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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nachlassen? Manchmal war sie so allumfassend, dass sie dem Schmerz so nahe war wie der Freude.
    »Komm näher«, sagte er leise, ohne sich umzudrehen oder den Kopf zu heben. »Ich möchte, dass du dir etwas ansiehst.«
    »Woher weißt du, dass ich da bin?«
    »Ich weiß immer, wenn du in der Nähe bist.« Als sie ihn erreicht hatte, blickte er auf. »Du hast geweint.«
    »Ja, eine Menge.«
    »Knie nieder.« Er deutete auf den Sand zu seinen Füßen.
    Olivia kam der Aufforderung nach, und er streckte die Hand aus und berührte die Wölbung ihrer Kehle.
    »Daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Dieses kleine hervorstehende Stückchen Schlüsselbein.«
    Er widmete sich wieder seiner Zeichnung, und sie machte sich daran, die verstreuten Blätter einzusammeln. Es waren durchweg Skizzen von ihr. Von ihrem Gesicht, das er in unzähligen verschiedenen Ausdrücken fest gehalten hatte. Sie hockte sich neben ihn und wartete, bis er fertig war.
    »Bist du sehr unglücklich?«, fragte er.
    »Ein wenig traurig, aber auch glücklich. Er versteht mich. Es gefällt ihm nicht, doch akzeptiert er es. Hättest du eine Mitgift gewollt?«
    »Piratenliebchen bringen keine Mitgift.«
    »Nein, vermutlich nicht.« Sie beugte sich vor und stützte ihr Kinn auf sein Knie. »Küss mich.«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    Olivia reckte sich lächelnd vor, um ihre Zungenspitze über seinen Mund gleiten zu lassen. »Ich bin nicht in Stimmung, hinter einem Bild von mir zurückzustehen.« Sie fing an, sein Gesicht zu küssen, ließ trockene kleine Kinderküsse auf seine Brauen, seine Lider, seine Wangen, sein Kinn regnen.
    Stift und Papier fielen in den Sand, als er sie zwischen seine Knie zog. »Jetzt gehörst du nur mir«, stellte er mit leiser Endgültigkeit fest, die ihr Schauer über den Rücken jagte. »Leib und Seele, ganz mein.«
    »So wie du mir gehörst«, erwiderte sie und legte den Kopf zurück, um tief in seine Augen zu schauen. »Wir sind gebannt, jeder steht im Bann des anderen.«
    Die steigende Flut schickte glucksende Wellen über den Strand, für sie aber versank alles um sie herum bis auf die innige Liebe, die sie verband, und die Gewissheit ihres Einsseins, das im Kreis ihrer Verzauberung besiegelt war.

EPILOG
    London, 30. Januar 1649
    »Da er Krieg gegen das gegenwärtige Parlament und das darin vertretene Volk führte, wird Charles Stuart als Tyrann, Verräter, Mörder und öffentlicher Feind der ehrlichen Menschen dieses Landes zum Tod durch Enthaupten verurteilt.«
    Von den Stufen des vor dem Banketthaus des Palastes von Whitehall errichteten Schafotts erklang die Stimme des Herolds über den Häuptern der Menge. Tausende und Abertausende hatten sich vor dem Tor von Whitehall eingefunden, um Zeugen der Enthauptung ihres Souveräns zu werden.
    Der König erstieg das Blutgerüst. Grausige, erwartungsvolle Stille senkte sich über die Menge. Einige stellten sich auf die Zehenspitzen, um über die dichten Reihen der um das Schafott angetretenen bewaffneten Abteilungen hinwegsehen zu können.
    Der König war barhäuptig,* sein Haar im Nacken zusammengebunden. Er übergab seinen Rock einem Diener, entledigte sich selbst seiner Krawatte und öffnete den Hemdkragen. Dann drehte er sich um, um zu der Menge zu sprechen, doch trug seine Stimme nicht über die vorderen Reihen der Soldaten hinweg.
    Etwas abseits lehnte Anthony an einer Hauswand, einen Arm um Ellen Leyland geschlungen. Als der König vor dem Richtblock niederkniete, drückte sie von Schluchzen geschüttelt ihr Gesicht an seine Schulter.
    Olivia legte als stille Tröstung eine Hand auf Ellens Arm, konnte aber die Augen nicht von der Richtstätte wenden. Sie sah wie der Henker sein Beil hob. Die Stille war geradezu betäubend. Tausende verharrten reglos und mit angehaltenem Atem.
    Das Beil sauste nieder.
    Im selben Moment stieg ein mächtiges Stöhnen von der Menge auf, ein kollektiver Laut des Entsetzens und der Trauer.
    Olivia sah ihren Vater und Rufus versteinert und barhäuptig am Fuße des Schafotts stehen. Ihre Namen hatten nicht unter den neunundfünfzig Signaturen auf dem Todesurteil des Königs gestanden. Nun aber verharrten sie mit bleichen Mienen als Zeugen der Parlamentspartei bei der Hinrichtung von Charles Stuart.
    »Ist es vorüber?«, flüsterte Ellen, außer Stande, ihren Blick zu heben.
    »Ja, es ist vorbei«, sagte Anthony leise. Er folgte mit den Augen Olivias Geste zu den reglosen Lords Granville und Rothbury. Schützend legte er seinen freien Arm um

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