Die Braut des Wuestenprinzen
sich an Elenor. „Geh ins Zelt“, befahl er. „Und wenn du ans andere Ende des Tals reiten würdest, du könntest mir doch nicht entkommen.“
Elenor stieg vom Pferd und reichte die Zügel des Rappen einem Jungen, der hinzugekommen war. Im Zelt wartete die besorgte Golnesah auf sie.
„Ich war bei dem heiligen See im Wald“, erklärte sie der Parvanerin. „Ich bin hineingefallen. Karim hat mich gerettet.“
„Wir brauchen Waffen“, hatte Puran eines Tages gesagt. „Warum setzt dein Vater sich nicht für uns ein? Worauf wartet er noch? Es war doch so vereinbart!“
Nichts war vereinbart worden, doch Elenor zuckte nur mit den Schultern. „Mein Vater hat weniger Einfluss, als du denkst. Außerdem ist er schon lange nicht mehr im Mittleren Osten tätig. Ich habe ihm geschrieben, aber sein Einfluss ist verschwindend gering.“
„Sein Einfluss?“, fauchte Puran. „Warum schickt er kein Geld – so, wie es vereinbart war? Karim hat seinen Part erfüllt – du nicht. Wo bleibt das Geld, das uns versprochen wurde?“
„Geld?“, fragte Elenor verständnislos.
„Wo wäre sein Geld besser investiert als in der Rettung des Landes seines Schwiegersohns? Karim hat eine Prinzessin aus dir gemacht. Bald wirst du Königin sein – aber nur, wenn wir jetzt an Geld für Waffen kommen! Sag deinem Vater, dass wir Geld für Waffen brauchen. Er liebt dich doch, und du bist seine einzige Tochter.“
„Ich bin zwar seine einzige Tochter, aber mein Vater ist nicht reich.“
„Versuch nicht, mich zum Narren zu halten! Ich weiß Bescheid, und auch mein Schwager weiß Bescheid. Was denkst du denn, warum man der Hochzeit mit einer farangi , einer Fremden, zugestimmt hat? Er versteht nicht, warum dein Vater noch zögert!“
Elenor starrte Puran an.„Denkt Karim, dass mein Vater reich ist?“
„Wusstest du das etwa nicht? Ich hatte angenommen, dass es eine klare Absprache gegeben hätte … Vielleicht hat sie nur zwischen Karim und deinem Vater stattgefunden, und du weißt nichts davon. Du hast deinen Familienhintergrund geheim gehalten. Der Name, den du trägst, ist nicht der Name deines Vaters. Karim weiß darüber Bescheid.“ Puran schnalzte mit der Zunge. „Um Gottes willen … wie konnte Karim nur so dumm sein?“
„Karim hat mir nie etwas davon gesagt“, erwiderte Elenor.
„Aber ihr müsst uns Geld geben. Wenn Karim dich nicht darum bittet, so wartet er nur darauf, dass du es von dir aus anbietest. Es wäre gefährlich, noch länger zu warten. Wir kämpfen mit Stöcken und Äxten, während die Kaljuken Mörsergranaten haben. Wir brauchen dringend Schusswaffen. Sag es deinem Vater. Bitte, Elenor.“
Vor Schmerz bekam Elenor kaum noch Luft. „Karim wusste, was?“, setzte sie an. „Also … was hat er … Was glaubt denn Karim, wer mein Vater ist?“
„An den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass du ihn nicht verwendest. Und dass er reich ist und in Kalifornien lebt.“
Reich. Kalifornien. Fast musste Elenor lachen. „Jonathan Holding“, keuchte sie. „Ist das der Mann, von dem Karim denkt, er wäre mein Vater?“
Entsetzen breitete sich auf Purans Gesicht aus. „Stimmt es denn nicht?“, flüsterte sie. „Ist er nicht dein Vater?“
„Nein“, antwortete Elenor mit aufgesetzter Heiterkeit. „Jonathan Holding ist der Vater meiner ehemaligen Mitbewohnerin. Scheinbar hat Karim die Falsche geheiratet.“
Karim und einige seiner Männer brachten den Gefangenen in eine Höhle und kehrten anschließend nicht zurück. Es war offensichtlich, dass sie heute nicht mehr weiterziehen würden.
Bei Tageslicht erkannte Elenor eindeutig, dass es sich bei ihrem Lager um ein Feldlager handelte. Die Männer waren ausnahmslos bewaffnet und gingen regelmäßig auf Streifzüge. Zunächst hatte Elenor angenommen, dass sie herausfinden wollten, ob ihnen jemand nach der Entführung folgen würde. Doch das stimmte nicht. Golnesah erzählte ihr, dass sie nach zwei Kaljuken suchten, die unerlaubt die Grenze überschritten hatten. Nun hatten sie einen der beiden aufgegriffen.
Als Karim spät am Abend zurückkehrte, sah er erschöpft aus. „Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche“, bemerkte Elenor besorgt.
„Ich fühle mich auch so“, antwortete er und lehnte seine Waffe gegen einen Stuhl, bevor er auf einen Stapel Kissen sank. „Nuri, ist etwas zu essen da?“, fragte er.
„Ja“, nickte sie. „Es ist etwas zu essen da.“
Elenor holte einen kleinen geschnitzten Holztisch, stellte
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