Die Braut aus den Highlands
ehe er sich dem Burschen auf seiner anderen Seite zuwandte, der dem ersten wie aus dem Gesicht geschnitten war. âUnd das ist Gawainâ, stellte er auch ihn vor.
Die beiden jungen Männer nickten Alex zu, und er erwiderte das Nicken ein wenig steif. Die zwei Brüder hatten offenbar beim Zechen mit dem Vater mitgehalten, wenn ihn nicht gar übertroffen. Alle drei schwankten auf ihren Plätzen vor und zurück, fast zeitgleich, sodass Alex sich fühlte, als befinde er sich auf einem Schiff bei rauer See.
â Aye , den Namen hat sie uns zu verdankenâ, räumte Eachann ein. âIch denke, dass wir unserer Merry einigen Verdruss bereitet haben. Sie hat eben kein Verständnis dafür, dass ein Mann dann und wann einen Tropfen braucht und daran nichts Falsches ist. Hat sie von ihrer Mutterâ, vertraute er Alex an. âMeine Maighread hat es auch immer missbilligt, wenn wir uns einen kleinen Schluck uisge beatha gegönnt haben. Doch das ist auch schon alles, was ich an meiner Tochter auszusetzen habe. Davon abgesehen ist sie ein gutes Kind, meist freundlich und immer bereit zu helfen und sich zu kümmernâ, versicherte er Alex. âJetzt gerade ist sie unten im Hof und beaufsichtigt die Waffenübungen Eurer Männer, da Ihr ja ⦠nun ⦠unpässlich wart und Euch der Aufgabe nicht selbst widmen konntet.â Der alte Mann grinste. âUm in diese Verfassung zu geraten, müsst Ihr tagelang durchgefeiert haben. Auch wir tun das gern und haben daher Verständnis, aber Merry könnte sich ein wenig übellaunig geben. Doch keine Sorge, sie mag zwar wütend werden, widmet sich aber dennoch allen anstehenden Aufgaben und vertritt Euch, wo es nötig ist.â
Alex runzelte die Stirn. Offenbar hatten sie keine Ahnung, dass er den Whisky an diesem Morgen nur getrunken hatte, um sich einen Zahn ziehen zu lassen, sondern glaubten, er habe sich aus reinem Vergnügen so früh am Tage berauscht. Er fand diese Vorstellung wie auch die ungezwungene Heiterkeit, mit der dieser Haufen ein solches Verhalten hinnahm, äuÃerst armselig. Im Laufe der Jahre war Alex mehreren Männern begegnet, die allzu gern einen hoben. Sogar unter seinen eigenen Recken hatte es einen oder zwei mit dieser üblen Angewohnheit gegeben. Sobald ihm jemand in dieser Hinsicht verdächtig erschien, forderte er den Betreffenden umgehend auf, dem Trank abzuschwören, und wenn dies nichts half, entlieà er ihn aus seinen Diensten. Er spürte kein Verlangen danach, Trunkenbolde in seinen Reihen zu haben. Die Abhängigkeit von derlei Getränken machte einen Kämpfer nachlässig und unberechenbar. Es mochte dazu führen, dass er sich selbst oder andere umbrachte.
âIch hole mir noch einen steifen Nacken, wenn ich weiter zu Euch aufschauen mussâ, beschwerte sich Stewart, wandte sich dem Sohn auf dem Stuhl neben sich zu und knuffte ihn. âMach schon Platz, Bengel, damit unser Gastgeber sich zu uns setzen kann.â
âNicht nötigâ, entgegnete Alex ruhig. Er verspürte keinen Drang, sich zu den Schotten zu gesellen. âIch wollte gerade hinaus, um die Waffenübungen meiner Männer zu übernehmen.â
âDas braucht Ihr nicht, Jungchenâ, erwiderte der Ãltere. âWie ich bereits sagte, Merry macht das schon. Sie hat ein Händchen für Männer.â
Alex versteifte sich. âEs obliegt mir , mich â¦â
âOh, spart Euch die Müheâ, unterbrach ihn Eachann. âIhre Mutter hat sie anständig erzogen, Merry kann anpacken. Sie wird sich um alles kümmern, wenn Ihr wünscht. Auf Stewart hat sie auch immer alles getan.â
âUnd was habt Ihr getan?â, wollte er wissen.
âWir tun, wonach uns gerade istâ, erwiderte Gawain lachend.
â Aye , Euch steht ein feines Leben bevorâ, meinte Brodie und kicherte dann, als hätte er eine Posse gerissen. Das brachte ihm einen wütenden Blick von seinem Vater ein.
âEuch steht tatsächlich ein feines Leben bevorâ, bekräftigte Eachann bedachtsam, als Brodie sich wieder in der Gewalt hatte. âMeine Merry arbeitet hart. Sie nimmt sich all der Dinge an, die getan werden müssen.â
âWas ja auch groÃartig wäre, wenn sie dies täte, ohne uns immerzu so böse anzufunkeln, als hätten wir etwas verbrochenâ, warf Brodie ein. Er schien seiner abwesenden Schwester das Kompliment nicht zu
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