die Maroons von einem Versuch zu überzeugen.
    Der blickte seine Frau jetzt zärtlich an.
    »Julie, wenn Inika wirklich bis nach Berg en Dal mitgefahren ist, dann ist sie dort auf jeden Fall in Sicherheit«, sagte er behutsam. »So weit kommt Baramadir, so er denn noch lebt, niemals zu Fuß. Und selbst wenn er sich irgendwie ein Boot beschaffen würde, schafft er es nicht allein, die Station liegt mehrere Tage flussaufwärts. Meiner Meinung nach hat Inika einen guten Vorsprung. Wir werden sie finden, eher als Baramadir.« Er hielt inne. »Julie, ist alles in Ordnung? Du siehst blass aus.«
    Kiri hörte die Unruhe in seiner Stimme und betrachtete die Misi besorgt. Die Misi schien seine Worte nicht zu hören, sondern stöhnte jetzt auf und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Rücken. Sie wirkte plötzlich müde und ausgelaugt. Immer wieder war sie in den letzten Tagen zu Kiri gekommen, um sich um Sarina zu kümmern. Kiri war ihr dankbar dafür, sie wusste, dass die Anwesenheit und Unterstützung der Misi der indischen Frau gutgetan hatten. Aber ihr war nicht entgangen, dass die Sorge um Inika und Sarina die Misi zusätzliche Kraft gekostet hatte, die ihr nun, am Ende der Schwangerschaft, fehlte. Es war deutlich zu sehen, dass sie erschöpft war. Jetzt erhob sie sich schwerfällig von ihrem Stuhl und begann sogleich zu schwanken.
    Kiri sprang herbei und hielt sie aufrecht, Masra Jean stützte sie ebenfalls.
    »Komm, ich bringe dich nach oben.«
    Dass Jeans besorgter Gesichtsausdruck nicht nur in der Angst um das Mädchen und in der Sorge um Julie selbst gründete, das ahnten die Frauen nicht. Er trug noch eine schlechte Nachricht mit sich herum. Aber er hatte beschlossen, dass diese noch ein paar Tage warten konnte, bis sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, denn diese Nachricht konnte tief greifende Konsequenzen nach sich ziehen. Behutsam half er seiner Frau in ihr Schlafzimmer. Kaum lag Julie in ihrem Bett,

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