Die Braut aus den Highlands
hold sein. „Nun, dann wird es euch ja freuen zu erfahren, dass ihr all diese Sorgen so bald nicht haben werdet“, erwiderte sie. „Mein Verlobter hat sich so viel Zeit gelassen, von diesem Kreuzzug zurückzukehren, dass er sich zweifellos kaum mehr sputen wird, herzukommen und mich zu holen. Aber bis er dies tut, habt ihr mich weiterhin am Hals“, verkündete sie entschlossen und nahm ihr Flickzeug wieder auf.
Bedeutungsschwangere Stille machte sich breit, und Merry war gewiss, dass die drei erschrockene Blicke wechselten, machte sich jedoch nicht die Mühe aufzusehen. Sie kannte diese Männer, wie nur eine Tochter und Schwester sie kennen konnte. Und sie wettete darauf, dass sie die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen würden, wo doch die Erfüllung ihres innigsten Wunsches – sie loszuwerden – nun so verlockend nahe war.
„ Aye , Merry“, sagte Eachann Stewart schließlich. „Doch nicht wir wollen, dass du nach England reist, um zu heiraten, sondern …“
„Das ist sein Wunsch“, fiel Gawain seinem Vater ins Wort.
Merry hob langsam den Kopf und bedachte jeden von ihnen mit einem prüfenden Blick. „ Sein Wunsch?“
„ Aye . Also, wie du ja schon sagtest, war er lange fort. Drei Jahre“, hob Brodie hervor. Er sprach hastig. „Und wie ich gehört habe, hat er nicht gewusst, dass sein Vater gestorben ist und daraufhin seine Stiefmutter Edda das Zepter geschwungen hat, weil er selbst ja nicht da war. Weißt du, eine Frau kann eine Burg nun einmal nicht so führen wie ein Mann, und es gibt auf d’Aumesbery viel zu richten.“
Merry presste die Lippen so fest zusammen, dass sie das Gefühl hatte, ihr Mund sei nur noch ein schmaler Strich. Frauen konnten also keine Burg führen, ja? Ihre selige Mutter Maighread jedenfalls hatte Stewart bis zu ihrem Tod vor sechs Jahren, als Merry sechzehn war, durchaus ganz allein geführt. Und nach ihr hatte Merry diese Aufgabe versehen. Sie hatte keine Wahl gehabt, denn ihre Mutter hatte ihr auf dem Sterbebett das Versprechen abgenommen, auf Vater und Brüder Acht zu geben und sich der Verwaltung von Stewart Castle anzunehmen.
Dies hatte sie zugesichert zu tun, bis entweder ihr ältester Bruder Kade – der einzige nüchterne Mann der Familie – vom Kreuzzug zurückkehren oder sie selbst heiraten und fortziehen würde.
Merry hatte ihr Bestes getan, um das Versprechen zu erfüllen. Sie hatte Stewart geführt und alles gegeben, um ihren Vater und ihre Brüder vom uisge beatha fernzuhalten, hatte es allerdings nicht geschafft, ihnen das Bier zu verwehren. Glücklicherweise waren die drei im Bierrausch eher leutselig, allerdings dennoch oft zu betrunken oder verkatert, um auch nur eine vernünftige Entscheidung treffen zu können. Und selbst wenn dies nicht der Fall war, waren sie recht nutzlos, lungerten herum, klagten, dass es sie nach uisge beatha dürste, und beschwerten sich darüber, dass Merry ihnen das Gebräu vorenthielt. Die drei waren schwache, unbelehrbare Geschöpfe, die sie auf eine harte Probe stellten. Doch sie waren auch ihre Familie.
„ Aye , Lord d’Aumesbery hat viel zu tun damit, seine Burg wieder herzurichten, und kann für andere Dinge keine Zeit erübrigen“, beteuerte Gawain. „Doch er möchte dich so schnell wie möglich zur Gemahlin nehmen und hat gefragt, ob wir nicht gewillt seien, für die Hochzeit nach d’Aumesbery zu reisen.“
„Das scheint mir ein großartiger Vorschlag zu sein“, warf ihr Vater ein. „Schließlich geht das Hochzeitsfest so auf seine Kosten, und es erspart uns eine Menge Aufwand, nicht wahr?“
„ Aye “, fügte Gawain rasch hinzu. „So hast du keinen Ärger damit, alles für das Fest und die Gäste herrichten zu müssen.“
„Dann brechen wir also morgen früh auf, ja?“, hakte Brodie hoffnungsvoll nach.
Merry schien es fast, als hielten die drei Männer in Erwartung ihrer Antwort den Atem an. Sie spürte regelrecht, wie sehr sie nach ihrer Einwilligung gierten, und allein dies hätte sie beinahe Nein sagen lassen. Doch wenn sie dies tat und ihren Bräutigam zwang, sie zu holen, wie es sich gehört hätte, so hätte sie sich nur ins eigene Fleisch geschnitten. Eine Horde trunkener Nichtsnutze zu hüten machte beileibe keine Freude, und sie sehnte sich ebenso sehr von Stewart fort wie die Männer augenscheinlich danach, sie loszuwerden. Eine Heirat, möglichst mit einem verantwortungsvollen Mann, der nicht trank und ein Versprechen hielt, statt es in dem Moment wieder zu vergessen, in
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