Die Blutgruft
ahnen als zu sehen. Wie ein Spuk im Nebel.
Es ging abwärts!
Das merkte Suko, als er mit dem rechten Bein ausrutschte. Die Hacke fand plötzlich keinen Halt mehr. Auf dem feuchtglatten Boden rutschte er mit dem rechten Bein nach vom. Er blieb auf dem Boden, bis ihn eine Mulde aufhielt, aus der noch ein grauer Fels hervorragte.
Er richtete sich wieder auf.
Das Wasser rauschte. Er hörte es deutlicher als weiter oben. Aber er sah seine Bewegungen noch nicht, weil der neblige Vorhang ihm die Sicht nahm.
Weiter ging der Rutsch nach unten. Suko riss einen Arm in die Höhe. Halt fand er nicht und kam erst zur Ruhe, als das Gelände flacher wurde. Die letzten Meter hatte er freiwillig in dieser Haltung zurückgelegt.
Das Wasser war nah. Er hörte es gurgeln. Es schien unter dem Nebel zu dampfen. Seine Blicke irrten hin und her, denn leider war die Blutsaugerin verschwunden.
Als er den harten Ruf hörte, sah er sie wieder. Sie lief weiter vor ihm von der linken Seite her dicht am Wasser entlang und hüpfte über Hindernisse hinweg.
Aber nicht nur für sie interessierte sich Suko. Die letzte Stimme war nicht ihre gewesen, sondern die eines Mannes. Da gab es für Suko nur eine Lösung.
Rusko, die Bestie aus der Blutgruft!
Er sah ihn nicht. Aber er kannte ungefähr die Stelle, wo er sich aufhielt. Sie befand sich dicht am Wasser. Möglicherweise hatte er sogar das Boot geentert und wartete jetzt auf seine Helferin.
Der Inspektor sah keinen Grund mehr, sich zu verstecken. Es kam auf jede Sekunde an. Er wollte nicht, dass ihm die beiden blutgierigen Wesen durch die Lappen gingen.
Noch hörte er keinen Außenborder. Das wiederum gab ihm Hoffnung, und er beschleunigte seine Schritte, auch wenn er Gefahr lief, noch mal zu stolpern und auszurutschen.
Über die Steine sprang er hinweg. Er landete immer sicher auf dem weichen Boden. Er freute sich, als der Boden weicher wurde. Suko wusste sofort, dass er Sandboden unter den Füßen hatte.
Nicht mehr weit bis zum Wasser. Der leichte Schwenk nach rechts. Wieder das Eintauchen in den Nebel, der selbst das Gurgeln des Wassers unterdrücken wollte.
Nicht aber das Geräusch des Außenborders!
Er hörte es. Es klang so typisch, und wenig später sah er auch die Gestalt des Vampirs. Er hatte das Boot geentert und sich noch nicht in ihm niedergelassen. Er stand geduckt, breitbeinig. Er winkte, aber dieses Zeichen galt nicht Suko, sondern seiner Helferin, die das Boot noch nicht erreicht hatte.
Suko kam näher.
Er flog förmlich heran, um hinter den Rücken der Gestalt zu kommen. Rusko sah ihn. Er schrie seiner Artgenossin etwas zu, die ihren Lauf stoppte und sich drehte.
Trotz des Nebels sah sie, dass jemand auf sie zulief. Sie steckte plötzlich in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite wollte sie fliehen, auf der anderen war es die Gier nach Blut, die sie auf der Stelle bannte.
Sie musste sich entscheiden – und zögerte etwas zu lange, denn Suko überwand die letzte Distanz mit einem Sprung und prallte gegen sie. Die Gestalt wurde ebenso von den Beinen gerissen wie er selbst. Beide fielen in den weichen feuchten Sand. Suko hielt die Untote umklammert, die keuchte und sich natürlich wehrte. Sie versuchte, sich durch Tritte zu befreien, und Suko wusste auch, welche Kräfte in einem Vampir steckten. Auf einen Faustkampf konnte er sich nicht einlassen, schon aus Zeitgründen nicht.
Er drückte sie von sich weg. Das Knattern des Motors hatte er noch im Ohr, aber er schaute nicht zum Kahn hin, als er hochschnellte und dabei noch einigen Sand hochschleuderte.
Die Vampirin stand ebenfalls. Dunkle Haare, ziemlich groß, fast eine männliche Figur. Sie wirkte überdreht. Sie konnte ihre Bewegungen kaum kontrollieren, als sie angriff und auf nichts anderes achtete. Die Gier nach Blut war einfach zu groß.
Suko ließ sie in einen Handkantenschlag hineinlaufen, der ihren Hals erwischte. Sie schrie nicht, aber sie war auch nicht außer Gefecht gesetzt. Sie torkelte nur zur Seite, konnte sich wieder fangen und wollte erneut angreifen.
Suko blieb nicht viel Zeit für irgendwelche Experimente. Er dachte mehr an Rusko, als er seine Beretta zog und vor dem Schuss nicht mal groß zu zielen brauchte.
Die Kugel traf die linke Körperhälfte des bluttrinkenden Wesens. Rusko’s Helferin erhielt einen Stoß, der sie zur Seite und von den Beinen schleuderte. Sie brüllte jetzt, während sie sich durch den feuchten Sand wälzte, und Suko wusste, dass er kein zweites Mal schießen musste,
Weitere Kostenlose Bücher