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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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berühren, zugleich wollte sie die Sache aber hinter sich bringen. Er würde gehen, wenn er das Kästchen hatte. Wenn er zu seinem Wort stand, würde er sie am Leben lassen. Trotz ihrer Angst vor ihm glaubte sie, dass er sie nicht umbringen wollte. Wenn er das vorhätte, wäre sie bereits tot.
    »Was ist das?«, fragte sie. »Was ist da drin?«
    »Was hast du gesehen, als du hier unten warst?«, versetzte Herod.
    »Ich habe Schemen gesehen. Sie waren verunstaltet. Wie Menschen, nur dass es … keine Menschen waren.«
    »Nein, keine Menschen«, sagte Herod. »Hast du schon mal von der Büchse der Pandora gehört?«
    Sie nickte. »Es war eine Büchse, die Übles enthielt, und als sie geöffnet wurde, gelangte all das Üble in die Welt.«
    »Sehr gut«, sagte Herod, »nur dass es ein Gefäß war, ein Pithos, keine Büchse. Der Begriff ›Büchse der Pandora‹ entstand durch eine falsche Übersetzung ins Lateinische.«
    Jetzt, da er gefunden hatte, wonach er so lange gesucht hatte, war er froh, dass jemand bei ihm war. Er wollte es erklären. Er wollte, dass noch jemand seine Bedeutung verstand.
    »Das hier«, fuhr er fort, »ist die wahre Büchse der Pandora, ein Gefängnis aus Gold. Sieben Kammern, eine jede mit sieben Schlössern, die die Pforten der Unterwelt darstellen.« Er deutete auf die Haspen. »Die Schlösser sind wie Spinnen geformt, weil es eine Spinne war, die Mohammed vor den Mördern beschützte, indem sie ein Netz vor den Zugang der Höhle webte, in der er sich mit Abu Bakr versteckte. Die Männer, die das Kästchen anfertigten, hofften, dass die Spinnen auch sie beschützen mochten. Was den Inhalt des Kästchens betrifft – nun, bezeichnen wir sie als alte Geister, fast so alt wie der Käpt’n. Fast.«
    »Sie sind böse«, sagte Karen. Sie erschauderte. »Ich habe es gespürt.«
    »Oh, das sind sie in der Tat«, sagte Herod. »Sie sind sogar sehr böse.«
    »Aber was haben Sie damit vor?«
    »Ich werde es öffnen und sie freilassen«, sagte Herod, als spräche er mit einem Kind.
    Karen starrte ihn an. »Warum wollen Sie das tun?«
    »Weil es der Käpt’n so will, und was der Käpt’n will, bekommt er auch. Und jetzt nimm das Kästchen und steck es in die Tasche.«
    Sie schüttelte den Kopf. Herod zog die Waffe und drückte sie an ihre Lippen.
    »Ich habe, was ich will«, sagte er. »Ich kann dich töten, oder wir können beide am Leben bleiben. Es ist deine Entscheidung.«
    Widerwillig hob sie das Kästchen hoch. Wieder spürte sie, wie es in ihren Händen vibrierte. Drinnen scharrte irgendetwas, als wäre ein Nagetier darin gefangen und kratzte vergeblich am Deckel. Beinahe hätte sie das Kästchen fallen gelassen. Herod zischte unwirsch, sagte aber nichts. Vorsichtig legte sie es in die Segeltuchtasche, dann zog sie den Reißverschluss zu. Sie wollte ihm die Tasche reichen, aber er schüttelte den Kopf.
    »Trag du sie«, sagte er. »Mach schon. Wir sind fast fertig.«
    Sie stieg zuerst die Treppe hinauf, Herod folgte ihr auf dem Fuß, hatte die Hand leicht auf ihre Schulter gelegt und drückte ihr die Schusswaffe an den Rücken. Als sie ins Wohnzimmer kamen, blieb sie stehen.
    »Geh –«, setzte Herod an, bevor er sah, was Karen gesehen hatte. Drei Männer standen im Zimmer, alle bewaffnet, die Knarren auf seinen Kopf gerichtet.
    »Lassen Sie sie los«, sagte ich.

36
    Wenn Herod überrascht war, dass wir ihn oben erwarteten, wusste er es gut zu verbergen. Er zog Karen Emory enger zu sich heran und benutzte ihren Körper als Schild. Gleichzeitig drückte er seine Knarre seitlich an ihren Hals und richtete sie nach oben, auf ihr Gehirn. Nur seine rechte Kopfseite war von uns aus zu sehen, so dass nicht einmal Louis einen Schuss riskieren wollte. Blut strömte aus der scheußlichen Wunde an Herods Oberlippe und färbte seine Lippen und das Kinn rot.
    »Ist alles okay, Karen?«, fragte ich.
    Sie versuchte zu nicken, hatte aber so viel Angst vor der Knarre, dass kaum mehr als ein kurzes Zucken daraus wurde. Herods Augen funkelten. Er schenkte Louis und Angel keinerlei Beachtung. Sein Blick war nur auf mich gerichtet.
    »Ich kenne Sie«, sagte Herod. »Ich habe Sie an der Bar gesehen.«
    »Sie hätten sich vorstellen sollen. Das hätte uns viel Zeit und Kraft gekostet.«
    »Oh, das glaube ich nicht. Der Käpt’n hätte das nicht gewollt.«
    »Wer ist der Käpt’n?« Aber ich entsann mich an die zweite Gestalt, die ich im Auto gesehen zu haben meinte, eine Erscheinung mit einem

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