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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Beim Näherkommen sahen sie, dass der linke Torflügel samt dem dazugehörigen Stück Mauer von einem Wurfgeschoss der Mamelucken zertrümmert worden war. Der gut kniehohe Felsbrocken lag noch inmitten der zersplitterten Torbalken und Mauertrümmer. Und kaum war ihr Blick auf die Szene gefallen, die sich ihren Augen im Innenhof des Anwesens bot, da wussten sie, dass sie unverzüglich eingreifen mussten – und zwar mit gezogenem Schwert!

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    Halb im Schatten von mehreren hochgewachsenen Zypressen, die nahe bei der Mauer aufragten, und zwischen Brunnen und Haus umstanden vier abgerissene, aber kräftige Gestalten ein Fuhrwerk, das mit einigen Truhen und Teppichrollen halb beladen war. Pferde waren jedoch noch nicht vor das Gefährt gespannt. Die Gruppe feuerte einen fünften Burschen an, der eine junge blonde Frau in einem veilchenfarbenen Kleid gegen die hintere Ladeklappe gedrängt hatte und ihr mit einer Hand den Mund zupresste, während er mit der anderen Hand ihr Kleid hochzuzerren versuchte. Er lachte über ihre ebenso verzweifelten wie erfolglosen Versuche, sich gegen seine brutale Gewalt zur Wehr zu setzen. Das gut bewaffnete Gesindel war offenbar in das Anwesen eingedrungen und auf Plünderung aus. Ein sechster Komplize hatte einem älteren, dickleibigen und fast kahlköpfigen Mann, der in Todesangst erstarrt an der Wand neben dem Hauseingang stand, seinen Dolch an die Kehle gesetzt. Zu den Füßen des Dicken kauerte vor Angst wimmernd ein halbwüchsiges Mädchen, dem eine ähnliche honigblonde Lockenflut in das angstverzerrte Gesicht hing wie der jungen Frau beim Fuhrwerk. Und einige Schritte davon entfernt, hielt ein siebter Halunke, der mit einer Streitaxt bewaffnet war, jemanden in Schach, der mit gezogenem Schwert vor ihm Aufstellung genommen hatte. Dieser Mann mit dem Schwert, der ganz offensichtlich nicht zur Bande der Plünderer gehörte, war von schlanker, sehniger Gestalt. Kurzes schwarzes Kraushaar bedeckte seinen Kopf und seine dunkle Haut sowie die scharf geschnittenen Gesichtszüge mit der alles beherrschenden kräftigen Nasenpartie ließen die Vermutung zu, dass er von levantinischer Abstammung war. Um die linke Schulter trug er einen frischen Verband, der sich am Oberarmansatz blutig gefärbt hatte, und sein Waffenrock zeigte Brandspuren. »Lass sofort das Schwert fallen!«, rief der Halunke, der dem Hausbesitzer den Dolch an die Kehle hielt, gerade dem Verletzten zu, als Gerolt und Maurice im Toreingang erschienen. »Oder ich steche den alten Genuesen ab wie eine Mastsau am Schlachttag! Und dann nehme ich mir die Kleine vor. Hast du verstanden?« »Ich bin kein Genueser!«, stieß der Dicke mit zittriger Stimme hervor. »Ich bin Franzose, Kaufmann aus Paris! Mein Name ist Granville! . . . Gustave Granville! Und meine Töchter heißen Beatrice und Heloise! . . . Sind das vielleicht genuesische Namen? Ich habe das Anwesen nur gemietet!« Keiner von dem Gesindel schenkte ihm Beachtung. Ihnen war es zweifellos egal, wen sie ausplünderten und quälten. Der Verletzte mit dem Schwert starrte indessen seinen Gegner furchtlos an. »Und mein Name ist Tarik el-Kharim . . . Tarik el-Kharim ibn Suleiman al-Bustani, um genau zu sein!«, antwortete er kalt. »Präg ihn dir gut ein, denn du sollst wissen, wessen Klinge dir gleich die Gedärme zerfetzt und dich für immer zum Schweigen bringt! Das kannst du dann deinen stinkenden Pestbeulen von Komplizen berichten, wenn du sie in der Hölle wieder triffst!« Gerolt und Maurice zögerten keine Sekunde. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Zwar stand es bei diesem bevorstehenden Kampf sieben zu drei und die Plünderer waren bestens bewaffnet und sahen auch so aus, als verstünden sie, von ihren Waffen Ge brauch zu machen. Aber Tempelritter hatten auch bei dreifacher Übermacht des Gegners in die Schlacht zu ziehen, das verlangten Ordensregel und Templerehre! Fast gleichzeitig flog bei beiden der Umhang zur Seite und das Schwert aus der Scheide. »Ich fürchte, die Unterhaltung wird nicht ganz so einseitig und vergnüglich verlaufen, wie ihr bisher wohl geglaubt habt!«, rief Gerolt grimmig. »Wir gedenken, dabei ein Wörtchen mitzureden!« »Du sagst es! Und zwar ein hieb-und stichfestes, ihr feiges Gesindel!«, bekräftigte Maurice und gab das vertraute Templerkom mando zum Angriff: »Beauséant alla riscossa!« Die Plünderer, die sich in dieser fast ausgestorbenen Gasse offen bar vor unangenehmen Überraschungen sicher gewähnt hatten, fuhren erschrocken zum

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