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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Paens willen so gewissenhaft aus, wenngleich sie überzeugt war, dass auch ihn die Narbe nicht scherte.
    Paen kam während der ganzen Prozedur kein einziges Mal zu sich. Als Avelyn fertig war, lehnte sie sich seufzend zurück. Einerseits war sie froh darüber, dass er nicht aufgewacht war, während sie ihm die Nadel durch die Haut gestochen hatte. Andererseits hätte sie gewünscht, er wäre wach geworden, denn so hätte sie wenigstens gewusst, dass er genesen würde. Avelyn hatte schon Männer schwerere Kopfverletzungen überleben sehen. Doch ebenso hatte sie kleinere Blessuren erlebt, die zum Tod geführt hatten. Das war das Gefährliche an Kopfwunden - man wusste nie mit Sicherheit, ob der Kranke wieder gesund werden oder sterben würde.
    „Wird er sich erholen?“, fragte Diamanda, während Avelyn ihrem Gemahl die Stirn verband.
    „Das weiß ich nicht“, gestand sie. „Bitte hol mir ein Gefäß zum Kräutermischen “, sagte sie an Runilda gewandt. „Wenn er zu sich kommt, wird er grässliche Kopfschmerzen haben. Ich will ihm einen Trank bereiten, der ihm hilft, wieder einzuschlafen. Er sollte ihn so rasch wie möglich trinken.“
    Die Kammerfrau nickte und huschte aus der Kammer. Kurz darauf verließen auch die Soldaten den Raum, sodass Avelyn und Diamanda allein zurückblieben.
    Mehrere Augenblicke verstrichen, ohne dass eine von beiden etwas sagte. Aber das Schweigen schien Diamanda unbehaglich zu werden, denn schließlich räusperte sie sich.
    „Wie du mit Joan umgesprungen bist, war wirklich eindrucksvoll“, sagte sie. „Ich habe mich nie wohlgefühlt in ihrer Nähe, doch ich habe mich ihr oder auch Tante Helen nie so entgegenstellen können, wie du es getan hast.“ „Ich war grob zu deiner Tante und werde mich entschuldigen müssen“, murmelte Avelyn. „Aber nur unfähige Heiler verwenden Blutegel.“
    „Ich mag Egel ebenfalls nicht“, meinte Diamanda leise. Als Avelyn darauf nicht einging, runzelte Diamanda die Stirn. „Zürnst du mir etwa?“
    Avelyn musterte das Mädchen, das sie für ihre Freundin gehalten hatte, und konnte die Worte nicht länger zurückhalten. „Ich habe dich gesehen, Diamanda. Ich weiß, was du getan hast.“
    Diamanda öffnete den Mund. Schweigend starrten sie einander an, ohne jede Regung. Schließlich sackte die Jüngere in sich zusammen wie eine welke Blume.
    „Ich ...“ Diamanda schüttelte den Kopf. „Es tut mir so leid, Avy“, platzte sie heraus. „Wirklich. Es war dumm und gemein von mir, und meine einzige Entschuldigung ist, dass ich dich damals kaum kannte und wir noch keine Freundinnen waren. Du ahnst ja nicht, wie sehr ich es jetzt bereue.“
    Avelyn blinzelte erstaunt. Es stimmte, dass sie sich neulich, als sie durchs Loch gestoßen worden war, keineswegs so nahe wie heute gestanden hatten. Inzwischen aber waren sie sehr wohl befreundet. Trotzdem: Der Stein war ja erst heute von der Mauer gepoltert. Oder beichtete Diamanda ihr da gerade etwas ganz anderes?
    Sie verlagerte ihr Gewicht und überlegte, wie sie das Mädchen zum Sprechen bewegen konnte, ohne preiszugeben, dass sie gar nicht wusste, worüber sie eigentlich redeten. „Hilf mir, das zu begreifen“, sagte sie schließlich. „Erzähl mir, was du dir dabei gedacht hast. Erzähl mir alles von Anfang an.“ Sie hielt den Atem an und hoffte, dass Diamanda der Aufforderung Folge leisten werde. Das Schweigen zog sich jedoch unangenehm in die Länge, und Avelyn glaubte fast, Diamanda werde keinen Ton mehr zu der Sache sagen. Offenbar hatte sie sich aber nur gesammelt, denn endlich seufzte sie und berichtete.
    „Ich war sechs, als ich nach Gerville kam“, begann sie. „Damals wusste ich schon, dass ich irgendwann einmal Adam heiraten würde. Aber geliebt habe ich vom ersten Tag an Paen“, gestand sie.
    Avelyn richtete sich im Sitzen auf. In ihrem Kopf herrschte mit einem Mal vollkommene Leere.
    „Als die Nachricht von Adams Tod Gerville erreichte“, fuhr Diamanda fort, „war ich sicher, dass das Schicksal eingegriffen habe. Ich ging davon aus, Paen und ich würden nun heiraten können. Von dir wusste ich gar nichts. Niemand hat in meiner Gegenwart je eure Verlobung erwähnt. Paen war so viel älter als Adam und noch immer unvermählt, dass ich glaubte, er sei nicht verlobt oder seine Verlobte sei vielleicht gestorben. Dann aber kehrte Paen nach Hause zurück, und plötzlich hieß es, wir müssten packen und uns für die Reise nach Straughton bereit machen, damit Paen die Braut ehelichen

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