Die Braut des Ritters
„Ich wünschte nur, ich könnte auch Euch davon überzeugen, wie kostbar Ihr seid. “
„Ich denke, Mylord, ich beginne, meinen Wert zu erkennen“, erwiderte sie leise. „Aber vielleicht ist das ein Weg, den ich selbst beschreiten muss. Jedenfalls wächst meine Selbstachtung mit jeder Aufgabe, die ich erfolgreich meistere. “
„Ich bin froh, das zu hören.“ Er neigte sich zu ihr herab und küsste sie abermals, ehe er ihr einen Arm um die Schultern legte und sie zur Stiege führte. „Avelyn, ich möchte, dass wir künftig mehr miteinander reden.“ Avelyn blinzelte. „Mehr miteinander reden?“
„ Aye. Runilda hat mir berichtet, dass Ihr überzeugt seid, jemand habe Euch neulich niedergeschlagen und durchs Loch gestoßen. Wenn Ihr mir das erzählt hättet, so hätte ich mir dies alles weit früher zusammenreimen können. Auch habt Ihr mir gegenüber nicht erwähnt, dass Ihr Diamanda auf dem Wehrgang gesehen habt, kurz nachdem Ihr heute von dem Stein gestreift worden seid. In Zukunft würde ich mir daher wünschen, dass Ihr offener zu mir seid. “
„Hmm.“ Avelyn wusste nicht so recht, was sie erwidern sollte, denn er hatte ja recht. Bislang war sie der Meinung gewesen, dass er derjenige sei, der ruhig etwas offener sein könne. Doch wenn sie ehrlich war, traf das auf sie genauso zu. So wie jetzt, zum Beispiel. Er hatte ihr gerade mitgeteilt, dass er sich glücklich schätze, sie zur Frau zu haben, und sie hatte darauf nichts gesagt. Auch dass sie ihn liebte, hatte sie ihm noch nicht gestanden.
Sie räusperte sich. „Mylord?“
„Aye?“
„Ich liebe Euch.“
Paen blieb abrupt stehen und wandte sich ihr zu. „Wie bitte?“
„Ich liebe Euch“, wiederholte sie und reckte kühn das Kinn. „Nicht nur, wie es meine Pflicht als Eure Gemahlin ist, sondern ich liebe Euch ... so sehr, dass mir manchmal schier das Herz zerspringen will, wenn ich nur an Euch denke.“
Er schaute sie an. Stand eine ganze Weile einfach nur da und blickte sie an, als wolle er sie sich für immer einprägen. Endlich neigte er den Kopf und küsste sie, wie er sie nie zuvor geküsst hatte. Für gewöhnlich waren seine Küsse gierig und voller Leidenschaft, doch dieser hier war beinahe unerträglich zärtlich.
Als er sich von ihren Lippen löste, schlug Avelyn blinzelnd die Augen auf.
„Und ich liebe Euch, Avelyn“, sagte er ernst. Dann zog er sie an sich, und Seite an Seite schritten sie den Wehrgang entlang.
—Ende —
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