Die Bourne Intrige
schwerer zu fallen. Er starrte weiter auf das schattenhafte Mädchen, so als gäbe es für ihn nichts anderes mehr auf der Welt.
»Ist sie echt?«
»Das kommt ganz drauf an, was du unter echt verstehst«, antwortete Bourne. »Erzähl weiter – was wolltest du von Diego Herrera? Was sollte Holly für dich stehlen?«
Perlis sagte nichts, doch Bourne sah, wie er die Finger seiner rechten Hand krümmte und in die Blätter auf dem Waldboden grub.
»Was versteckst du da, Noah?«
Perlis riss die linke Hand hoch, die er unter dem Körper verborgen hatte, und im nächsten Augenblick bohrte sich ein Springmesser durch Bournes Kleider und seitlich in den Oberkörper. Perlis begann die Klinge zu drehen, um durch Muskeln, Sehnen und Knochen zu den lebenswichtigen Organen vorzustoßen. Bourne versetzte ihm einen mächtigen Schlag gegen den Kopf, doch Perlis bohrte ihm das Messer mit schier übermenschlicher Kraft noch tiefer ins Fleisch.
Bourne fasste Perlis’ Kopf mit beiden Händen und brach ihm mit einem mächtigen Ruck das Genick. Augenblicklich wich das Leben aus ihm, und Perlis’ Augen starrten ins Leere. Aus dem Mundwinkel trat etwas Schaum, sei es durch die Anstrengung oder durch den beginnenden Wahnsinn, der ihn in seinen letzten Tagen befallen hatte.
Keuchend ließ Bourne seinen Kopf los und zog sich die Klinge aus dem Oberkörper. Er begann zu bluten, aber nicht stark. Er griff nach Perlis’ rechter Hand und zog die Faust aus der Erde. Einen nach dem anderen öffnete er die Finger. Er hatte gedacht, dass Perlis irgendetwas in der Hand hatte – etwas, das er Holly abgenommen hatte –, doch da war nichts. Das Einzige, was Bourne auffiel, war ein Ring am Zeigefinger. Er ließ sich nicht herunterziehen, und so griff Bourne nach dem Messer und schnitt ihn mitsamt dem Finger ab. Was er da in das smaragd- und saphirfarbene Licht hielt, war ein schlichter goldener Ring, der sich in nichts von Millionen Eheringen auf der Welt unterschied. War das der Grund, warum Perlis Holly getötet hatte? Aber warum? Wie konnte man dafür einer jungen Frau das Leben nehmen?
Er drehte den Ring zwischen den Fingern herum – und da sah er die Inschrift an der Innenseite. Zuerst hielt er es für kyrillische Schrift, dann dachte er an irgendwelche alten sumerischen Schriftzeichen, die nur einige wenige Spezialisten entziffern konnten, doch schließlich kam er zu der Erkenntnis, dass es sich bei den Zeichen um einen Code handeln musste.
Während Bourne den Ring im Licht betrachtete, merkte er, dass der Schatten des Mädchens näher kam. Sie blieb ein paar Schritte vor ihm stehen, und als er die Angst in ihrem Gesicht sah, stand er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und ging zu ihr.
»Du warst sehr tapfer, Kasih«, sagte er zu dem balinesischen Mädchen, das ihn zu der Patronenhülse im Dorf Tenganan geführt hatte, wo Arkadin auf ihn geschossen hatte.
»Du blutest.« Sie drückte eine Handvoll aromatischer Blätter, die sie gesammelt hatte, an seine Seite.
Er nahm sie an der Hand, und sie gingen zusammen zum Haus ihrer Familie bei den Reisfeldern in der Nähe von Tenganan. Mit seiner freien Hand drückte er sich die Kräuter an die frische Wunde, und er spürte, wie das Blut gerann und der Schmerz nachließ. »Du musst keine Angst haben«, sagte er.
»Nicht, wenn du da bist.« Kasih warf einen letzten Blick über die Schulter zurück. »Ist der Dämon tot?«, fragte sie.
»Ja«, sagte Bourne, »der Dämon ist tot.«
»Und er wird nicht zurückkommen?«
»Nein, Kasih, er kommt nicht zurück.«
Sie lächelte zufrieden. Doch er wusste, kaum dass er es gesagt hatte, dass es nicht die Wahrheit war.
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