Die Braut des Herzogs (German Edition)
Landpfarrers aus Kent. Die Pfarrei seines Vaters lag in der Nähe der weitausgedehnten Besitzungen von Brooks Hall. Leider hatte er keinen Gönner, der seine politischen Ambitionen hätte unterstützen können. So bewarb er sich um die Stelle eines Sekretärs beim gegenwärtigen Herzog, als dieser von Spanien zurückgekehrt, befunden hatte, daß er für zahlreiche Arbeiten einer helfenden Hand bedürfe.
Hatte Mr. Bactexter auch anfangs Befürchtungen gehegt, seine hochstrebenden Ideale wären mit dem Lebenswandel eines Mannes der ersten Gesellschaft nicht vereinbar – nur zu bekannt waren die Vergnügungen der Herren aus dem Kreise des Prinzregenten, zu zahlreich ihre Skandale –, so konnte er am Herzog von Wellbrooks keinen Makel erkennen. Seine Gnaden hegte keinerlei Ambitionen, sein Erbe am Spieltisch durchzubringen, er sorgte für eine tadellose Verwaltung seiner Güter, nahm bisweilen sogar seinen Sitz im Oberhaus ein, und sein Privatleben ging so diskret vonstatten, daß er nie in einen ernsthaften Skandal verwickelt war. Der Herzog, der die stille Art seines Sekretärs bald zu schätzen gelernt hatte, betraute ihn mit immer weitreichenderen Aufgaben. Es dauerte nicht lange und Bactexter war ihm unentbehrlich geworden.
»Gestatten Sie, Euer Gnaden, daß ich Ihnen meine Glückwünsche entbiete«, sagte dieser nun mit einer leichten Verbeugung. Die Überraschung über die unerwartete Neuigkeit war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Darf ich fragen, welcher Dame Sie einen Heiratsantrag gemacht haben, Sir?«
Der Herzog, belustigt über die Neugierde seines Sekretärs, antwortete: »Natürlich darfst du fragen, Bactexter. Allerdings habe ich noch keinen Antrag gemacht. Das sollst du für mich erledigen, schriftlich.«
»Sehr wohl, Euer Gnaden«, sagte der Sekretär so ruhig, als sei dieses Ansinnen eine Selbstverständlichkeit. »Die Dame befindet sich nicht in London?«
»Nein, sie lebt auf dem Lande«, bestätigte Wellbrooks, »es handelt sich um Miss Olivia Redbridge.«
Erfreut stellte er fest, daß er den sonst so unerschütterlichen Sekretär immer weiter aus der Fassung brachte. »Schreibe ihr, was du für richtig hältst. Daß der ehrenwerte Julian Antony und so weiter … Kündige mein Kommen für … na, sagen wir Freitag der nächsten Woche an.«
»Aber, Sir. An diesem Abend findet doch der Ball im Carleton House statt. Seine Hoheit, der Prinzregent, wird sicher mit Ihrem Erscheinen rechnen«, wandte Bactexter ein, der alle Termine Seiner Gnaden im Kopf hatte.
»Du hast recht. Dann reise ich am darauffolgenden Montag. Und vergiß nicht das Schreiben an Lord Redbridge zu adressieren«, sagte sein Herr, sich zum Gehen wendend.
»Ja, Sir, natürlich, Sir«, meinte Bactexter, »und die Adresse?«
Der Herzog, der bereits die Türklinke in der Hand hielt, drehte sich kurz um: »Richtig, die Adresse brauchst du ja auch. Ich habe vergessen, mich danach zu erkundigen. Am besten, du fragst meine Großmutter selbst. Sie befindet sich zur Zeit im Hause meiner Tante Linham in der Brook Street.«
Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ den armen Sekretär nun endgültig fassungslos zurück.
Der Herzog fühlte sich, zu seiner eigenen Überraschung, so beschwingt wie schon lange nicht mehr. Je intensiver er über die Idee seiner Großmutter nachdachte, desto anziehender erschien sie ihm. Seine Beweggründe unterschieden sich jedoch deutlich von denen Ihrer Ladyschaft.
Er bräuchte jemanden, der ihm widerspräche, hatte sie gemeint. Das war natürlich Unsinn. Auch wollte er niemanden, dem es gelang, seine kühle Arroganz zu durchbrechen, wie sie es genannt hatte. Wenn sie wüßte, wie lange er gebraucht hatte, um sich dieses Flair zuzulegen, das ihm Schutz bot und gleichzeitig seinen Wünschen Tür und Tor öffnete. Nein, daß ihm seine zukünftige Frau lästig fallen könnte, das würde er, weiß Gott, zu verhindern wissen. Überhaupt, er war gar nicht geneigt, sich zu viele Gedanken um seine unbekannte Braut zu machen. Wichtig waren allein die Folgen, die diese Vermählung, ja bereits die offizielle Verlobungsanzeige in der Gazette , zeitigenwürden. Was wird das für einen Aufruhr geben! dachte er amüsiert. Der reiche Wellbrooks, einer der wenigen Herzöge, die zur Zeit im heiratsfähigen Alter waren, vermählt sich mit einem unbekannten Landmädchen. Ja, diese Aufregung würde wirklich eine willkommene Abwechslung im gewohnten Alltag bilden. Das wichtigste aber war: Er war frei! Er war
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