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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wie er noch immer allen versicherte, die es hören wollten, ein Kreuzzug des republikanischen Gouverneurs, der es geschafft hatte, die Wähler zu mobilisieren und Oberrichter Yarber aus dem Obersten Gericht des Staates Kalifornien zu entfernen. Die Gründe waren Yarbers Ablehnung der Todesstrafe und seine eigenmächtigen Verzögerungen der Hinrichtungen gewesen. Die Leute hatten Blut sehen wollen, Yarber hatte das verhindert, und die Republikaner hatten einen Riesenzirkus veranstaltet. Seine Abwahl war ein voller Erfolg gewesen. Man hatte ihn also hinausgeworfen, und dann war die Steuerfahndung gekommen und hatte Fragen gestellt.
    Er hatte in Stanford studiert, war in Sacramento angeklagt und in San Francisco verurteilt worden, und nun saß er seine Strafe in einem Bundesgefängnis in Florida ab.
    Seit zwei Jahren war er nun schon hier, und noch immer kämpfte er gegen die Bitterkeit an. Er glaubte an seine Unschuld und träumte von einem Triumph über seine Feinde. Doch die Träume verblassten. Er verbrachte eine Menge Zeit allein auf der Aschenbahn, ließ sich von der Sonne bräunen und gab sich Phantasien von einem anderen Leben hin.
    »Der erste Fall ist Schneiter gegen Magruder«, verkündete Spicer mit einer Stimme, als ginge es um ein bedeutendes Kartellrechtsverfahren.
    »Schneiter ist nicht da«, sagte Beech.
    »Wo ist er?«
    »In der Krankenstation. Wieder mal Gallensteine. Ich komme gerade von dort.«
    Hatlee Beech war der dritte Richter. Er verbrachte die meiste Zeit in der Krankenstation, wegen Hämorrhoiden, Kopfschmerzen oder geschwollenen Drüsen. Beech war mit sechsundfünfzig Jahren der jüngste der drei. Er hatte noch neun Jahre abzusitzen und war überzeugt, dass er im Gefängnis sterben würde. Er war Bundesrichter in Ost-Texas gewesen, ein in der Wolle gefärbter Konservativer, der sich in der Bibel bestens auskannte und in Verhandlungen gern daraus zitierte. Er hatte politische Ambitionen, eine nette Familie und Geld aus den Ölaktien der Familie seiner Frau gehabt. Außerdem war er mit einem Alkoholproblem geschlagen gewesen, von dem niemand etwas gewusst hatte, bis er im Yellowstone Park zwei Wanderer überfahren hatte. Beide waren ihren Verletzungen erlegen. Der Wagen, an dessen Steuer Beech gesessen hatte, war der einer jungen Frau gewesen, mit der er nicht verheiratet gewesen war. Sie hatte nackt auf dem Beifahrersitz gesessen, zu betrunken, um sich auf den Beinen zu halten.
    Das hatte ihm zwölf Jahre eingebracht.
    Joe Roy Spicer, Finn Yarber, Hatlee Beech, auch bekannt unter dem Namen »die Bruderschaft«: das Unterste Bundesgericht von Nord-Florida in Trumble, einem Bundesgefängnis ohne Maschendrahtzäune, Stacheldraht und Wachtürme. Wenn man schon in den Knast musste, saß man seine Zeit nach Möglichkeit in einem Bundesgefängnis wie Trumble ab.
    »Sollen wir ein Versäumnisurteil ergehen lassen?« fragte Spicer Beech. »Nein. Vertagen wir den Fall auf nächste Woche.«
    »Na gut. Er wird uns schon nicht davonlaufen.«
    »Ich erhebe Einspruch gegen eine Vertagung«, sagte Magruder, der irgendwo unter den Zuschauern saß.
    »Tja, Pech«, erwiderte Spicer. »Der Fall ist auf nächste Woche vertagt.«
    Magruder sprang auf. »Das ist jetzt schon das dritte Mal. Ich bin der Kläger. Ich hab ihn verklagt. Jedes Mal, wenn gegen ihn verhandelt werden soll, rennt er in die Krankenstation.«
    »Worum geht’s überhaupt?« fragte Spicer.
    »Um siebzehn Dollar und zwei Magazine«, sagte T. Karl hilfsbereit.
    »So viel, hm?« sagte Spicer. Siebzehn Dollar waren in Trumble eine ernste Angelegenheit.
    Finn Yarber war bereits jetzt gelangweilt. Er strich sich den schütteren grauen Bart und zog seine langen Fingernägel über die Tischplatte. Dann ließ er seine Zehengelenke laut knacken, indem er sie fest gegen den Boden drückte - eine wirkungsvolle Übung, die an den Nerven der Anwesenden zerren konnte. In seinem früheren Leben, als er noch einen Titel gehabt hatte - Oberrichter am Obersten Gerichtshof von Kalifornien -, hatte er bei Verhandlungen oft Lederclogs ohne Socken getragen, damit er bei langweiligen mündlichen Ausführungen seine Zehen trainieren konnte. »Vertagen wir«, sagte er.
    »Gerechtigkeit aufschieben heißt, Gerechtigkeit verweigern«, sagte Magruder salbungsvoll.
    »Wie originell«, erwiderte Beech. »Wir vertagen auf nächste Woche. Wenn Schneiter dann nicht erscheint, ergeht ein Versäumnisurteil.«
    »Beschlossen und verkündet«, sagte Spicer mit Entschiedenheit. T.

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