Die Braut aus den Highlands
erleichtert fallen. So entkräftet war er, dass er sich nicht einmal wehrte, als Merry sich neben ihm niederlieà und seinen Kopf anhob, um ihm noch mehr von der grauenvollen Flüssigkeit einzuflöÃen. Er schluckte einfach, bis der Becher leer war. Als sie ihn auf das Lager zurücksinken lieÃ, schloss er die Augen und war auch schon eingeschlafen.
8. KAPITEL
Als Merry erwachte, spürte sie das gleichmäÃige Schaukeln des Pferdes unter sich. Sie fand sich in den Armen ihres Gemahls geborgen und glaubte zunächst, es sei noch immer der erste Tag ihres Ritts. Zumindest bis sie aufschaute und Alexâ geschwollene Schläfe mit der Blessur sah. Das, fiel ihr nun ein, war am Ende jenes ersten Reisetages geschehen. Abrupt richtete sie sich auf und bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick.
âWas tut Ihr da?â
âReitenâ, erwiderte Alex sinnigerweise, doch das Zucken in seinem Mundwinkel entging ihr nicht. So, das amüsierte ihn also. Sie wurde wütend.
âNach all dem, was Euch gestern widerfahren ist, habt Ihr nichts im Sattel verloren!â
Dieses Mal machte er keinen Hehl aus seiner Erheiterung, sondern lächelte. Es wirkte beinahe liebevoll. âIhr seid bezaubernd, wenn Ihr Euch wie ein Drache aufführt, Merry Stewart.â
âMerry dâAumesberyâ, erinnerte sie ihn noch eine Spur bissiger. âUnd ein Drache bin ich fürwahr, weshalb ich Euch mit Freuden so lange zusetzen werde, bis Ihr mir endlich erklärt â¦â
âIch fühle mich prächtigâ, fiel Alex ihr ruhig ins Wort. âSo gut wie neu, um genau zu sein. Das muss dieses widerwärtige Gebräu gewesen sein, das Ihr mir eingeflöÃt habt. Wahrlich ein Wundermittel. Ich habe noch eine Weile geschlafen, und als ich aufwachte, war der Schmerz verschwunden. Also entschied ich, dass ich auch reiten könne. Und genau das tun wir nun. Die Sonne hat ihren höchsten Punkt bereits überschritten, und wir sind Donnachaidh wieder um einen halben Tag näher gekommen.â
Merry funkelte ihn aufgebracht an. Sie war sich gewiss, dass er log. Zwar zweifelte sie nicht daran, dass der Heiltrank, den sie ihm gegeben hatte, seine Schmerzen ein wenig gelindert hatte, aber so gut wie neu dürfte er sich dadurch dennoch nicht fühlen. Sicherlich hallte in seinem Schädel zumindest noch ein dumpfes Pochen wider, und auch seine Schulter musste noch überaus empfindlich sein. Offenbar wollte er dies indes nicht eingestehen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie war Männer gewöhnt, die schon beim kleinsten Kratzer in Wehgeschrei ausbrachen ⦠und ihn dann zum Anlass nahmen, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken.
âIhr wart erschöpft, weil Ihr die ganze Nacht lang bei mir gesessen habtâ, fuhr Alex fort. âDaher habe ich Euch schlafen lassen, als wir das Lager abbrachen, und Euch wieder zu mir aufs Pferd gesetzt, damit Ihr den Schlaf nachholen konntet.â
Merry verzog das Gesicht. Nur vollkommene Erschöpfung konnte bewirkt haben, dass sie all dies verschlafen hatte, doch sie war wohl in der Tat recht entkräftet gewesen. In der Nacht vor ihrem Aufbruch hatte Alex sie damit wach gehalten, die Ehe zu besiegeln ⦠sicherheitshalber mehrmals. Die wenigen Stunden, die sie tags darauf in seinen Armen vor sich hingedämmert hatte, hatten den Schlafmangel kaum ausgeglichen. Und die vergangene Nacht schlieÃlich hatte sie damit zugebracht, an seiner Seite zu wachen. Aye , dachte Merry, es sollte sie nicht verwundern, dass sie den Aufbruch und einen GroÃteil des Ritts verschlafen hatte.
âDie Mittagsstunde liegt schon eine Weile zurückâ, verkündete er. âHabt Ihr Hunger?â
Merry sah ihn an und wollte gerade etwas erwidern, als ihr Magen statt ihrer antwortete, indem er bei der Erwähnung von Essen laut zu knurren begann. Peinlich berührt errötete sie, doch Alex grinste nur und löste eine kleine Tasche vom Sattel.
âDarin sind Speisen. Bedient Euchâ, sagte er leise und reichte ihr den Beutel.
Merry öffnete die Tasche, ohne gierig am Stoff zu zerren und zu reiÃen, doch es kostete sie Beherrschung. Letzte Nacht, während sie an Alexâ Lager gesessen hatte, war sie nicht zum Essen gekommen, und nun war sie furchtbar hungrig. Als sie den Inhalt Stück um Stück herausholte, stockte sie. Es gab Brot, Käse, einen Apfel und sogar Fleisch, das sie
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