Die Braut aus den Highlands
aufzubürden. Zu seinen Untergebenen ist er gerecht, sie sind ihm wichtig, und das zeigt sich in allem, was er tut.â Sie nickte bedächtig und tätschelte Merry die Schulter. âNiemand ist vollkommen, und er ist trotz der Trinkerei ein guter Mensch. Er wird anständig zu Euch sein.â
Sie hatte kaum geendet, als die Zeltklappe sich hob und Gerhard sich hindurchduckte.
âWie steht es um ihn?â, fragte er.
âEr ist noch nicht zu sich gekommenâ, erwiderte Merry bedrückt. Sie öffnete den Beutel und durchkramte dessen Inhalt nach etwas, das von Nutzen sein könnte. Für die wunde Schulter hatte sie eine lindernde Salbe, um die Heilung zu beschleunigen, doch was ihr nach wie vor mehr Kummer bereitete, was die Kopfverletzung. Leider konnte sie in dieser Hinsicht nicht viel mehr tun, als eine kalte Kompresse daraufzulegen in dem Versuch, die Schwellung abklingen zu lassen. Alles andere lag bei Alex und seinen Genesungskräften.
Alex glaubte allmählich, dass ein Fluch auf ihm laste. Seit nunmehr drei Wochen wurde er von Kopfschmerzen heimgesucht. Er wachte kaum je auf, ohne dass er ein dumpfes Pochen im hinteren Teil seines Schädels spürte. Allerdings war es nie mehr so schlimm gewesen wie an jenem Nachmittag, nachdem er wegen des Zahns einen ganzen Krug Whisky geleert hatte ⦠bis jetzt. Der Schmerz, der ihn begrüÃte, als er nun erwachte und die Augen aufzwang, stand dem jenes Nachmittags in nichts nach, nur dass er sich dieses Mal an der linken Seite seiner Stirn zusammengeballt hatte. So überwältigend war die Pein, dass er leise stöhnte und die Lider wieder zukniff in dem Versuch, die Qual zu verdrängen.
âOh, Ihr seid wach.â
Diese scharfsinnige Erkenntnis klang so, als stamme sie von den süÃen Lippen seiner Frau, was ihn bewegte, die Augen doch wieder blinzelnd zu öffnen. Sie beugte sich über ihn. Sein Gesicht verdüsterte sich, allerdings nicht aufgrund ihrer erleichterten Miene, sondern wegen der dunklen Ringe unter ihren Augen.
Alex wollte sich gerade erkundigen, warum sie so erschöpft aussah, als ein Rascheln gefolgt vom Laut einer zurückgeschlagenen Zeltklappe seinen Blick an ihr vorbeilenkte. Sie befanden sich, ging ihm jetzt auf, in seinem Reisezelt. Wenn er allein unterwegs war, hielt er sich für gewöhnlich nicht mit einem Zelt auf, aber um seiner Gemahlin den weiten Weg angenehmer zu machen, hatte er es mitgenommen. Dieser Gedanke setzte seine Erinnerung in Gang, und ihm fiel wieder ein, dass sie den ganzen Tag geritten waren, dass er Merry den Wasserfall gezeigt hatte und was daraufhin gefolgt war. Auch des Felsbrockens, der auf ihn herabgestürzt war, entsann er sich.
âWie fühlt Ihr Euch?â, fragte Merry und riss ihn aus seinen Gedanken. Etwas überrascht bemerkte er die Besorgnis in ihrer Stimme. Zwar waren sie recht gut miteinander ausgekommen, seit sie vergangene Nacht die Ehe vollzogen hatten, doch waren die drei vorangehenden Wochen nicht ungetrübt gewesen, und so hätte er statt der Sorge, die aus ihren Worten sprach, mehr Kühle von ihrer Seite erwartet.
âMein Kopf tut wehâ, antwortete er wahrheitsgemäÃ. âWie spät ist es?â
âFast Morgen, denke ichâ, entgegnete Merry mit einem Blick durch die offene Zeltklappe, wo sich das erste graue Licht der beginnenden Dämmerung zeigte. Dann wandte sie sich ab und hob etwas auf. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, sah er, dass es ein Becher mit irgendeiner Flüssigkeit war. Sie schob ihm ihren Arm unter den Kopf und half ihm, sich aufzurichten. âDas wird die Kopfschmerzen vertreibenâ, versprach sie, als sie ihm das Gefäà an die Lippen setzte.
Alex zögerte, ehe er den Mund öffnete und einen kleinen Schluck nahm. Prompt verspürte er den Drang, die Lippen zu verziehen und den Trank fortzuschieben, doch er widerstand ihm und lieà so viel wie möglich seine Kehle hinunterlaufen, bis sein Magen aufzubegehren drohte. Er hob die Hand und gab ihr zu verstehen, dass es genug sei, und er war erleichtert, als sie den Becher sofort wegnahm und ihm half, sich wieder hinzulegen.
Nun endlich schnitt Alex doch eine Grimasse, rieb die Lippen aufeinander und fuhr sich mit der Zunge über Zähne und Gaumen, um den abstoÃenden Geschmack loszuwerden.
âIch weiÃ, es schmeckt fürchterlich, doch dafür hilft esâ, sagte Merry mitfühlend.
Alex
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