Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
Vom Netzwerk:
gegen mich einreichen!« Hier geriet Mitja wieder in Verwirrung und ging wieder über dies und jenes kurz hinweg. »Wären also nicht vielleicht Sie geneigt, hochverehrter Kusma Kusmitsch, alle Ansprüche, die ich an diesen Unmenschen habe, zu übernehmen und mir dafür lumpige dreitausend Rubel zu geben? Sie können ja in keinem Fall etwas verlieren, darauf gebe ich Ihnen mein heiliges Ehrenwort! Sie können vielmehr sechs- oder siebentausend für die dreitausend gewinnen. Die Hauptsache ist, daß wir die Sache gleich heute abschließen. Ich will Ihnen bei einem Notar, oder wo Sie sonst ... Kurz, ich bin zu allem bereit! Ich übergebe Ihnen alle Dokumente, die Sie verlangen, ich unterschreibe alles. Und wir sollten dieses Schriftstück sogleich fertigstellen, wenn es irgend möglich ist, noch heute vormittag ... Sie könnten mir diese dreitausend Rubel auszahlen ... Denn welcher Kapitalist in diesem Städtchen könnte sich mit Ihnen messen? Und Sie würden mich damit retten ... Kurzum, Sie würden mein armes Haupt für ein edles Werk retten, für ein erhabenes Werk, kann man sagen! Ich hege nämlich die edelsten Gefühle für eine gewisse Person, die Sie genau kennen und für die Sie väterlich sorgen. Wenn nicht väterlich, wäre ich nicht gekommen. Und man kann sagen, hier stoßen drei Personen mit den Stirnen zusammen – denn das Schicksal ist ein grausames Wesen, Kusma Kusmitsch! Das ist die Realität, Kusma Kusmitsch, die Realität! Und da man Sie schon lange ausschließen muß, bleiben noch zwei Stirnen übrig. Ich habe das vielleicht nicht sehr geschickt ausgedrückt, aber ich bin eben kein Literat. Das heißt, die eine Stirn ist meine eigene und die andere die dieses Unmenschen. Also wählen Sie: entweder ich oder der Unmensch! Alles liegt jetzt in Ihrer Hand – drei Schicksale und zwei Lose ... Verzeihen Sie, ich habe mich verheddert, aber Sie verstehen mich schon ... Ich sehe es an Ihren geschätzten Augen, daß Sie mich verstanden haben. Und wenn Sie mich nicht verstanden haben, gehe ich noch heute ins Wasser – so steht die Sache!«
    Mit diesen Worten brach Mitja seine sinnlose Rede ab, sprang von seinem Platz auf und erwartete die Antwort auf seinen dummen Vorschlag. Bei seinem letzten Satz hatte er plötzlich gefühlt, daß alles hoffnungslos verloren war, und besonders, daß er furchtbaren Unsinn zusammengeschwatzt hatte.
    ›Merkwürdig: während ich herging, erschien mir alles gut, doch jetzt ist es der, reine Unsinn!‹ Dieser Gedanke ging dem Hoffnungslosen plötzlich durch den Kopf.
    Die ganze Zeit, während Mitja redete, hatte der Alte dagesessen, ohne sich zu rühren, und ihn mit eisiger Miene beobachtet. Nachdem Kusma Kusmitsch ihn ungefähr eine Minute hatte warten lassen, sagte er endlich im Tonfall entschiedenster Absage. »Entschuldigen Sie, mit solchen Sachen geben wir uns nicht ab.«
    Mitja spürte auf einmal, wie ihm die Beine schwach wurden.
    »Was soll ich denn nun anfangen, Kusma Kusmitsch?« murmelte er mit einem matten, gezwungenen Lächeln. »Ich bin jetzt verloren, sagen Sie doch selbst.«
    »Entschuldigen Sie ...«
    Mitja stand noch immer da und blickte starr vor sich hin. Plötzlich bemerkte er, daß sich im Gesicht des Alten etwas bewegte, und er fuhr zusammen.
    »Sehen Sie, mein Herr ... Uns sind solche Sachen – unbequem«, sagte der Alte langsam. »Da hat man mit den Gerichten und Advokaten zu tun, eine höchst unerquickliche Geschichte! Aber wenn Sie wollen, da ist ein Mann, an den könnten Sie sich wenden ...«
    »Mein Gott, wer ist es denn? Sie geben mich dem Leben wieder, Kusma Kusmitsch!« stammelte Mitja.
    »Er ist kein Hiesiger, dieser Mann, und er ist jetzt auch nicht hier. Er stammt aus dem Bauernstand und handelt mit Holz, sein Name ist Ljagawy. Mit Fjodor Pawlowitsch feilscht er schon ein Jahr um Ihren Wald in Tschermaschnja; sie können über den Preis nicht einig werden, vielleicht haben Sie davon gehört. Jetzt ist er gerade wieder hingefahren. Er wohnt zur Zeit bei dem Popen von Iljinskoje, das werden etwa zwölf Werst von der Station Wolowja sein, im Dorf Iljinskoje. Er hat in dieser Angelegenheit, das heißt wegen des Waldes, auch an mich geschrieben und mich um Rat gefragt. Fjodor Pawlowitsch will selbst zu ihm fahren. Wenn Sie also Fjodor Pawlowitsch zuvorkommen und diesem Ljagawy dasselbe vorschlagen wie mir, dann würde er vielleicht ...«
    »Ein genialer Gedanke!« unterbrach ihn Mitja entzückt. »Das muß ihm wie gerufen kommen, haargenau wie

Weitere Kostenlose Bücher