Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
mehrere Meter hinweg auf sie stürzen oder wenigstens ihrer Tirade ein Ende setzen sollten.
    Mir wurde bewusst, dass für einen Machthungrigen schon die bloße Nähe zu diesem verdammten Schachspiel eine Wirkung hatte, als würde man ihm einen Löffel Größenwahnserum verabreichen. Sage schien vor ihrem Eintreffen im Sutalde eine ganze Flasche davon in einem Zug geleert zu haben.
    Außerdem war es offensichtlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es unserer kleinen Sage egal war, ob ihre grell glänzenden Fingernägel womöglich Schaden nehmen könnten, wenn sie abdrückte. Wir mussten unbedingt hier raus, und zwar schnell. Und wir mussten unsere Koordinaten mitnehmen.
    Nur wie?
    Ich schaute aus dem Augenwinkel zu Wartan hinüber. Der Blick, mit dem er Sage fixierte, sagte mir, dass er gerade dieselben Überlegungen anstellte. Die massive Schachdame stand exponiert zwischen uns auf dem Tisch, aber selbst wenn wir sie als Waffe benutzten, konnten wir sie nicht schneller ergreifen und werfen, als eine Kugel uns treffen würde. Und sollte es uns dennoch gelingen, Sage zu überwältigen, so hatten wir, nur mit einem kleinen Damenrevolver bewaffnet, nicht die geringste Chance, den Profis zu entkommen, die draußen warteten. Irgendetwas musste ich mir einfallen lassen. Sage hatte sich inzwischen so in Fahrt geredet, dass es schwer sein würde, zu ihr durchzudringen und halbwegs vernünftig mit ihr zu reden, aber ich musste es versuchen.
    »Sage«, unterbrach ich sie, »selbst angenommen, du kannst all diese Schachfiguren zusammenbekommen - was willst du damit machen? Du bist schließlich nicht als Einzige hinter
ihnen her, oder? Wohin willst gehen? Wo kannst du dich verstecken?«
    Einen Moment lang wirkte Sage tatsächlich verblüfft, als hätte sie bei der Planung ihres Wolkenkuckucksheims so weit noch gar nicht gedacht. Ich wollte gerade nachsetzen, als das Telefon auf dem Empfangstresen in der Nähe der Tür klingelte. Die Waffe weiterhin auf mich gerichtet, ging Sage zwischen den Tischen ein paar Schritte zurück, um ein größeres Gesichtsfeld zu haben.
    Dann bemerkte ich das andere Geräusch. Ein sanftes Geräusch, das mir vertraut und ganz in der Nähe war, auch wenn ich einen Moment brauchte, um es zu identifizieren.
    Das Surren von Rollerblades auf Steinboden.
    Es schien sich heimlich an uns vorbei Richtung Eingang zu bewegen, verborgen hinter dem langen, hohen Regal, das den Raum längs abtrennte und in dem Rodos Sammlung von Cidrekrügen ausgestellt war. Aber auch wenn das Telefon erbarmungslos weiterklingelte - wie lange würde Leda brauchen, um nahe genug heranzukommen, bevor Sage sie ebenfalls hörte?
    Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Wartan begann, sich langsam vorwärtszuschieben. Doch Sage richtete die Waffe auf ihn, und er hielt inne.
    Dann brach plötzlich die Hölle los, wie Key sagen würde. Eine riesige Ladung Cidre traf den Deckenventilator.
    Alles geschah innerhalb von Sekunden.
    Ein Vier-Liter-Krug mit Sagardoa explodierte auf dem Steinboden vor Sages Füßen, und Apfelwein spritzte in alle Richtungen. Sage wich instinktiv ein Stück zurück, um ihre Sechshundert-Dollar-Schuhe zu schützen, aber als Wartan Anstalten machte, sich auf sie zu stürzen, richtete sie sofort wieder den Revolver auf ihn. Im selben Moment flog der
nächste Krug vom Regal in Richtung ihres Kopfs. Sage duckte sich schnell hinter einen Tisch, sodass der Krug sie verfehlte und neben ihr auf den Boden krachte.
    Jetzt ergoss sich eine ganze Lawine aus dem Regal in den Raum. Sagardoa-Krüge prasselten von oben herunter, während Sage - die hinter dem Tisch hockte, den Ellbogen aufgestützt wie ein Scharfschütze - sie aus dem Weg schoss wie beim Tontaubenschießen. Beim ersten Schuss hatte Wartan mich hinter unseren Tisch gezerrt und ihn umgestoßen, sodass alles - das Buch, die wertvollen Papiere, die schwarze Dame und der Châteauneuf-du-Pape - auf dem Steinboden gelandet war. Aber die Tischplatte bot uns gute Deckung. Es krachte und schepperte, und Schüsse knallten, während am anderen Ende des Raums unablässig das Telefon klingelte.
    Wartan sprach meine Gedanken aus. »Ich weiß ja nicht, wer unser Retter hinter diesem Weinregal ist, aber lange wird er sie nicht mehr in Schach halten können. Wir müssen irgendwie an sie rankommen.«
    Ich lugte hinter der Tischplatte hervor. Der ganze Laden stank nach fermentiertem Apfelmus.
    Sage, in ihrer relativ geschützten Position im Mittelfeld, von wo aus sie die Kontrolle

Weitere Kostenlose Bücher