Die böse Brut
ist nicht unterkellert.«
»Wo sollen wir noch suchen?«
»In der Praxis.«
»Okay.«
Es war die letzte Hoffnung. Ich wusste, durch welche Tür man gehen musste, um sie zu erreichen. Eigentlich rechnete ich damit, dass sie abgeschlossen war, doch hier erlag ich einem Irrtum. Sie ließ sich leicht öffnen, und der nächste Schritt brachte uns bereits in das Wartezimmer, das auch von einer anderen Tür erreicht werden konnte, wenn die Menschen mit ihren tierischen Patienten von außen kamen.
Es war noch eine dritte Tür vorhanden. Sie unterbrach die Reihe der aufgestellten Stühle, war natürlich geschlossen, aber ich bezweifelte, dass sie verschlossen war. Für einen Moment blieb ich vor ihr stehen. Sicherheitshalber neigte ich mein Ohr an das Holz, doch zu hören war nichts.
Suko schaute mich fragend an. »Mal sehen«, sagte ich und drückte die Klinke nach unten. Noch während ich die Tür vorsichtig öffnete, hörten wir beide das Geräusch. Wir hatten es zuvor nicht vernommen, weil die Tür von dieser Seite her schallgedämpft war, aber jetzt drang uns dieses leise Wimmern durch Mark und Bein.
Blitzschnell hatten wir unsere Waffen gezogen. Und ebenso schnell stieß ich die Tür nach innen.
Uns stockte der Atem.
Mitten im Raum hing ein Körper von der Decke, und seine Füße baumelten dicht über dem Boden.
Es war Maxine Wells!
Keiner von uns reagierte. Wir waren einfach geschockt und kamen uns sogar hilflos vor. Deshalb blieben wir sekundenlang stehen, um das schreckliche Bild aufzusaugen.
Diese verdammten Verbrecher hatten Maxine tatsächlich aufgehängt. Ihre Arme waren in die Höhe gerissen worden, und der Haken an der Decke war sehr wichtig. Er diente ansonsten als eine Art Durchlauf für eine Hebelrolle, aber diesmal war das Seil zweckentfremdet worden. Es wand sich um die Handgelenke der Tierärztin, die nicht nur auf so schlimme Art und Weise aufgehängt, sondern auch gefoltert worden war. Man hatte sie geschlagen, das war an den Flecken in ihrem Gesicht zu sehen. Es waren ihr auch Wunden zugefügt worden, und ihre Kleidung hing an einigen Stellen zerrissen an ihrem Körper herab.
Sie befand sich in einem jämmerlichen Zustand, aber sie war nicht ohnmächtig. Das Gesicht war auf uns gerichtet. Ob sie uns allerdings wahrnahm, sahen wir nicht. Weil es ihr einfach zu schlecht ging.
Sie musste auch wahnsinnige Schmerzen haben. Es lag noch nicht lange zurück, da hatte ich Glenda Perkins in einer ähnlichen Lage erlebt, nur war da noch jemand bei ihr gewesen, nämlich die blonde Bestie Justine Cavallo.
Die Hundesöhne hatten sie nicht getötet. Wahrscheinlich brauchten sie sie noch. Sie wollten sie nur fertig machen, um zu ihrem Ziel zu gelangen.
Wir rannten beide auf die Frau zu. Suko hielt ein Messer in der Hand. Ich umfasste Maxine’s Körper und wusste selbst nicht, was ich dabei alles flüsterte. Wahrscheinlich hörte sie mich auch nicht.
Suko säbelte mit der Messerklinge den verdammten Strick durch. Ich hörte ihn dabei leise fluchen, dann sackte der Körper und wurde von mir abgefangen. Ich hielt Maxine wie eine Puppe in den Armen und suchte nach einem Platz, wo ich sie ablegen konnte.
Ich fand eine Bank, auf der sonst die größeren Tiere zu liegen kamen. Sie war lang genug, um die Frau aufzunehmen.
Suko schnitt die Stricke an ihren Händen durch und suchte dann etwas zu trinken.
Ich saß neben Maxine. Ich schaute in ihr Gesicht, in dem die Unterlippe aufgeplatzt war. Von dort hatte das Blut über dem Kinn einen roten Streifen gezogen, der bereits eine kleine Haut bekommen hatte.
Blaue Flecken auf dem Körper. Eine Wunde an der Stirn. Blutreste in den Augenbrauen, sie hatte verdammt viel einstecken müssen. Suko kam mit dem Wasser. Ich hob den Körper der Tierärztin leicht an. Der Kopf machte die Bewegung mit, so dass es mir gelang, den Rand des Glases an ihren Mund zu setzen.
Das bekam sie mit. Sie öffnete die Augen ganz, sah mich, und ich zwang mich zu einem Lächeln, wobei mir eher nach Heulen zumute war.
»Keine Sorge, Max, keine Sorge. Du musst etwas trinken. Dann sehen wir weiter.«
Sie wollte sprechen, nur konnte sie es nicht. Ich kippte das Glas weiter, dann rann die Flüssigkeit über die Unterlippe hinweg in ihren Mund hinein. Automatisch schluckte sie, verschluckte sich und hustete, was schnell vorbei war, und so konnte ich wieder das Glas an ihre Lippen setzen.
Jetzt trank sie ohne Unterbrechung das Glas leer. Ich ließ es noch mal füllen. Maxine warf mir einen
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