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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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besten Schneider gearbeitet, aber bereits abgetragen war; es mochte vor ungefähr drei Jahren angefertigt sein, war inzwischen jedoch völlig aus der Mode gekommen: Schon seit zwei Jahren trug von den wohlhabenden Herren der besseren Gesellschaft niemand mehr so ein Kleidungsstück. Die Wäsche und die lange, schalartige Krawatte waren wie bei allen eleganten Gentlemen; aber die Wäsche war, wenn man genauer hinsah, etwas unsauber und die breite Krawatte etwas abgewetzt. Die karierten Beinkleider des Gastes saßen vorzüglich, waren allerdings wieder zu hell und zu eng, wie man sie nicht mehr trug; ebenso entsprach auch der weiche weiße Hut, den er mitgebracht hatte, nicht der Jahreszeit. Kurz, der Herr machte den Eindruck einer ziemlich unbemittelten Anständigkeit. Er schien zu der Gattung der einstmals im Müßiggang dahinlebenden Gutsbesitzer zu gehören, wie sie zur Zeit der Leibeigenschaft herrlich und in Freuden lebten. So einer hat die vornehme Welt und die gute Gesellschaft kennengelernt, hat dort früher einmal Beziehungen gehabt und sie vielleicht sogar bis jetzt aufrechterhalten, ist aber infolge eines fidelen Lebens in der Jugend und infolge der Aufhebung der Leibeigenschaft allmählich verarmt und hat sich in einen vagabundierenden besseren Schmarotzer verwandelt, der bei seinen guten alten Bekannten gnädig aufgenommen wird wegen seines verträglichen Charakters und weil er immerhin doch ein anständiger Mensch ist, dem man sogar in Gesellschaft vornehmer Gäste einen Platz am Tisch anweisen kann, wenn auch nur einen bescheidenen Platz. Solche verträglichen Schmarotzer können meist gut erzählen und beim Kartenspiel ihren Mann stehen, lassen sich jedoch höchst ungern mit irgendwelchen Aufträgen behelligen. Sie sind gewöhnlich alleinstehende Leute, Junggesellen oder Witwer, haben vielleicht auch Kinder; aber ihre Kinder werden immer irgendwo in der Ferne erzogen, bei irgendwelchen Tanten, von denen der Gentleman in anständiger Gesellschaft kaum spricht, als ob er sich einer solchen Verwandtschaft ein bißchen schäme. Von seinen Kindern entwöhnt er sich allmählich ganz; er erhält von ihnen nur ab und zu zum Namenstag und zu Weihnachten Gratulationsbriefe, die er manchmal sogar beantwortet. Der Gesichtsausdruck des unerwarteten Gastes war nicht eigentlich gutmütig, doch verträglich und zeigte die Bereitwilligkeit zu einem entsprechend den Umständen liebenswürdigen Benehmen. Eine Uhr trug er nicht, wohl aber eine Schildpattlorgnette an schwarzem Band. Am Mittelfinger der rechten Hand prangte ein schwerer goldener Ring mit einem billigen Opal. Iwan Fjodorowitsch schwieg ärgerlich und wollte kein Gespräch beginnen. Der Gast wartete und saß wirklich da wie ein Schmarotzer, der soeben von oben, aus dem ihm angewiesenen Zimmer, zum Tee heruntergekommen ist, um dem Hausherrn Gesellschaft zu leisten, aber demütig schweigt, weil er sieht, daß der Hausherr mit seinen Gedanken beschäftigt ist und mit finsterem Gesicht etwas überlegt; doch ist er zu jedem liebenswürdigen Gespräch bereit, sobald nur der Hausherr ein solches beginnen will. Auf einmal schien sein Gesicht eine plötzliche Unruhe auszudrücken.
    »Hör mal ...«, sagte er zu Iwan Fjodorowitsch,«Entschuldige, ich möchte dich nur an etwas erinnern. Du warst mit der Absicht zu Smerdjakow gegangen, etwas über Katerina Iwanowna zu erfahren, bist aber weggegangen, ohne etwas über sie gehört zu haben. Du hast es gewiß vergessen ...«
    »Ach ja!« rief Iwan unwillkürlich, und sein Gesicht nahm einen finsteren, besorgten Ausdruck an! »Ja, ich habe es vergessen ... Übrigens ist das jetzt ganz egal, ich habe alles auf morgen verschoben«, murmelte er vor sich hin! »Aber du brauchtest das nicht zu sagen«, wandte er sich gereizt an den Gast! »Es wäre mir sicherlich gleich selber eingefallen, weil ich mich ohnehin gerade darüber geärgert habe. Warum drängst du dich vor? Ich soll dir wohl glauben, daß du mich erst darauf gebracht hast und es mir nicht von selber eingefallen ist?«
    »Bitte, glaube es nicht!« erwiderte der Gentleman freundlich lächelnd! »Was ist denn das für ein Glaube, zu dem man gezwungen wird? Außerdem helfen zum Glauben keine Beweise, und materielle am wenigsten. Thomas glaubte nicht deswegen, weil er den auferstandenen Christus gesehen hatte, sondern weil er schon vorher den Wunsch gehabt hatte zu glauben. Da sind zum Beispiel die Spiritisten, ich habe sie sehr gern ... Stell dir vor, sie meinen, sie

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