Die Brüder Karamasow
auf polnisch, und beide leerten ihre Gläser in einem Zug.
»Dummköpfe sind Sie, Panowie!« entfuhr es Mitja unwillkürlich.
»Pa-nie?!« riefen die beiden Polen drohend und nahmen wie Kampfhähne Mitja gegenüber eine herausfordernde Haltung ein. Besonders aufgeregt war Pan Wroblewski.
»Darf man denn sein Land nicht lieben?« schrie er auf polnisch.
»Still! Ich will keinen Streit haben!« rief Gruschenka gebieterisch und stampfte mit dem Fuß auf.
Ihr Gesicht brannte, ihre Augen funkelten; das soeben ausgetrunkene Glas wirkte. Mitja bekam einen furchtbaren Schreck.
»Panowie, verzeihen Sie! Ich bin daran schuld, ich werde es nicht wieder tun. Wroblewski, Pan Wroblewski, ich werde es nicht wieder tun!«
»So sei doch still und setz dich hin, du Dummkopf!« fuhr ihn Gruschenka ärgerlich an.
Alle setzten sich, verstummten, sahen einander an.
»Meine Herren, ich bin an allem schuld!« begann Mitja wieder, der Gruschenkas Ausruf nicht begriffen hatte.
»Nun, warum sitzen wir denn so still da? Womit wollen wir uns unterhalten, damit es wieder lustig wird?«
»Ach ja, es ist in der Tat entsetzlich langweilig« murmelte Kalganow lässig.
»Wir sollten ein bißchen Karten spielen wie vorhin ...«, schlug Maximow kichernd vor.
»Spielen? Herrlich!« rief Mitja ein. »Wenn nur die Panowie ...«
»Es ist schon spät, Panie!« erwiderte der Herr auf dem Sofa unlustig.
»Das ist richtig!« stimmte ihm Pan Wroblewski zu.
»Immer ist es ihnen zu spät, immer können sie irgendwas nicht!« rief Gruschenka. Sie kreischte fast, so ärgerlich war sie. »Sie selbst sitzen gelangweilt da, also sollen sich die anderen auch langweilen. Bevor du kamst, Mitja, haben sie nur immer geschwiegen und schiefe Gesichter gezogen ...«
»Meine Göttin!« rief der Herr auf dem Sofa. »Was du sagst, soll geschehen. Ich sehe, daß du verstimmt bist, und das macht mich traurig. Ich bin bereit, Panie!« schloß er, zu Mitja gewandt.
»Fangen Sie an, Panie!« versetzte Mitja, zog seine Banknoten aus der Tasche und legte zwei Hundertrubelscheine auf den Tisch. »Ich will viel an Sie verlieren. Nehmen Sie die Karten, und halten Sie die Bank!«
»Die Karten soll der Wirt geben, Panie!« sagte der kleine Herr ernst und nachdrücklich.
»Das ist das korrekteste Verfahren«, stimmte Pan WrobIewski zu.
»Der Wirt? Nun gut, ich verstehe, soll der Wirt sie geben, da haben Sie recht, Panowie ... Karten!« befahl Mitja dem Wirt.
Der Wirt brachte ein noch nicht entsiegeltes Spiel Karten und teilte Mitja mit, die Mädchen kämen schon zusammen, und die Juden mit den Zymbals würden wahrscheinlich auch bald zur Stelle sein, nur die Troika mit den Waren sei noch nicht gekommen.
Mitja sprang vom Tisch auf und lief ins Nachbarzimmer, um sogleich das Nötige anzuordnen. Von den Mädchen waren bisher jedoch nur drei gekommen, und Marja war auch noch nicht da. Mitja wußte selbst nicht recht, wozu er hinausgelaufen war; er befahl nur, das Konfekt auszupacken und Kandiszucker und Sahnebonbons an die Mädchen auszuteilen.
»Und für Andrej Schnaps!« befahl er hastig. »Ich habe Andrej gekränkt!«
In diesem Augenblick berührte ihn Maximow, der ihm nachgelaufen war, plötzlich an der Schulter.
»Geben Sie mir fünf Rubel«, flüsterte er. »Ich möchte auch mein Glück versuchen, hihi!«
»Herrlich, wunderschön! Nehmen Sie zehn, da!«
»Er zog wieder alle Banknoten aus der Tasche und suchte einen Zehnrubelschein heraus.
»Wenn Sie verlieren, kommen Sie ruhig wieder, kommen Sie ruhig wieder!«
»Schön!« flüsterte Maximow erfreut und lief in das andere Zimmer zurück.
Auch Mitja kehrte sogleich zurück und entschuldigte sich, daß er auf sich hatte warten lassen. Die Polen hatten sich bereits gesetzt und das Spiel Karten entsiegelt. Sie machten jetzt weit höflichere, beinahe freundliche Gesichter. Der Herr auf dem Sofa steckte sich eine neue Pfeife an und machte sich bereit, die Bank zu halten; auf seinem Gesicht prägte sich sogar eine gewisse Feierlichkeit aus.
»Auf Ihre Plätze, Panowie!« rief Pan Wroblewski.
»Nein, ich werde nicht mehr spielen«, versetzte Kalganow. »Ich habe vorhin schon fünfzig Rubel an Sie verloren.«
»Der Herr hat Unglück gehabt, der Herr kann wieder Glück haben«, bemerkte der Herr auf dem Sofa.
»Wieviel ist in der Bank? Kann man va banque spielen?« fragte Mitja eifrig.
»Zu dienen, Panie. Vielleicht hundert Rubel, vielleicht zweihundert, soviel wie Sie setzen wollen.«
»Eine Million!« rief Mitja
Weitere Kostenlose Bücher