Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Tor herum. »Verflucht!«, stieß eine der grobschlächtigen Gestalten beim Fuhrwerk hervor, als er sah, wer da mit blank gezogenem Schwert in den Hof gestürmt kam. »Tempelritter!« Der Mann namens Tarik el-Kharim warf ihnen einen freudigen Blick zu. »Euch schickt der Himmel, Brüder!«, rief er. »Zeigen wir ihnen, wie drei Templer solch eine Situation meistern!« Gerolt und Maurice wunderten sich nicht schlecht, dass dieser Tarik el-Kharim, der weder das Aussehen eines christlichen Ritters aus dem Abendland besaß noch den weißen Templermantel trug, sich als ihr Ordensbruder ausgab. Sie hielten das für dreiste Hochstapelei und sie gedachten, ihn zur Rede zu stellen, sowie sich eine Gelegenheit ergab. Aber jetzt war nicht der Moment dafür, jetzt ging es um ihr Leben und das der Familie Granville. Denn schon im nächsten Augenblick griffen auch die Männer beim Fuhrwerk zu ihren Waffen. Im Angesicht der siebenköpfigen, mordlustigen Bande wünschte Gerolt, er hätte nach der Wachablösung das Kettenhemd nicht abgelegt. Aber wer schleppte schon völlig unnötigerweise diesen gut zwanzig Pfund schweren Schutz mit sich herum? Niemand hatte damit rechnen können, dass sie auf ihrem harmlosen Botengang zum Hafen in eine solch gefährliche Situation geraten würden! Nun brach ein Wirbel mehrerer, fast gleichzeitiger Ereignisse im Innenhof los. Vier der Halunken beim Fuhrwerk stürzten sich im Bewusstsein ihrer Überzahl siegessicher auf Gerolt und Maurice. Tarik el-Kharim griff den Mann mit der Streitaxt an. »Nun zeig mal, ob du mit dem Ding mehr kannst, als nur Kinder und Frauen in Angst zu versetzen und Melonen zu spalten!«, rief er ihm zu, während er den ersten Hieb austeilte. Zur selben Zeit schlug der Plünderer, der den dickleibigen französischen Kaufmann an der Hauswand mit seinem Dolch bedroht hatte, dem wehrlosen Mann den Knauf seiner Waffe an den Kopf, worauf sein Opfer bewusstlos vor die Füße des kleinen Mädchens stürzte. Sofort tauschte er den Dolch gegen sein Schwert ein und sprang seinem Komplizen mit der Streitaxt zu Hilfe, der schon nach den ersten Hieben seines Gegners in arge Bedrängnis geraten war. Derweil schätzte der Kerl, der sich an der jungen Frau vergriffen hatte, die Lage für sich und seine Kameraden offenbar für nicht gefährlich genug ein, um selbst einzugreifen. Er nahm sich die Zeit, einen Strick von einer der Teppichrollen zu zerren, die Frau unter brutalen Hieben zu Boden zu werfen und ihre Hände an die Speichen des hinteren Rades zu binden. Gerolt und Maurice wurden von den vier Männern in die Zange genommen und hatten alle Mühe, sie sich vom Hals zu halten. Gegen eine Übermacht hatte man nur dann eine Chance, wenn man nicht nur mit dem Schwert schnell und kraftvoll umgehen konnte, sondern wenn sich dazu auch noch ein überlegener Verstand gesellte, der Nachlässigkeiten und Fehler des Feindes rasch erkannte und sie für sich zunutze machte – und zwar bevor der Gegner den eigenen Schwächen auf die Schliche gekommen war. Vier Klingen hämmerten und stachen auf Gerolt und Maurice ein. Ihr Reaktionsvermögen, ihre Übersicht und ihre scharfe Beobachtungsgabe wurden in den ersten Minuten auf eine besonders harte Probe gestellt. Ohne sich abgesprochen zu haben, wichen sie auf einer Linie ganz langsam zurück und begnügten sich fast ausschließlich mit reiner Abwehr, als wüssten sie, den Schwerthieben der Plünderer nichts entgegenzusetzen. In Wirklichkeit registrierten sie bei jedem Schlag, wie er ausgeführt wurde, welche Kraft in ihm lag, welchen Winkel die Klinge hatte, wie der Gegner seinen Körper beim Angriff bewegte, auf welchem Fuß das Gewicht lag, wie weit er ausholte, wo er kostbare Zeit verschenkte, wie schnell er einen Gegenschlag parierte, ob er Finten erkannte und wo er die Deckung vernachlässigte. Dabei drohte ihnen die größte Gefahr von den beiden Burschen, die sofort versuchten, seitlich anzugreifen und in ihren Rücken zu gelangen, um sie von dort heimtückisch niederzustechen. Aber Maurice und Gerolt wussten das zu verhindern, indem sie plötzlich, wie auf ein stummes Kommando hin, ihre defensive Haltung aufgaben, sich ihrem direkten Gegenüber blitzschnell entzogen und jeweils den Mann an ihrer Flanke angriffen. Wenige Augenblicke später wehrte Gerolt einen wuchtigen Hieb ab, der seiner linken Schulter gegolten hatte, schlug die gegnerische Waffe zur Seite und entkam im nächsten Moment um Haaresbreite dem Angriff des zweiten Mannes, der ihm
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