Die Bourne Intrige
benehmen.
»Holly!«
Doch Holly war natürlich tot. Er wusste das besser als jeder andere – doch er war hier auf Bali, wo Dinge möglich schienen, die überall sonst unmöglich waren. Sein Herz pochte, als er zu ihr rannte, und als er zwischen zwei Bäumen durchlief, traf ihn etwas am Hinterkopf. Er fiel nach vorne und sank in tiefe Dunkelheit.
»Wer hat sie besser gekannt«, sagte eine Stimme in seinem Kopf, »Sie oder ich?«
Perlis öffnete die Augen und sah – benommen und mit schmerzendem Kopf – Jason Bourne vor sich.
»Sie! Wie haben Sie gewusst, dass ich hier bin?«
Bourne lächelte. »Für Sie ist hier Endstation, Noah.«
Perlis blickte sich um. »Dieses Mädchen – ich habe ein Mädchen gesehen.«
»Holly Marie Moreau.«
Perlis sah seine Pistole am Boden liegen und griff danach.
Bourne versetzte ihm einen so wuchtigen Tritt, dass das Knacken von zwei brechenden Rippen von den Ästen der Bäume widerhallte. Perlis stöhnte.
»Erzähl mir von Holly.«
Perlis starrte zu Bourne hinauf. Er konnte nicht verhindern, dass sein Gesicht schmerzverzerrt war, aber wenigstens schrie er nicht. Da kam ihm ein Gedanke.
»Du erinnerst dich nicht an sie, nicht wahr?« Perlis versuchte zu lachen. »Oh, das ist wirklich gut!«
Bourne kniete sich zu ihm. »Woran ich mich nicht erinnern kann, das wirst du mir erzählen.«
»Scher dich zum Teufel!«
Jetzt schrie Perlis doch, als Bourne ihm seine Daumen in die Augen drückte.
»Jetzt schau!«, befahl er.
Perlis blinzelte mit tränenden Augen und sah den Schatten des Mädchens von einem der Bäume herabklettern.
»Sieh sie an!«, forderte Bourne ihn auf. »Schau, was du aus ihr gemacht hast.«
»Holly?« Perlis konnte es nicht glauben. Mit seinen tränenden Augen sah er eine geschmeidige Gestalt, Hollys Gestalt. »Das ist nicht Holly.« Aber wer konnte es sonst sein? Sein Herz hämmerte wie wild in seiner Brust.
»Was ist passiert?«, fragte Bourne. »Erzähl mir von dir und Holly.«
»Ich habe sie zum ersten Mal in Venedig gesehen, wie sie durch die Straßen geirrt ist, irgendwie verloren.« Perlis hörte seine eigene Stimme nur schwach, wie über eine schlechte Handyverbindung. Was tat er hier? Seine Energie entwich wie diese Worte, die er so viele Jahre in seinem Inneren eingeschlossen hatte. »Ich habe sie gefragt, ob sie etwas schnelles Geld verdienen will, und sie sagte, warum nicht. Sie hatte keine Ahnung, worauf sie sich einließ, aber es war ihr anscheinend egal. Ihr war langweilig, sie wollte etwas Aufregendes erleben.«
»Du willst also sagen, du hättest ihr nur gegeben, was sie selbst wollte.«
»Genau!«, antwortete Perlis. »Ich habe nie etwas anderes getan.«
»Du hast Veronica Hart gegeben, was sie wollte?«
»Sie gehörte zu Black River, zu mir.«
»Wie ein Stück Vieh.«
Perlis wandte den Kopf ab. Er starrte auf die schattenhafte Gestalt des Mädchens, das ihn betrachtete, als würde es über sein Leben urteilen. Warum sollte es ihm etwas ausmachen?, dachte er. Es gab nichts, weswegen er sich schämen musste. Und doch konnte er den Blick nicht abwenden, er konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass dieses Mädchen Holly Marie Moreau war, dass sie jedes Geheimnis kannte, das er in dem Gefängnis seines Herzens eingeschlossen hatte.
»So wie Holly.«
»Was?«
»Hat Holly dir auch gehört?«
»Sie hat mein Geld genommen, oder etwa nicht?«
»Wofür hast du sie bezahlt?«
»Ich musste an jemanden rankommen, und ich wusste, dass ich das nicht selbst konnte.«
»An einen Mann«, sagte Bourne. »Einen jungen Mann.«
Perlis nickte. Nachdem er einmal angefangen hatte zu reden, kam es ihm so vor, als müsse er auf diesem Weg weitergehen. »Diego Herrera.«
»Moment. Don Fernando Herreras Sohn?«
»Ich habe sie nach London geschickt. Damals hat er noch nicht in der Firma seines Vaters gearbeitet. Er ging regelmäßig in einen Klub – er war damals spielsüchtig. Eigentlich war er noch minderjährig, aber er sah älter aus und hatte einen gefälschten Ausweis.« Perlis schwieg einige Augenblicke und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen. Er bewegte seinen linken Arm unter dem Körper, während er versuchte, in eine etwas bequemere Lage zu kommen. »Das Lustige war, Holly sah so unschuldig aus, aber sie war verdammt gut in dem, was ich von ihr wollte. Es dauerte nicht einmal eine Woche, bis sie und Diego ein Liebespaar waren, und zehn Tage später zog sie zu ihm in seine Wohnung.«
»Und dann?«
Perlis schien das Atmen immer
Weitere Kostenlose Bücher