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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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der
ersten Dämmerung fielen hinein. Stasi öffnete die Terrassentür und die Fenster
des Rauchzimmers und der Bar. Nach wenigen Minuten kam Corry aus der Küche. Sie
hielt eine Vase mit dem Rosenstrauß und eine Platte mit belegten Broten.
    »Kaltes Bier und verflüssigte
Williamsbirnen?«
    »Das ist das Richtige. Willst du noch
sehr lange aufbleiben?«
    »Ganz bestimmt nicht, mein Engel. Das
war ein verdammt anstrengender Tag. Meine Schuld. Warum heirate ich im
Hochsommer?«
    »Die ganze Woche war eine Strapaze.
Erst der Mord, die ewigen Verhöre, die Lauferei wegen der Hochzeit, dazwischen
die Beerdigung... ich habe langsam genug davon.«
    »Ich auch. Ein Segen, daß wir nicht
gleich anschließend Kindtaufe haben.«
    »Stasi!« Sie blickte streng.
    »Alles schon vorgekommen. Was ist dir
eingefallen im Park?«
    Sie aß langsam eine Olive, bevor sie
antwortete. »Das Datum«, sagte sie leise. »Genau vor fünf Wochen haben
Noringens geheiratet. Am fünfzehnten Juli. Sonntag.«
    Er drehte seinen Arm mit der Uhr.
»Tatsächlich. Neunzehnter August. War mir gar nicht aufgefallen.«
    »Er hat mir erzählt, wie es angefangen
hat. In der Hochzeitsnacht... mit dem Buch und dem Sarg... ich weiß, es ist
dumm von mir... ich habe daran gedacht, daß...«
    »Daß es bei uns auch anfängt, was?«
    »Sei mir nicht böse, Stasi. Es war nur
ein Spleen... aber es ist auch Sonntag, und wir sind allein im Haus.«
    Er trank seinen Schnaps aus und leckte
sich die Lippen. »Ich bin nicht böse. Natürlich, man kann darauf kommen. Aber
die Voraussetzungen haben sich etwas geändert. Irmela ruht in der warmen Erde
des Tessins. Der Doktor sitzt in einer reinlichen Zelle. Wer sollte uns die
Freude machen? Vor allen Dingen, warum?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie bedrückt.
»Vielleicht haben sie doch einen Helfer gehabt. Und außerdem... wenn sie es
nicht gewesen sind... nicht Frau Zirli und nicht Cigaglia... wenn der Hauptmann
sich geirrt hat? Ganz ein anderer, der nicht will, daß hier jemand wohnt...
daran habe ich denken müssen.«
    Er hatte die Stirn gerunzelt bei ihren
Worten. Im nächsten Moment lächelte er wieder. »Schön, mein Kind. Man kann
daran denken, gebe ich zu. Obwohl es lausig an den Haaren herbeigezogen ist.
Stalacarro hat sich lange geirrt. Jetzt nicht mehr. Aber nehmen wir an, es wäre
wirklich so. Wir wohnen hier nur in Untermiete. Das Haus gehört uns so wenig
wie der Petersdom. Wir gehen von selber. Uns braucht keiner was zu tun.«
    Sie stand auf und gab ihm einen Kuß.
»Es war dumm von mir, daß ich davon angefangen habe. Verzeih mir. Hier ist so
viel passiert. Man kann sich nicht vorstellen, daß alles so friedlich sein soll
auf einmal...«
    Er zog sie auf seinen Schoß. »Alles
klar, mein Liebling. Aber schließlich war es die letzte Woche auch friedlich.
Wenn es dich beruhigt, sehe ich nochmals in jede Ecke, bevor wir die Lichter
ausknipsen. Und außerdem schläft keiner von uns allein heute nacht.« Sie küßte
ihn wieder. Er fragte: »Übrigens — hättest du noch Lust zu einem nächtlichen
Bad im See? Mondschein und warme Wellen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich
ehrlich sein soll, Stasi... morgen gern. Aber heute langt meine Energie nur
noch zu einem Bad in der Wanne.«
    »Recht so. Ich werde noch einen
Rundgang machen und dich dann in deiner Wanne besuchen.«
    Sie tranken die Gläser aus. Stasi nahm
sich ein Sandwich vom Tablett und verließ kauend den Raum. Corry räumte die
Gläser fort und trug die leeren Flaschen zur Küche. Als sie den Vorraum wieder
betrat, kam er die Kellertreppe hinauf. »Unten — Gespenst Fehlanzeige. Ich geh
kurz nach draußen.«
    Er ließ die Haustür offen. Es war ganz
dunkel geworden. Im Park rauschte es leise. Er zündete eine Zigarette an und
rauchte in tiefen Zügen. Langsam ging er weiter, herum um stumme Mauern, bis er
die Terrasse erreicht hatte. Er blieb stehen und sah nach oben. Die Fenster der
Bäder waren gerade über ihm. Er rauchte bis zu Ende und trat den Rest aus. Über
ihm flammte Licht auf. Der schräge Schein fiel zwischen die Büsche. Corry war
im Badezimmer.
    Geräuschlos trat er durch die
Terrassentür. Seine Hände schlossen sorgfältig die Verriegelung. Er ging durch
das Vestibül zum Flur, seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Er
schloß die Haustür, drehte den Schlüssel und ließ ihn stecken. Für eine Sekunde
schloß er die Augen, als er die Treppenbeleuchtung einschaltete. Dann ging er
schnell nach oben.
    Vom Bad her hörte er

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