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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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erspart geblieben, obwohl sie in Wirklichkeit viel tiefer darin verwickelt gewesen war als er.
    Die Erinnerung an all das machte sie einen Moment benommen, und Szenen von früher zogen an ihr vorüber; sie versuchte, sie in ihr Unterbewußtsein zurückzudrängen, aber das wollte ihr nicht so recht gelingen. Sie schaute in die Ecke der Garage, wo die Forschungswerkzeuge, die sie mit zurückgebracht hatte, jetzt in ihrer weitgereisten Segeltuchtasche lagerten. Möglicherweise begannen sie bereits in der Tasche zu rosten.
    Werde sie los, sagte sie sich. Aber das hatte sie schon versucht, und zwar vergebens. Sie waren eine direkte Verbindung zu etwas, von dem sie sich nicht trennen wollte, und bei der Wiedereinreise hatten sie sich als günstige Ablenkung erwiesen und ihr ermöglicht, ein noch ungewöhnlicheres Erinnerungsobjekt von dem genannten Brandunfall einzuschmuggeln, das sonst vielleicht Aufmerksamkeit erregt hätte.
    Zu schade, daß ich Bruce nicht in Schmutzwäsche wickeln und neben dem Journal in den Koffer stopfen konnte …
    … dem Journal, das die Geheimnisse eines Arztes aus uralter Zeit enthielt. Seine Entschlossenheit und Geschicklichkeit hatten Janie stets einen Lichtstreif am Horizont gezeigt, als alles unsagbar dunkel aussah.
    Hilflos schüttelte sie den Kopf. Es wäre so viel leichter, wenn ich einfach wieder eine sinnvolle Arbeit hätte …
    Eine einmalige Spezialität, hatte Tom gesagt.
    Gibt es auf dieser Welt überhaupt noch etwas Einmaliges? fragte sie sich betrübt. Sie schüttelte den Tagtraum ab und ging ins Haus.
     
    E s gab ganze Bände von » Regierungszahlen « in der universalen genetischen Datenbank, darunter auch, nach Jahren mühseliger Eingabe, das komplette Gen fast jeden US-Bürgers. Wenn Janie vor einem Computer saß wie jetzt mit dem Plan, in diese Datenbank einzutreten, fühlte sie sich am Ende immer verwirrt und überwältigt.
    Überwinden Sie das, hatte ihr Supervisor bei der Stiftung, der New Alchemy Foundation, zu ihr gesagt. Es ist einfach Teil Ihres Jobs.
    Das stimmte, und sie war vertraut mit den Techniken zum Sammeln, Sortieren und Auswerten von Daten; aber die Datenbank, zu der sie jetzt Zutritt suchte, konnte ein furchterregender, unwirtlicher Ort sein, allein schon wegen ihrer Größe. Ihre Gefühle für diese Einrichtung wechselten von Tag zu Tag. In der einen Minute erschien sie ihr wie ein Wunderland, das der Erforschung harrte, in der nächsten wie eine Wüstenei, die man nur unter Schutzmaßnahmen betreten sollte. Und jedesmal, wenn sie es tat, fühlte Janie sich wie ein Eindringling, ein Außenseiter, jemand, der eigentlich nicht dorthin gehörte. Dieses Gefühl wurde durch die Eröffnungssequenz des Bedienungssystems verstärkt, in der es nicht etwa hieß WILLKOMMEN BEI BIG DATTIE, BITTE TRETEN SIE EIN, sondern vielmehr:
    STOP ! SIE HABEN ZUGANG ZU EINER GESICHERTEN DATENBANK VERLANGT. BITTE BEFOLGEN SIE ALLE FOLGENDEN BLLDSCHIRMANWEISUNGEN GENAU. ANDERNFALLS KANN ES ZU SOFORTIGEM ABBRUCH DER VERBINDUNG UND WIDERRUF IHRER ZUGANGSBERECHTIGUNG KOMMEN. DIESER KONTAKT WIRD VOLLSTäNDIG AUFGEZEICHNET.
    Eines Tages, dachte sie, werde ich mutig genug sein, da einfach hineinzuspazieren und mich umzusehen, ohne besonderes Ziel … Aber dieser Tag war nicht der heutige. Janie tat genau, was verlangt wurde, nicht mehr und nicht weniger, und gab mit gehorsamer Präzision die geforderten Befehle ein. Sie legte ihre rechte Hand mit dem unsichtbaren, aber stets lesbaren elektrischen Code auf den Computerbildschirm und wartete darauf, daß der Sensor den Code verarbeitete. Und sie stellte sich vor, daß irgendwo tief in den Eingeweiden von Big Dattie bestimmte Zähler einen Punkt höher sprangen, diejenigen, die mit hochqualifizierten weißen Frauen unbestimmten Alters sowie mittleren bis hohen Einkommens zu tun hatten; diese arbeiteten für die New Alchemy Foundation und suchten an dem speziellen Computer, den sie zufällig benutzte, nach Daten. Irgend jemand würde eine solche Information irgendwann bedeutungsvoll finden. Aber Janie wollte dieser Person nicht begegnen. Niemals.
    Der Bildschirm färbte sich gelb – ein zu fröhlicher Hintergrund für den strengen Text, der darauf zu lesen war. Sie wurde durch ein Piepsen angewiesen, einen Weg in die Datenbank zu wählen. Also berührte sie den Zugangspunkt auf dem Bildschirm und wartete. Insgeheim erheitert übte sie sich in Geduld, während ihre Suche auf diesen oder jenen demographischen Weg gelenkt wurde. Mit hoher

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