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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sternen zu fliegen.
    Und sie beantworteten auch niemals deine Fragen nach deiner Mutter. Sie konnten es nicht. Sie wußten nichts, und es war ihnen gleichgültig. Du warst Jeff Kerwin von der Erde. Mehr wollten sie von dir nicht.
    Wenn du noch jünger gewesen wärest, hätte das vielleicht genügt. So hungertest du danach, irgendwohin zu gehören.
    Aber der Himmel der Erde war ein kaltes, brennendes Blau, die Hügel von einem kalten, unfreundlichen Grün; und die blaßglänzende, gelbe Sonne machte deine Augen schmerzen, selbst wenn du dunkle Gläser trugst. Du vermißtest die Kälte, den Wind, der von den hohen, zerrissenen Spitzen der Berge herabfegte; du vermißtest den staubigdunklen Himmel und das karminrot glimmende Auge der Sonne. Deine Großeltern liebten es nicht, wenn du über Darkover sprechen, an Darkover auch nur denken wolltest, und als du einmal genügend Taschengeld zusammengespart hattest, um einige Aufnahmen von den äußersten Planeten zu kaufen, nahmen sie dir die Bilder ab. Du gehörtest auf die Erde. Das behaupteten sie wenigstens.
    Du wußtest es aber anders; und sobald du alt genug warst, gingst du. Du wußtest, daß du ihnen das Herz brechen würdest, aber du gingst, denn du mußtest. Du wußtest, auch wenn es ihnen selbst nicht klar war, daß Jeff Kerwin junior nicht der Junge war, den sie liebten.
    Vielleicht war es auch nicht Jeff Kerwin, dein Vater…
    Zuerst hattest du eine Arbeit bei den Behörden der Erde, und du mußtest hart arbeiten und den Mund halten, wenn die hochnäsigen Leute Terras sich über deine Größe lustig machten oder dich wegen deines Darkovaner-Akzents auslachten, den du nie ganz verloren hattest.
    Und dann, eines Tages, gingst du an Bord eines der großen Raumschiffe, die im Dienst des terranischen Imperiums standen, die mit unermeßlicher Geschwindigkeit den Sternen entgegenrasten, die nur als Namen durch deine Träume geisterten. Und du erlebtest, wie die verhaßte Sonne der Erde zu einem schwach glimmenden Stern wurde und schließlich dem Auge entschwand.
    Nicht Darkover, noch nicht. Aber eine Welt mit einer roten Sonne und einem purpurnen Himmel, eine untergeordnete Tätigkeit in einer Welt von Gestank und elektrischen Stürmen und Albinofrauen, die hinter hohen Mauern zusammengepfercht waren.
    Und danach gab es gute Arbeit im Koordinationsbüro des Raumhafens einer Welt, wo die Männer Messer trugen und die Frauen schmale Silberketten an den Handgelenken, die klingelten und klirrten. Dort gefiel es dir. Du hattest dort viele Raufereien, viele Frauen. In der polierten Schale des Behördenangestellten steckte ein Rauhbein, und auf diesem Stern kam es manchmal zum Vorschein. Es ging dir gut dort, und du hättest dortbleiben und glücklich sein können.
    Aber immer trieb dich etwas vorwärts: die Ruhelosigkeit, Unrast. Und dann gingen auch die Lehrjahre zu Ende. Bisher warst du immer gegangen, wohin man dich gehen hieß. Nun überließ man es bis zu einem bestimmten Grad dir, wohin du gehen wolltest.
    Und du hast keinen Augenblick gezögert.
„Darkover.“
    Der Mann im Personalbüro starrte dich an. „Weshalb, zum Teufel, kann man nur dorthin gehen wollen? Es ist ein höllischer Planet, kalt wie die Sünde, und das ist noch nicht alles. Es ist barbarisch dort, riesige Gebiete sind völlig gesperrt für die Menschen der Erde, und jeder Schritt außerhalb der Handelsstadt ist gefährlich. Ich war zwar selbst noch nie auf Darkover, aber es wird erzählt, daß dort ständig Aufruhr herrscht. Außerdem gibt es fast keine Handelsbeziehungen mit den Darkovanern, und das heißt, daß die Raumschiffe des Imperiums nur gelegentlich dort landen. Wenn du dorthin geht, dann bleibst du jahrelang dort hängen, bis man für dich einen Ersatzmann findet, und wenn du den ganzen Planeten noch so satt hast. Schau mal“, versuchte er, dich zu überreden, „Rigel 9 schreit direkt nach guten Leuten, und du könntest dorthin gehen und dich zum Legaten hinaufarbeiten. Weshalb willst du dich an einen halbgefrorenen Klumpen Staub irgendwo am Ende vom Nichts verschwenden?“
    Du ließest dir einen Augenblick Zeit, und dann gabst du ihm die Antwort:
    „Ich bin auf Darkover geboren.“ „Ach so. Einer von denen also. Ich verstehe.“
    Am liebsten hättest du ihm das unverschämte Grinsen aus seinem rosigen Gesicht geschlagen, aber das tatest du dann doch nicht. Du standest nur da und sahst ihm zu, wie er seinen Namen unter deinen Versetzungsantrag kritzelte. Und dann, als du endlich den

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