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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Er umfasste ihre Schultern mit hartem Griff. »Olivia, ich brauche dich nicht. Verstehst du?«
    »Nun, ich glaube doch«, gab sie fest zur Antwort. Sie legte ihre Hand auf seine. »Sollten wir nicht gehen? Mit jeder Minute, die wir warten, wächst die Gefahr für das Schiff.«
    »Daran brauchst du mich nicht zu erinnern«, erklärte er mit unverkennbarer Besorgnis in der Stimme.
    »Dann wollen wir keine Zeit verlieren.« Sie befreite sich aus seinem Griff und strebte hinter Mike dem Klippenpfad zu. Ihre Hochstimmung ähnelte jener, die sie verspürt hatte, als sie und der Pirat das spanische Schiff überfielen.
    Anthony überholte sie. »Bleib hinter Mike«, wies er sie an. »Wenn wir den Strand erreichen, bleibst du auf dem Pfad. Von dort kannst du alles sehen, bist aber selbst unsichtbar. Eines ist klar, Olivia. Du wirst dich nicht zeigen.
    Ich brauche deine Hilfe nicht. Du würdest mich nur behindern. Ich möchte nicht mein Schiff verlieren, nur weil du womöglich irgendeinem kindischen Impuls folgst.«
    Das war hart, aber Olivia schwieg. Sie nahm ihren Platz auf dem Pfad hinter Mike ein, um sich nach nur zwei Schritten umzudrehen und rücklings hinunterzuklettern, da die Steilheit sie dazu zwang. Und bald hatte sie weder Zeit noch Neigung für Hochstimmung. Der Pfad schien unendlich lang. Doch die Männer hielten nicht inne, und sie wollte keine Anzeichen von Schwäche zeigen, indem sie zum Atemholen stehen blieb. Einmal drehte sie sich vorsichtig um und blickte über die Schulter auf das glatte Wasser des Kanals, der silbern im Sternenlicht dalag. Die
Wind Dancer
ankerte sanft schaukelnd vor der Einfahrt zur Bucht.
    Sie ist noch unversehrt.
Olivia hätte vor Erleichterung fast aufgeschrien. Die Schritte der Männer wurden schneller, und sie kletterte ihnen nach, rutschend und schlitternd, ohne auf Kratzer oder Abschürfungen zu achten. Ein Klippenvorsprung schien den Weg zu blockieren, doch sah sie unvermittelt den schmalen Spalt, durch den Anthony und Mike verschwanden. Sie zwängte sich hinter ihnen durch und stand nun über der Bucht, an deren Eingang das Piratenschiff dümpelte.
    Anthony und Mike sprangen leichtfüßig auf den Strand hinunter, und Olivia landete fn einem Schauer von Steinchen, Sand und Kies neben ihnen. Trotz der kühlen Brise vom Wasser her tropfte ihr Schweiß in die Augen. Sie horchte auf ein Geräusch, auf irgendetwas, das ihr anzeigte, dass die Leute ihres Vaters im Hinterhalt lagen. Doch sie hörte nichts, kein knackendes Zweiglein, keinen Atemhauch.
    Vom oberen Rand des Klippenabsturzes blickte Cato hinaus zu dem schnittigen Schiff.
    »Sollen wir Feuerbefehl geben, Mylord?« Wie immer war Giles ungeduldig.
    »Dort draußen kann das Schiff nichts anrichten, was gegen das Gesetz wäre«, wandte Cato ein. »Ich sehe keinen Grund, es zu zerstören, wenn es vor der Küste ankert. Was meint Ihr, Rothbury?«
    Rufus kaute nachdenklich an einem Grashalm. »Wir wissen gar nicht sicher, ob es die
Wind Dancer
ist. Aus dieser Entfernung kann man den Namen nicht entziffern.«
    »Natürlich ist sie es, Mylord«, sagte Giles. »Sie wartet auf jemanden oder etwas.«
    »Wir könnten einen Warnschuss vor den Bug riskieren und die Reaktion beobachten«, schlug Rufus vor.
    Giles gab seinen Männern Befehl, ihre Leuchtraketen zu zünden.
    »Was zum Teufel ist das?« Anthony spähte zum Klippenkamm hinauf, als geheimnisvolle Lichter über das Wasser tanzten. Er bekam seine Antwort umgehend. Eine Kanone dröhnte von der Landzunge her, Wasser sprühte in einer großen Fontäne knapp vor dem Schiff auf.
    Olivia hielt den Atem an. Anthony drehte sich zu ihr um. »Sie sind oben auf dem Klippenkamm. Bleib in Deckung, bis alles vorüber ist. Und dann sieh zu, dass du nach Hause kommst.« Er klang noch immer barsch und verärgert. Nach kurzem Zögern fasste er sie fast unwillig an den Oberarmen, beugte sich über sie und küsste sie hart auf den Mund, nur um sie sofort wieder freizugeben. »Mike, rasch zum Beiboot.« Sie rannten über den Sand, dunkle Gestalten im Schatten des Felsabsturzes.
    Jetzt entdeckte Olivia das Beiboot, das auf dem Sand liegend durch einen Felsvorsprung gegen Blicke von oben geschützt war. Der erste Schuss fiel, als sie den Vorsprung erreichten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, die beiden aber waren ausgewichen und schoben nun das Boot über den Strand zum Wasser, tief gebückt, das Boot als Schild nutzend. In dem Moment, in dem sie es im Wasser haben würden, waren sie ihrer Deckung

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