Die Boten des Todes
Gatten sein baldiges Ende ankündigt? So
sah es aus, als steckten andere Leute dahinter. Als Noringen sein Gewehr lud,
stellte sie den Sarg mit dem Skelett vor die Tür seines Schlafzimmers. Dann
durchsuchte sie mit ihm zusammen das Haus. Es muß ein Höllenspaß für sie
gewesen sein, herumzuschleichen und nach einem Fremden zu suchen, den es nicht
gab. Und anschließend fand sie die Puppe mit dem Zettel, den sie selbst
geschrieben hatte, in ihrem Badezimmer. Sie kreischte markerschütternd, und
Noringen hätte schon jetzt fast der Schlag getroffen. Anschließend brachte er
noch die Turmuhr nahezu zur Strecke. Dann war für diese Nacht Ruhe. Ada selbst
lenkte den Verdacht auf ihre Freundin Frau Zirli und tat auch ihr gegenüber so,
als hielte sie sie für die Urheberin der nächtlichen Freuden. Später brachte
sie den Gedanken auf, mißgünstige Leute wollten sie und ihren Mann aus dem Haus
vertreiben. Alles durchaus logisch und konsequent. Können Sie mir folgen?«
»Ich gebe mir Mühe«, sagte Stasi.
»Lobenswert. Nach dieser Einleitung
wollte Ada keine Zeit mehr verlieren. Sie präparierte den Old Smuggler mit
Zyankali, aber Noringen bevorzugte an diesem Abend Kognak und kam noch einmal
davon. Dann erschien die unglückselige Lady Chisterbeere überraschend. Noringen
mixte ihr den Old Smuggler, als Ada in der Küche war. Sie konnte nicht mehr
verhindern, daß Lady Chisterbeere trank. Mit welcher Begründung hätte sie es
auch tun sollen? Sie selbst hätte sowieso nicht getrunken, und Noringen
bemerkte das Gift rechtzeitig und warnte sie auch noch. Ich war immer der
Ansicht, daß die arme Lady Chisterbeere aus Versehen ermordet worden war.«
Stasi löschte die Zigarette im
Aschenbecher auf dem Tisch. Hadik ließ ihn nicht aus den Augen. Stalacarro
sprach weiter. »Ich erwog zwar die Möglichkeit, daß Noringens die Lady
umgebracht haben könnten. Aber aus welchen Motiven? Da war nicht viei zu holen.
Tja. Wenn man aber den Verdacht hatte, daß Ada van Noringen hinter allem
steckte, dann war es an der Zeit, sich näher um sie zu kümmern. Die deutschen
Behörden lieferten das Material prompt. Dennoch blieben die Ermittlungen hinter
den Ereignissen zurück. Ohne Beweise einzugreifen, war schwierig. Ada kam auf
den Einfall mit der Bergviper. Man kann die Biester hier überall mit einem Netz
und einem Eimer fangen, und sie war die Frau, sich davor nicht zu fürchten.
Wieder traf es den Falschen. Kaum anzunehmen, daß Cigaglia die Viper zur
eigenen Unterhaltung in das WC geschmuggelt hatte. Immerhin konnten es nun
beide Noringens und Frau Zirli gewesen sein, die hinterher so entschlossen die
Streitaxt schwang. Am gleichen Tag erfuhr ich im Büro, daß Frau van Noringens
Mann, Edgar Jokaster, ermordet worden war.«
Stalacarro wartete, sah Stasi scharf
an. »Sie haben das später auch erfahren. Ich sagte es Noringen, und er war
betroffen. Mein Verdacht bestärkte sich. Ada hatte von Jokaster eine Menge Geld
geerbt. Aber das war nicht alles. Ich habe endlos mit Deutschland telefoniert
in diesen Tagen. Enorme Unkosten. Adas Ehe mit Jokaster war ihre zweite. Davor
war sie mit einem Herrn Jacobsen verheiratet, Fabrikant, sehr vermögend. 1942
gefallen. Ich hatte den blödsinnigen Gedanken, daß Ada an Jokasters Ermordung
irgendwie beteiligt war, obwohl sie ein einwandfreies Alibi hatte, und daß sie
nunmehr Herrn Adrian auf ähnliche Weise beseitigen wollte.« Der Hauptmann nahm
sich eine Zigarette. »Es zeigte sich, daß dieser Gedanke noch nicht blödsinnig
genug war. Es geschah etwas, das ich nicht im Traum für möglich gehalten hatte.
Ich bekam Nachrichten auch über Noringen. Auch er war schon zweimal verheiratet
gewesen.«
Stasi hob seinen Kopf etwas höher.
»Seine erste Frau starb 1935 in
Hannover. Erkältung, Lungenentzündung, aus. Ganz banaler Tod. Noringen erbte
ihr Vermögen, auch nicht gerade wenig. Er heiratete 1937 zum zweitenmal, Frau
Michaela Valli. Eine reiche Witwe, Schweizerin. Noringen zog nach Luzern. Er
blieb den Krieg über in der Schweiz. Wissen Sie, was aus Michaela van Noringen
geworden ist?«
La Verne schwieg.
»Das sollten Sie aber. Sie wurde am 12.
September 1939 tot aufgefunden. Ertrunken in ihrer Badewanne. Vermutlich
Herzschlag. Was sagen Sie dazu?«
»Ich finde es bedauerlich«, sagte
Stasi.
»Und nun heirateten Adrian und Ada am
17. Juli 1962. Beide mit beträchtlichem Vermögen. Und damit schien etwas
eingetreten zu sein, was ohne Zweifel nur einmal im Jahrhundert vorkommt:
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