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Die Blume von Surinam

Die Blume von Surinam

Titel: Die Blume von Surinam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Belago
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Frühstückstisch und runzelte die Stirn, als Julie ihm nun die Nachricht überbrachte.
    »Jean, wir müssen sie suchen! Ruf ein paar Männer zusammen.«
    Doch Jean machte keine Anstalten aufzustehen. Seine Stirn lag in Falten, er schien nachzudenken. Julie wusste, dass es besser war, ihn jetzt nicht zu drängen, trotzdem brachte sie das Warten fast um den Verstand. Schließlich sagte er ruhig: »Setz dich Julie, denk an das Kind. Du sollst dich nicht aufregen …«
    Julie traute ihren Ohren nicht. Ein Kind war verschwunden, und er verlangte von ihr, sich zu setzen? »Ich soll mich nicht aufregen? Jean, das Mädchen ist weg. Wir müssen etwas tun!« Sieblickte ihn herausfordernd an. Ein Blick in seine Augen jedoch verriet ihr, dass er bei Weitem nicht so gelassen war, wie er tat. Im Gegenteil, er wirkte angespannt.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht«, er schluckte, »und ich muss eingestehen, dass es ein Fehler war, die Hochzeit zuzulassen.«
    »Diese Einsicht kommt vielleicht ein bisschen spät«, sagte Julie matt und setzte sich schließlich doch. Das Baby in ihrem Bauch hatte angefangen zu strampeln. Wenn das Kind so wild sein würde, wie es sich jetzt schon zeigte … Behutsam legte sie die Hände auf den Bauch und versuchte, sich und das Kind zu beruhigen.
    Jean stand auf und hockte sich neben ihren Stuhl. Die Sorge stand ihm im Gesicht geschrieben. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, es ist nur … das Baby strampelt so stark.« Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Sogleich traf ein kräftiger Tritt diese Stelle.
    Jean lachte leise. »Na, na, da ist aber jemand ungehalten heute.«
    Plötzlich schien all ihre Wut verraucht. Julie betrachtete Jean zärtlich. Sie wusste, dass es ihm nicht leichtfiel, die Plantage mit der nötigen Strenge zu führen, im Grunde seines Herzen war er ein gütiger Mensch. Er war immer gerecht zu seinen Arbeitern und genoss ein hohes Ansehen. Es war ein schmaler Grat, auf dem er wanderte. Gerade in aufgewühlten Momenten, wie damals bei Inikas Hochzeit, war es nötig, streng und resolut zu handeln. In dem Moment hatte er gesehen, dass Julie sich durch ihr kopfloses Handeln in Gefahr gebracht hatte. Er hatte sie nur in Sicherheit bringen wollen. Er hatte für sie, und nicht gegen Inika gehandelt. Und nun war Inika verschwunden.
    »Jean, bitte, wir müssen sie suchen.«
    Ihr Mann aber antwortete nicht. Mit einem Seufzer legte er seinen Kopf in ihren Schoß, während seine Hand unentwegt zärtlich über ihren gewölbten Bauch strich. Julie genoss diesenMoment der Nähe, davon hatte es in letzter Zeit viel zu wenige gegeben, und strich ihm übers Haar.
    »Julie, ich … vielleicht ist es besser, wenn wir sie gar nicht suchen«, flüsterte er plötzlich mit einem verschwörerischen Blick.
    »Was?« Julie dachte zunächst, sie hätte sich verhört.
    Jean hob vorsichtig den Kopf und blickte sie an. »Wir können ihr nicht helfen, ihre Eltern haben sie diesem Kerl zum Mann gegeben. Kommt sie zurück, wird es endlos so weitergehen und …« Sie folgte seinem Blick auf ihren gerundeten Bauch.
    Julie legte ihre Hand auf seine. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf umher. Was hatte das arme Mädchen die letzten Monate mit diesem Mann durchstehen müssen? Julie hatte selbst damals auch einen Mann geheiratet, den sie weder liebte noch … aber sie war achtzehn Jahre alt gewesen. Und das, was ihr nach ihrer Hochzeit widerfahren war, hatte sie lange genug daran zweifeln lassen, ob es Männer auf der Welt gab, die Frauen zärtlich behandelten. »Aber sie ist noch so jung. Und sie ist allein da draußen, wer weiß … im Regenwald ist es gefährlich.« Ihr behagte der Gedanke nicht, obwohl sie wusste, dass Jean recht hatte: Eine Rückkehr Inikas wäre nur gleichbedeutend mit der Fortsetzung ihres Leidens.
    Jean schien ihre Gedanken zu erahnen. »Sie ist ein schlaues Mädchen, sie schafft das schon. Ich denke, dort, wo sie ist, ist es für sie fast sicherer als bei diesem Baramadir.«
    Julie seufzte. Alles war besser, als das Mädchen diesem Mann zu überlassen. »Also gut, aber wir sollten trotzdem Erika benachrichtigen, falls Inika in der Stadt auftaucht. Immerhin hat sie Erika immer vertraut. Und auch Dany sollten wir Bescheid sagen, falls sie es bis zu einem Maroondorf schafft.«
    Jean warf ihr einen dankbaren Blick zu. »Ja, das machen wir. Aber offiziell suchen werden wir sie nicht.«
    Die Nachricht, dass keine Arbeiter zur Suche nach dem Mädchen abgestellt werden würden, löste

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