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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Smerdjakow bei solchen Gesprächen immer sehr erregt zeigte, war es doch unmöglich zu erkennen, in welche Richtung seine Wünsche gingen. Man konnte sich sogar über das Unlogische und Unordentliche mancher seiner Wünsche wundern, die nur unwillkürlich zutage traten und stets in gleicher Weise unklar waren. Smerdjakow erkundigte sich nach allem möglichen und stellte indirekte, offenbar vorher überlegte Fragen. Doch wozu er das tat, erklärte er nie; gerade im interessantesten Augenblick seiner Nachfragen pflegte er mitunter plötzlich zu verstummen oder das Thema zu wechseln. Was Iwan Fjodorowitsch jedoch schließlich vollends reizte und ihm einen solchen Widerwillen gegen diesen Menschen einflößte, war eine besondere unangenehme Vertraulichkeit, die Smerdjakow ihm gegenüber immer deutlicher an den Tag legte. Nicht daß er sich erlaubt hätte, unhöflich zu sein – im Gegenteil, er sprach immer außerordentlich respektvoll. Es hatte sich aber dennoch so ergeben, daß sich Smerdjakow schließlich, Gott weiß warum, in gewisser Hinsicht für ebenbürtig mit Iwan Fjodorowitsch hielt und mit ihm in einem Ton redete, als gäbe es zwischen ihnen bereits eine Art geheimer Verabredung, als hätten sie irgendwann etwas besprochen, was nur ihnen beiden bekannt, den anderen um sie herumwimmelnden Sterblichen aber überhaupt nicht verständlich war. Iwan Fjodorowitsch hatte jedoch auch hier die wahre Ursache seines wachsenden Widerwillens lange Zeit nicht erkannt und erst in der allerletzten Zeit gemerkt, wie es sich damit verhielt. Mit einem Gefühl der Verachtung und Gereiztheit wollte er jetzt schweigend vorbeigehen, ohne Smerdjakow eines Blickes zu würdigen, doch Smerdjakow erhob sich von der Bank, und schon allein an dieser Bewegung spürte Iwan Fjodorowitsch augenblicklich, daß dieser ein besonderes Gespräch mit ihm wünschte. Iwan Fjodorowitsch sah ihn an und blieb stehen, und der Umstand, daß er nicht vorbeigegangen war, wie er es eben noch gewollt hatte, ärgerte ihn dermaßen, daß er zitterte. Mit Zorn und Widerwillen blickte er in Smerdjakows kastratenhaft schlaffes Gesicht mit den zurückgekämmten Schläfenhaaren und der in die Höhe frisierten kleinen Tolle. Das linke Auge, halb zugekniffen, zwinkerte und lächelte, als ob es sagen wollte: ›Was denn? – Du wirst doch nicht vorbeigehen? Siehst du nicht, daß wir beiden klugen Leute etwas zu besprechen haben.‹
    Iwan Fjodorowitsch zitterte vor Ärger.
    Mach daß du fortkommst, Taugenichts. Wir beide passen nicht zueinander, Dummkopf!‹ hatte er schon auf der Zunge aber zu seinem größten Erstaunen kam etwas ganz anderes heraus:
    »Schläft mein Vater, oder ist er schon aufgewacht?« fragte er leise und sanft zu seinem eigenen Erstaunen und setzte sich plötzlich, ebenfalls zu seinem eigenen Erstaunen, auf die Bank. Einen Moment war ihm geradezu ängstlich zumute; er erinnerte sich später daran.
    Smerdjakow stand ihm gegenüber, die Hände auf dem Rücken und machte ein selbstbewußtes, beinahe strenges Gesicht.
    »Er schläft noch«, antwortete er ohne Eile. Und sein Tonfall besagte: ›Du selber hast das Gespräch begonnen, nicht ich ...‹ »Ich wundere mich über Sie, gnädiger Herr«, fügte er nach kurzem Stillschweigen hinzu. Dabei schlug er affektiert die Augen nieder, setzte den rechten Fuß vor und spielte mit der Spitze seines Lackstiefels.
    »Warum wunderst du dich über mich?« fragte Iwan Fjodorowitsch barsch. Er versuchte sich nach Kräften zu beherrschen und merkte plötzlich angewidert, daß er eine überaus starke Neugier empfand und daß er um keinen Preis gehen würde, ohne sie befriedigt zu haben.
    »Warum fahren Sie nicht nach Tschermaschnja, gnädiger Herr?« fragte Smerdjakow, wobei er auf einmal den Blick hob und vertraulich lächelte, und sein halb zugekniffenes linkes Auge sagte gleichsam: ›Warum ich lächle, mußt du selber wissen, wenn du ein kluger Mensch bist ...‹
    »Warum sollte ich nach Tschermaschnja fahren?« erwiderte Iwan Fjodorowitsch erstaunt.
    Smerdjakow schwieg wieder ein Weilchen.
    »Fjodor Pawlowitsch hat Sie doch selbst darum gebeten«, sagte er endlich ohne Eile und beiläufig, als ob er seiner Antwort keinen Wert beimesse. Es klang, wie wenn er sagte: ›Ich nenne einen ganz nebensächlichen Grund, um überhaupt etwas zu antworten.‹
    »Sprich deutlicher, zum Teufel! Was willst du eigentlich?« rief Iwan Fjodorowitsch, zornig geworden und von der Sanftmut zur Grobheit übergehend.
    Smerdjakow

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