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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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dass sie wie ein kleines Mädchen klang, das schluchzte und bettelte.
    »Nun, Missy, ich kann dich wohl schlecht alleine hier oben lassen, was?«, erwiderte er. Er sprach beschwichtigend, sogar freundlich, doch es war derselbe Mann, der sie kurz zuvor noch als Hure bezeichnet und Spuren auf ihrer Haut hinterlassen hatte, als sich seine Finger in ihre Schulter gegraben hatten, der ihr Ohrläppchen zerfetzt und Joel umgebracht hatte, so dass sie wieder allein war. »Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, nicht wenn ich auf dich aufpasse.« Er gab ihr den Schlüssel zurück. »Und nun schließe sie schon auf. Ich bleibe unmittelbar hinter dir.«
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zeigte er ihr seine Schusswaffe, worauf sie tat, wie ihr geheißen. Ihre Hand zitterte nur leicht, als sie den Schlüssel ins Schloss steckte. Er trat einen Schritt zurück, als sie die Tür öffnete und die Dunkelheit dahinter zum Vorschein kam.
    »Wo ist das Licht?«, fragte er.
    »Es funktioniert nicht«, sagte sie. »Es ist ausgefallen, als ich da unten war.« Sie haben es ausfallen lassen, hätte sie fast hinzugefügt. Sie wollen, dass ich ins Stolpern gerate und hinfalle, damit ich unten bei ihnen bleiben muss.
    Herod blickte sich um und sah die am Boden liegende Taschenlampe. Er bückte sich, um sie aufzuheben, worauf sie ihm mit aller Kraft seitlich gegen den Kopf trat und er in die Knie ging. Sie rannte zur Haustür, fummelte aber noch am Riegel herum, als er sie einholte. Sie schrie auf, worauf er ihr den Mund zuhielt, sie zurückzerrte und zu Boden schleuderte. Sie landete auf dem Rücken, und ehe sie sich wieder aufrichten konnte, kniete er auf ihrer Schulter. Er griff in ihren Mund und packte ihre Zunge so grob, dass sie dachte, er wollte sie herausreißen. Sie konnte nicht sprechen, flehte ihn aber mit Blicken an, es nicht zu tun.
    »Letzte Warnung«, sagte er. Die Wunde an seiner Lippe war aufgegangen und blutete. »Ich füge nicht grundlos Schmerzen zu und will dir nicht schlimmer weh tun, als ich es bereits getan habe, aber wenn du mich dazu zwingst, werde ich es tun. Fordere mich noch einmal heraus, dann werde ich deine Zunge an die Ratten verfüttern und dich an deinem eigenen Blut ersticken lassen. Hast du verstanden?«
    Karen nickte leicht, weil sie Angst hatte, ihre Zunge könnte abreißen, wenn sie den Kopf zu sehr bewegte. Er ließ sie los, und sie nahm seinen Geschmack in ihrem Mund wahr, scharf und chemisch. Sie stand auf, worauf er die Taschenlampe einschaltete. »Anscheinend funktioniert sie jetzt wieder tadellos«, sagte er und bedeutete ihr, ihm vorauszugehen.
    »Du zuerst«, sagte er. »Halte die Hände vom Körper weg. Fass nichts außer dem Treppengeländer an. Wenn du dich plötzlich bewegst, während wir da unten sind, wird es dir schlecht ergehen.«
    Widerstrebend lief sie los. Der Strahl der Taschenlampe fiel auf die Treppe. Herod ließ sie drei Stufen vorausgehen, dann folgte er ihr. Als sie auf halbem Weg nach unten war, hielt sie inne und blickte nach links, wo die Dunkelheit am tiefsten war und das goldene Kästchen auf dem Regal stand.
    »Warum bleibst du stehen?«, fragte Herod.
    »Da hinten ist es«, sagte sie.
    »Was?«
    »Das goldene Kästchen. Das suchen Sie doch, das goldene Kästchen, nicht wahr?«
    »Du wirst mir zeigen, wo es genau ist.«
    »Da unten sind seltsame Dinge«, sagte sie. »Ich habe sie gesehen.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht in Gefahr bist. Geh weiter.«
    Sie stieg tiefer hinab, bis sie den Fuß der Treppe erreichte. Herod stieß zu ihr und suchte mit der Taschenlampe die Winkel des Kellers ab. Schatten huschten umher, aber sie stammten nur vom Lichtstrahl, und sie war schon beinahe davon überzeugt, dass die Wesen, die sie vorhin gesehen hatte, nur ihrer Phantasie entsprungen waren, wenn nicht das Flüstern wieder eingesetzt hätte. Diesmal klang es anders – verdutzt vielleicht, aber erwartungsvoll.
    Sie führte ihn zu der Stelle, wo die Schätze lagen, doch er zeigte keinerlei Interesse an den Siegeln oder dem herrlichen Frauenkopf. Er hatte nur Augen für das Kästchen. Eine Zeitlang ließ er das Licht darauf spielen und mokierte sich leise über die Schäden, die es davongetragen hatte, die leichten Dellen und Schrammen an den verzierten Seitenwänden, dann deutete er auf eine Segeltuchtasche, die auf einem alten Koffer im Regal lag.
    »Nimm es und pack es in die Tasche«, befahl er ihr. »Und sei vorsichtig.«
    Sie wollte es nicht noch einmal

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