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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Jetzt würde es schon auf die Mündung der Schlucht zusteuern und in Reichweite der Geschütze geraten. Anthony musste eine Möglichkeit haben, die Fregatte auf Gegenkurs zu bringen. Aber auf dem Klippenkamm waren bereits Soldaten postiert und warteten …
    Es würde einen Weg geben … einen Weg … einen Weg
… Der Refrain füllte ihren Kopf aus, blockierte ihre Gedanken, während sie sich tief gebeugt an die Mähne ihres Ponys klammerte. Plötzlich sah sie einen schmalen dunklen Wasserlauf vor sich.
    »Wir müssen durch den Fluss«, rief Billy, ohne sein Pferd zu zügeln. »Um diese Jahreszeit führt er wenig Wasser. Immer mir nach.«
    Grayling folgte dem anderen Pferd ins Wasser, unverändert schnell, sodass Olivias Röcke nass wurden, da Grayling durch den Sprühregen galoppierte, den das vordere Pferd aufspritzen ließ. Auf dem Hügel vor ihnen sah sie die wuchtige Anlage von Carisbrooke Castle mit dem mächtigen Bergfried, der auf hohen Fundamenten in der nordwestlichen Ecke aufragte.
    Olivia überlegte nun blitzschnell. Die Gemächer des Königs befanden sich in der nördlichen Ringmauer … besser gesagt, hatten sie sich dort befunden. Anthony und Mike würden mit ihren Pferden irgendwo in der Nähe warten, direkt unter den Wehrmauern. Es ist Wahnsinn, dachte sie mit einer Anwandlung von Zorn. Andere, die den König zu retten versuchten, hatten kläglich versagt.
    Aber Anthony war nicht wie andere. Hätte eine Möglichkeit der Rettung bestanden, hätte er sie erfolgreich genutzt. Wäre der König zur Stelle gewesen und bereit, seinen Teil zu leisten, hätte er binnen einer Stunde auf dem Weg nach Frankreich sein können.
    »Billy, du machst hier kehrt«, wies sie ihn streng an. »Den Rest des Weges schaffe ich allein.«
    »Ich könnte noch ein wenig helfen, Miss«, bot er hoffnungsvoll an.
    »Deine Mutter will, dass du nur bis hierher reitest. Tu das also. Ich habe keine Zeit zu verlieren.«
    »Ma ist ein Angsthase«, maulte er.
    »Mit gutem Grund. Geh jetzt!«
    Ihr Ton war so bestimmt, dass es reichte, den zögernden Billy zurückzuschicken. Momentan wurde der Mond von Wolken verhüllt, doch falls er wieder hell scheinen sollte, würden die Bäume ihre Annäherung decken.
    Aber wo würde Anthony warten?
Das Wachzimmer lag unweit des südlichen Endes der Nordmauer. Auf den Wehrgängen würden Soldaten ihre Runden machen. Sie sah flackerndes Fackellicht auf den Mauern. Ihr Herz pochte so heftig, dass sie schon glaubte, ihr würde übel. Ihr Kopf aber war klar, ihr Denkvermögen scharf und ungetrübt wie ein Eiszapfen.
    Als sie auf Grayling unter einer Reihe von Bäumen dahinritt, hörte sie leises Gewieher. Sofort zügelte sie ihr Pferd. Grayling hob den Kopf und schnaubte neugierig ob der Nähe eines Artgenossen.
    »Wo sind sie nur?«, murmelte sie, während sie angestrengt horchte. Gedämpftes Hufgetrappel und zartes Geklirr von Zaumzeug waren zu hören. Die Geräusche kamen von einer Baumgruppe unweit der Wehranlage.
    Olivia stieg ab und führte Grayling zu den Bäumen. Sie hatte keine Ahnung, was sie vorfinden würde – eine Abteilung von Lord Granvilles Kavallerie oder Anthony und Mike.
    Unter den Bäumen standen drei Pferde, die friedlich das moosige Gras rupften. Drei Pferde, für eine rasche Flucht bereit.
    Olivia band Grayling in der Nähe fest und schlich behutsam aus dem Schutz der Baumgruppe. Als sie unter der mit Gras bewachsenen Ringmauer unter dem nördlichen Wehrgang auftauchte, kam der Mond zum Vorschein. Hoch oben in der Mauer war das vergitterte, unbeleuchtete Fenster des Königs zu sehen. Auf den Wehrgängen darüber flackerten ein paar Fackeln.
    Hielt sie sich dicht an die Mauer, würde man sie von oben nicht sehen können. Sie bewegte sich gebückt weiter und machte sich so klein wie möglich, unbeirrt auf die Mauer unter dem Fenster des Königs zuhaltend.
    Die Uhr der Schlosskapelle schlug elf Mal. Olivias Herz tat einen erschreckten Sprung.
    Und dann explodierte die Nacht. Kanonendonner ertönte, Funken sprühten, gefolgt von orangen und roten Schauern. Musketen wurden in rascher Folge abgefeuert, als Nächstes schoss eine blendende Flammenzunge von den Wehrgängen herunter. Die ganze Festung schien in Brand geraten.
    Schließlich entdeckte Olivia sie: Zwei schwarze Gestalten, so eng an die Mauer gepresst wie sie selbst, unmittelbar unter dem Fenster des Königs. Es war unverkennbar Anthony. Dunkel gekleidet, eine Mütze tief über die blonden Haare gezogen, schien er als Teil von

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