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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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mädchenhafte Zorn ist in meinen Augen unpassend«, sagte er. »Es war ja nur Euer Rücken und Ihr vergesst, dass ich Euch drei Tage lang pflegte.«
    Olivia spürte, wie sie wieder errötete. »Für einen Gentleman ziemt es sich nicht, mich daran zu erinnern.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Olivia, man hat mich schon mit manchen Namen belegt, aber nicht einmal der gutwilligste Freund würde mich als Gentleman bezeichnen.«
    Olivia drückte sich tiefer ins Federbett, das sie umgab. »Was seid Ihr dann?«
    »Abgesehen davon, dass ich ein einigermaßen geschickter Arzt bin, lebe ich vom Meer«, gab er zurück und verschränkte die Arme, während er sie mit derselben heimlichen Belustigung betrachtete. Nun aber lag auch eine Andeutung von Nachdenklichkeit in seinem Blick.
    »Ein Fischer also?« Sie hatte die Frage noch nicht ganz ausgesprochen, als sie auch schon wusste, dass das nicht sein konnte. Etwas so Banales wie Fischfang hätte das Interesse dieses Mannes nicht zu fesseln vermocht.
    »Ich bin auf schwierigere Beute als auf Fische aus«, erklärte er. Er führte seine Fingerspitzen in einer nachdenklichen Geste an die Lippen, ehe er langsam sagte: »Ich glaube, gewisse Aspekte meiner Lebensweise würden auch Euch ansprechen, Olivia. Wird Lord Granvilles gelehrte Tochter sich ein paar Tage verzaubern lassen?«
    Olivia entging die Herausforderung nicht, die in seinen wohltönenden Worten mitschwang. Sie ahnte, dass sie trotz des Lächelns und des Anflugs von Belustigung nicht leichtfertig ausgesprochen worden waren. »Ich weiß nicht, was Ihr meint«, antwortete sie vorsichtig.
    »Doch, ich denke schon, Olivia.« Er musterte sie scharf. »Vielleicht spürt Ihr es noch nicht oder versteht es nicht. Zuerst mag Euch alles merkwürdig anmuten, doch wenn Ihr es zulasst, verspreche ich, dass Ihr vieles sehen und verstehen werdet, das Lord Granvilles Tochter unter normalen Umständen niemals sehen und verstehen würde. Dinge, die Euch viel von dem offenbaren werden, was Ihr von Euch selbst noch nicht wisst.«
    Er trat ans Bett und beugte sich über sie. Seine Finger strichen in einer flüchtigen Liebkosung über ihre Wange, und in seinen Augen lag ein Leuchten. »Ich weiß diese Dinge von Euch, da ich sie von mir weiß«, gab er freimütig zu.
    Olivia sah in seine Augen, und das sonderbare Gefühl des Verbundenseins überkam sie abermals. Sie wusste nichts von dem Mann und hatte doch das Gefühl, als hätte sie schon lange darauf gewartet, ihn kennen zu lernen … als wäre dieser Moment in der sonnendurchfluteten Kabine unvergänglich. Eine Vorahnung ließ ihre Kopfhaut kribbeln, sie spürte, dass ihre Hände plötzlich feucht wurden. Trotz einer prickelnden Vorahnung von Gefahr empfand sie ein Hochgefühl, so Schwindel erregend wie verwirrend.
    »Ja, Ihr seht es«, sagte er leise. »Und Ihr spürt es auch …« Plötzlich änderte sich sein Ton und wurde knapp, als ein scharfes Klopfen an der Tür ertönte.
»Herein.«
    Ein ergrauter Mann, klein und gedrungen, mit mächtigen Schultern und muskulösen Armen trat ein. Er sah Olivia bar aller Neugierde an und nickte ihr zu. »Die
Dona Elena
ist in Sicht, Sir. Und der Wind dreht auf Südwest.«
    »Ich komme sofort. Ach, Adam, unser Gast ist in Sorge um seine Kleider«, sagte der Herr der
Wind Dancer
und streckte sich in den Sonnenstrahlen.
    »Sie werden bald fertig sein«, sagte der Alte. »Im Moment haben wir andere Sorgen.«
    »Allerdings.« Damit verschwand Adam, und auch sein Herr wandte sich zum Gehen und sagte gut gelaunt über die Schulter: »Die Pflicht ruft, Olivia. Macht Euch keine Sorgen, wenn Ihr in der nächsten Stunde so allerlei hört. Es liegt kein Grund zur Besorgnis vor.« Damit war er weg und schloss die Tür hinter sich.
    Olivia setzte sich in der nunmehr leeren Kabine auf. Diesmal schaute sie sich genauer um und registrierte den Luxus der Einrichtung, die nicht protzig wirkte, obschon alles vom Feinsten war. Die durch die hellen Fensterscheiben reflektierte Sonne ließ die Wachspolitur auf Möbeln, Boden und Täfelung glänzen. In die Wände waren Bücherregale eingelassen, die Schränke darunter wiesen silberne Griffe auf.
    Als der Mann ihr seinen Vornamen nannte, hatte sie den Eindruck gehabt, er hätte ihn aus der Luft gegriffen, damit sie ihn irgendwie anreden konnte. Er sei kein Gentleman, hatte er gesagt, doch alles an ihm verriet Privilegien und Autorität. Er war Besitzer eines Schiffes. Seine Stimme war angenehm und wohltönend,

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