Die blutende Statue
vortrefflich angelegt.«
Charles-Marie Bonaventure du Breil, Marquis de Rays, verbüßte eine vierjährige Haftstrafe in den Gefängnissen der Republik und geriet danach in Vergessenheit. Niemand dachte mehr an ihn, als er acht Jahre später am 29. Juli 1894 starb.
Sein großer Traum war schon vor ihm gestorben. Doch zeugt vielleicht noch heute etwas davon. In weiter Ferne, auf einer kleinen Insel östlich von Australien, gibt es vielleicht noch seltsame Erdhügel, in denen Kreuze stecken, während in der traumhaften Vegetation noch hier und da Ballschuhe, Hundehalsbänder und Fetzen von Stempelpapier herumliegen.
Eine schöne Karosserie
Vereinigte Staaten, 1974. In Amerika herrschte die Ölkrise und die schönen amerikanischen Wagen verbrauchten ganz entschieden zu viel Benzin. Alles wurde teuer und jeder gute Bürger versuchte, Energie zu sparen, um damit dazu beizutragen, dass die amerikanische Handelsbilanz nicht defizitär würde. Deshalb bemühte sich jeder im ganzen Land, vom einfachen Arbeiter bis zu den mächtigsten Medien, zur Bewältigung der Krise die eindrucksvollsten Lösungen vorzustellen.
Eine der gefragtesten Möglichkeiten, mit der man sich dann auch am intensivsten befasste, war die Einführung von revolutionären und Treibstoff sparenden Automobilen. So zeigte der populärste Fernsehsender eines Abends ein neues Modell, den Tyler. Die Neugier der Produzenten dieser Sendung war umso größer, als dieses brandneue Fahrzeug auf drei Rädern das Werk einer Angehörigen des schwachen Geschlechts war: von Mrs Loretta Walbergson, einer vollschlanken Blondine und Mutter von fünf Kindern.
Die Sendung wurde zu einem überwältigenden Erfolg. Der Tyler, ein großartiges, stromlinienförmiges Auto, interessierte das Publikum. Die Herstellerin war nebenbei auf der Suche nach Geld, um das Auto produzieren zu können, denn der weiße, sehr bequeme Tyler war im Augenblick lediglich ein Modell. Loretta hoffte auf Aktionäre für ihre neu gegründete Gesellschaft. Bereits am Tag darauf gingen Schecks bei ihrem Gesellschaftssitz, der United Art Motor Corporation , ein. Den Namen hatte sie der Filmwelt entlehnt. Viele Menschen, die jahrelang gespart hatten, überkam das Gefühl, dass es sich hier um eine gute Investition handeln könnte, denn der Tyler, der im Fernsehen vorgeführt worden war, ermöglichte eine Benzinersparnis von fünfundsiebzig Prozent. Obwohl die angekündigte Geschwindigkeit des Fahrzeugs etwas geringer als die der amerikanischen Limousinen, die in den Werken von Detroit und anderswo hergestellt wurden, war, genügte sie für die amerikanischen Highways, weil dort, wie allgemein bekannt ist, eine strenge Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. Es bestand auch keinerlei Zweifel daran, dass der Tyler, wenn er in Serie hergestellt werden würde, für viele amerikanische Familien bald unentbehrlich sein würde.
In den kommenden Monaten verbrachte die vollbusige Loretta viel Zeit damit, die finanzielle Grundlage zu schaffen, damit der Tyler in Serie produziert werden konnte. In der Finanzwelt wurde viel über sie geredet. Allerdings schien sie mehr damit beschäftigt zu sein, bei den Banken größere Kredite zu beantragen, als ihr Montageband in Gang zu setzen. Experten, die von ungeduldigen Aktionären beauftragt worden waren, setzten sich mit dem fantastischen Modell, das im Fernsehen gezeigt worden war, etwas näher auseinander. Als sie feststellten, dass die großartige Ausstattung des Flitzers reichlich bunt zusammengesetzt war, verspürten sie einen starken Adrenalinstoß. Das Äußere erweckte noch eine gewisse Illusion, doch das Innere, in dessen Mittelpunkt sich ein Rasenmähermotor befand, war wohl nicht in der Lage, die Geschwindigkeit zu erzielen, die den Aktionären versprochen worden war. Es bestand nämlich aus Schrottstücken, die raffiniert mit Eisendraht und superleichten Drahtkleiderbügeln zusammengehalten wurden.
Mangels Alternative lehnte die kalifornische Kreditvergabe-Kommission fortan alle Kreditanträge ab, die von der schönen Loretta eingereicht wurden. Begründung: Ihre Anträge seien zu »ungewöhnlich«.
Andere Experten interessierten sich für die Person der schönen Automobilherstellerin. Man stellte fest, dass sie nicht nur am Tyler, sondern auch an ihrer Biografie reichlich herumgebastelt hatte. Loretta Walbergson, die starke Frau, hieß eigentlich Bergson, ohne Wal. Und noch schlimmer: Sie war auch nicht Mutter von fünf Kindern, sondern Vater, denn
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