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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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weiter vor und strich noch einmal über die Stelle. Kein Zweifel, die äußere Kante war zur Mitte hin etwas erhöht. Der Stein hätte diese Erhöhung erst überwinden müssen, um hinunterzupurzeln. Hätte er sich von selbst gelöst, so hätte er in die andere Richtung kullern müssen - auf den Wehrgang, wo Avelyn gerade stand.
    Langsam richtete sie sich auf. Also hatte doch jemand den Stein gestoßen, um sie zu treffen. Es war kein Unfall gewesen. So wie ihr Sturz durchs Loch keiner gewesen war. Allein der Umstand, dass ihr Rock sich im schartigen Holz verfangen hatte, rettete ihr neulich das Leben.
    Demnach war sie tatsächlich weit weniger anfällig für Unfälle als gedacht, und irgendwer wollte ihr das Gegenteil weismachen. Nicht etwa das Schicksal hatte sich gegen sie gewandt, sondern ein Mensch.
    Avelyn starrte hinab in den Burghof und überdachte die Angelegenheit. Diamanda hatte aufrichtig ahnungslos gewirkt, weshalb Avelyn sicher war, dass sie nichts mit dem Stein zu tun hatte. Aber wenn nicht sie, wer dann?
    Lord und Lady Gerville jedenfalls hatten keinen Grund, sie ermorden zu wollen. Ihr fiel überhaupt niemand ein, auf den dies zutraf. Lediglich Diamanda hätte ansatzweise ein Motiv - doch noch immer mochte Avelyn nicht glauben, dass sie es war.
    Leise Schritte zu ihrer Rechten ließen sie herumfahren, und sie straffte die Schultern, als sie sich Diamandas Tante gegenübersah.

19. Kapitel
    Paen schlug die Augen auf und regte sich, nur um scharf die Luft einzuziehen. Von der kleinsten Bewegung drohte ihm der Schädel zu bersten. Er erinnerte sich daran, wie er auf der Pflaume ausgerutscht und mit dem Kopf auf einem Ast aufgeschlagen war - und verzog das Gesicht ob seiner Tollpatschigkeit. In diesem Augenblick hörte er jemanden schluchzen, und als er zur Seite blickte, sah er Diamanda auf der Fensterbank, die sich ein Tuch an die Nase hielt und weinte.
    Zunächst war er verärgert darüber, dass sie ihn mit ihrer Heulerei geweckt hatte. Der Schmerz war weiß Gott die reinste Qual, und er hätte lieber weitergeschlafen, anstatt wach zu liegen und zu leiden. Danach fragte er sich aber, weshalb das Mädchen überhaupt weinte. Über ihn ja wohl kaum. Er war verletzt, aber das würde schon wieder. Es war ja nicht so, als liege er im Sterben.
    Aber was war mit Avelyn? Kurz war Paen, als bleibe ihm das Herz stehen. Weinte Diamanda etwa, weil Avelyn wieder etwas zugestoßen war - war sie dieses Mal vielleicht gar ums Leben gekommen? Seine Gemahlin hatte eine beklagenswert hohe Zahl an Unfällen gehabt, von denen sie die meisten vergleichsweise unbeschadet überstanden hatte. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis ihr Glück womöglich enden könnte.
    „Wo ist Avelyn?“ Weil er so beunruhigt war, kam die Frage schärfer als beabsichtigt heraus.
    Diamanda hörte auf zu weinen und sah ihn überrascht an, ehe sie sich von der Fensterbank gleiten ließ und zum Bett trat. „Du bist wach.“
    „Wo ist Avelyn?“, wiederholte er. „Ist sie verletzt? Hast du deshalb geweint?“
    „Oh!“ Diamanda riss die Augen weit auf, als sie erkannte, was ihre Tränen ihn hatten denken lassen. Rasch schüttelte sie den Kopf. „Nay, es geht ihr gut, Paen, wirklich.“
    Paen sank zurück auf die Felle. Erst jetzt merkte er, dass er sich in seiner Sorge halb aufgesetzt hatte, und die Schmerzen, die dieser Bewegung prompt folgten, ließen ihn das Gesicht verziehen. Er seufzte. „Weshalb dann die Flennerei?“
    Auch Diamanda seufzte, dann setzte sie sich auf den Rand des Fellstapels. „Weil ich dir etwas Unschönes beichten muss.“
    Er wartete, doch sie saß einfach nur da und schniefte. „Also?“, fragte er ungeduldig.
    Diamanda biss sich auf die Unterlippe und starrte auf ihre Hände. „Du wirst mich hassen.“
    Sie wollte also, dass er es ihr aus der Nase zog. Paen seufzte erneut. Er war wahrlich nicht in der Stimmung für solche Spielchen. „Heraus damit, Diamanda, na los.“ „Ich habe die Kleider zerstört, die Avelyn für dich genäht hat“, gestand sie unglücklich.
    Paen runzelte die Stirn. „Welche?“
    „Beide Garnituren.“ Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
    Als Paen ansetzte, etwas zu sagen, fuhr sie hastig fort. „Avelyn hat die Kerze neulich im Zelt tatsächlich gelöscht. Ich habe sie wieder angezündet und damit Felle und Kleider in Brand gesteckt. Als Avelyn auf Gerville dann das zweite Paar Kleider fast fertig hatte, habe ich mir beim Nachtmahl etwas von dem Braten stibitzt und die Tunika

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