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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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schönste
Vorschlag, den ich in meinem Leben gehört habe. Aber jetzt habe ich unserem
Advokaten versprochen, hier den Verwalter zu mimen, bis sie ihn aufhängen. Und
deswegen mache ich dir zwei andere Vorschläge.«
    »Zwei?«
    »Zwei. Erstens: Du bleibst hier bei
mir, bis alles geregelt ist und ich weg kann...«
    »Das kann ewig dauern!«
    »Na, ewig nicht gerade, aber eine
Weile. Um diese Weile nutzbringend auszuwerten, folgt unverzüglich mein zweiter
Vorschlag.« Er wartete. Corry sah ihn an. »Keine Ahnung?« fragte er.
    »Nein«, sagte sie verwundert.
    »Hm. Wenn man sich schon mal aufrafft,
dann ahnen die Mädchen nichts. Du wirst sofort meine ganze Schamlosigkeit
erkennen. Wie ich vorhin vernahm, gnädiges Fräulein, bist du um hunderttausend
Franken reicher geworden. Somit geradezu als gute Partie zu bezeichnen. Aber
auch ich trete nicht ganz mittellos unter deine Augen. Mit zwanzigtausend kann
ich mich beinahe als wohlsituiert bezeichnen. Hinzu kommt, dal? ich dich liebe.
Aus allen diesen schwerwiegenden Gründen wollte ich dich fragen, ob du am
nächsten Sonntag in fünfzig Jahren etwas Besonders vorhast.«
    Sie wußte selbst nicht, ob sie empört
sein oder lachen sollte. Sie wich energisch zurück. Ihre Augen waren rund und
vorwurfsvoll. »Fängst du schon wieder an? Woher soll ich wissen, was ich...«
    »Ich dachte es mir.« Stasi nickte mit
Überlegenheit. »Du hast nichts Besonderes vor. Ich ersuche dich daher, diesen
Tag für unsere goldene Hochzeit vorzumerken.« Sie schwieg fassungslos. »Ich
sehe«, sagte er, »es fällt dir schwer, in großen Zeiträumen zu denken. Wir
müßten in sieben Tagen heiraten. Der Termin liegt etwas kurz nach der
Beerdigung unserer verehrten Arbeitgeberin, aber wie ich sie kannte, war sie
nicht die Frau, so etwas übelzunehmen.« Er legte die Arme auf die Schultern des
Mädchens. »Und nun will ich versuchen, den nötigen Ernst aufzubringen. Wie ist
es, Corry? Wollen wir als Mann und Frau von hier weggehen?«
    Sie sprach nicht. Plötzlich küßten sie
sich so lange, wie sie es noch nie getan hatten.
     
     
     

XII
     
    Der Bug des Bentley hob und senkte sich
majestätisch. Stasi blickte von der Straße weg nach rechts. Corry hatte die
Nase in ihrem Rosenstrauß. Der Fahrtwind fuhr durch ihr Haar. »Du siehst aus
wie eine junge Herzogin«, sagte er.
    »Danke, Lord La Verne. Ich fände es
aber gut, wenn du gelegentlich wieder auf die Straße sehen könntest. Ich möchte
nicht an meinem Hochzeitstag am Baum landen.«
    »Es wäre eine nette Abweichung vom
üblichen Zeremoniell. Aber dieses Auto findet den Heimweg allein.«
    »Du bist ein Verschwender! Wir hätten
ruhig den kleinen nehmen können.«
    »Dieser Ansicht, Frau La Verne, bin ich
ganz und gar nicht. Wenn ich mich schon mit der Verwaltung des Kastells
herumärgern muß, verwalte ich auch den Bentley. Und wenn ich zum erstenmal in
meinem Leben heirate, muß es mit dem passenden Wagen geschehen. Schwere Zeiten
kommen früh genug. Nützen wir die guten aus.«
    Sie fuhren noch zwei Stunden, bis Stasi
den Weg nach Sasso quadrato einschlug. »Ich gebe zu, daß die Hochzeitsreise
etwas kurz war«, sagte er, als die Mauer in Sicht kam. »Ich verspreche dir noch
eine längere.«
    Er stieg aus und schloß das Tor auf.
Der Park lag betäubt von der Hitze des Tages. Sie fuhren in die Garage und
gingen langsam den Weg zum Haus. Er faßte Corrys Hand. »Ich muß sagen, ich habe
eigentlich keinen Grund, mit Sasso quadrato unzufrieden zu sein. Ich wandle
hier unter Bäumen, die mir nicht gehören, in einem Stresemann wie Stresemann
selber, lebe in einem Palast, der mir auch nicht gehört, brauche nichts dafür
zu bezahlen, habe Geld gekriegt, mit dem ich niemals gerechnet hatte, habe
heute das schönste Mädchen der Welt geheiratet, womit ich auch niemals
gerechnet hatte... und alles nur, weil ich zufällig die Stellenangebote in
einer Zeitung gelesen habe. Es ist unglaublich.«
    »Vier Menschen sind tot«, sagte Corry.
    »Ich weiß, mein Liebling. Wir haben sie
nicht umgebracht. Eine war eine Mörderin. Cigaglia sitzt. Die Toten sind
gesühnt. Wir können nichts dafür, daß der Hauptmann nicht schon nach dem ersten
Mord den Richtigen erwischt hat.«
    Sie waren vor der Haustür. Corry
schwieg. Er suchte den Schlüssel hervor. »Woran denkst du?«
    »Ach... mir ist etwas eingefallen.«
    »Und?«
    »Ich sage es dir drin.«
    »Fein. Mit einem Glas in der Hand kann
ich besser zuhören.«
    Im Haus war es kühler. Die Schatten

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