Die Brandstifter von Rom - Die Zeitdetektive ; 6
Zeugen, und so hielten sich die Freunde im Hintergrund.
Vor dem Haus hatte sich eine Löschkette gebildet. Einige Männer bespritzten die Villa mit Wasser, um sie vor Funkenflug zu schützen. Andere fällten die Bäume, die dem Haus am nächsten standen. Eine dritte Gruppe hatte auf Tigellinus’ Anweisung hin begonnen einen Graben vor dem Anwesen auszuheben.
Unterdessen wälzte sich das Feuer auf die Villa zu. Eine alles verzehrende Welle aus Hitze, scheinbar unaufhaltsam. Stattliche Bäume verwandelten sich in Sekunden in Fackeln. Kunstvoll beschnittene Hecken und exotische Büsche wurden zu Asche. Die berühmten Aemilianischen Gärten hörten auf zu existieren.
Menschen und Feuer standen sich gegenüber wie zwei verfeindete Lager. Doch der Kampf war ungleich, denn während der Angreifer gierig zur Sache ging, zitterten die Verteidiger vor Angst. Tigellinus und Domitia duldeten jedoch keine Flucht, noch hatten sie ihre Sklaven im Griff.
„Wer flieht, stirbt“, sagte Domitia kalt, und die Tatsache, dass sie ein Schwert in den Händen hielt, verlieh dieser Drohung die nötige Glaubwürdigkeit.
Und wer nicht flieht, stirbt auch, dachte Julian, der mit seinen Freunden in der Tür stand, die zum Garten hinausführte. Julian gab seinen Freunden ein Zeichen und machte unauffällig einen Schritt zurück. Domitia und Tigellinus bemerkten dies nicht, und so konnten die Freunde in der Villa verschwinden.
„Was hast du vor?“, fragte Kim.
„Das Feuer ist nicht aufzuhalten!”, sagte Julian. „Es wird auch dieses Haus zerstören.“
„Wir könnten vor den Flammen fliehen, zum Circus laufen und die Heimreise antreten. Die Gelegenheit ist günstig“, stellte Leon fest. „Allerdings hätten wir dann zum ersten Mal einen Fall nicht gelöst.“
„Ist das jetzt noch wichtig?“, fragte Julian.
„Ja“, erwiderte Kim. „Denn mir will eines nicht in den Kopf: Tigellinus hat doch Nero ein Stück begleitet, als dieser nach Hause ging, oder?“
„Na und?“
„Tigellinus und Nero gingen vom Atrium in die Aemilianischen Gärten“, fuhr Kim fort. „Wenig später kehrte Tigellinus zurück.“
„Das wissen wir doch! Worauf willst du hinaus?“
Kim lächelte. „Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich Tigellinus fragte, ob er das Feuer auf dem Rückweg bemerkt habe. Diese Frage beantwortete er mit Nein. Und das kann eigentlich nicht stimmen.“
„Richtig“, entfuhr es Julian. „Denn Tigellinus ist mit ziemlicher Sicherheit auch durch den Garten wieder zurückgekommen. Dabei hätte er das Feuer bemerken müssen!“
„Du sagst es!“, rief Kim triumphierend. „Also lügt Tigellinus. Aber warum?“
„Vielleicht hat er selbst das Feuer gelegt, um den Verdacht gegen die Christen zu erhärten“, spekulierte Leon. „Und womöglich haben wir bei dem falschen Mann nach der fehlenden Schnalle gesucht!“
Julian schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Tigellinus’ Motiv ist einfach nicht stark genug. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er sein eigenes Grundstück anzündet.“
„Mag ja alles sein“, sagte Kim. „Aber eines steht fest: Tigellinus hat gelogen. Und ich bin der Meinung, dass wir uns hier mal ein …“
Kijas Miauen ließ sie den Satz nicht zu Ende sprechen. Es war ein Laut, der sofortige Aufmerksamkeit einforderte, und die Freunde wussten genau, dass Kija ihnen etwas zeigen wollte. Schon war die Katze unterwegs. Sie flitzte geradewegs auf das Atrium zu.
„Los, Jungs!“, rief Kim begeistert. „Alle sind draußen, um das Feuer zu bekämpfen. Niemand wird es merken, wenn wir uns ein wenig umsehen!“
Kija sauste quer durch das Atrium, bog in einen Gang ein, der an einigen Zimmern vorbeiführte, und gelangte schließlich zur Küche.
„Was willst du denn hier ?“, fragte Kim überrascht. „Jetzt sag nicht, dass du hungrig bist und uns deswegen hierher geführt hast.“
Doch Kija hatte etwas ganz anderes im Sinn. Sie ließ die noch warme Herdstelle links liegen und sprang auf einen Fenstersims. Dort blieb sie hocken, sah nach draußen und miaute leise.
Die Freunde eilten herbei und sahen durch das Fenster in einen Hinterhof, in dem allerlei Gerümpel herumlag. Ratlos blickten sich die drei an.
In diesem Moment sprang Kija in den Hof und stolzierte zu einem Haufen, der aus Lumpen und anderem Müll zu bestehen schien. Wieder ertönte ein Miauen. Die Kinder liefen der Katze nach.
Kim kniete sich vor den kleinen Müllberg und begann, ihn mit spitzen Fingern zu
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