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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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verschuldet. Er pachtete von den Gutsbesitzern Land, kaufte auch selbst welches, und die Bauern mußten ihm dieses Land bearbeiten wegen ihrer Schulden, aus denen sie doch nie herauskommen konnten. Er war Witwer und hatte vier erwachsene Töchter; eine von ihnen war schon verwitwet, wohnte mit ihren beiden kleinen Kindern bei ihm und arbeitete für ihn wie eine Tagelöhnerin. Die zweite Tochter war trotz ihrer bäuerlichen Herkunft mit einem Beamten verheiratet, der sich vom kleinen Schreiber hinaufgedient hatte; in einem Zimmer des Gasthauses konnte man an der Wand unter den Familienphotographien kleinsten Formates auch die Photographie dieses Beamten in seiner Uniform mit Achselklappen sehen. Die beiden jüngsten Töchter zogen bei Kirchweihfesten, oder wenn sie irgendwohin zu Besuch gingen, himmelblaue oder grüne Kleider an, die nach der neuesten Mode gearbeitet waren, hinten eng anliegend und mit langer Schleppe; am nächsten Morgen aber standen sie wie alle Tage früh auf, fegten mit Reisigbesen die Stuben, trugen aus den Gästezimmern das schmutzige Wasser hinaus und brachten dort wieder alles in Ordnung. Obwohl Trifon Borissowitsch schon Tausende erworben hatte, nahm er doch sehr gern einen prassenden Gast aus; und da er sich erinnerte, daß er vor einem knappen Monat von Dmitri Fjodorowitsch bei seiner Prasserei mit Gruschenka im Verlauf von vierundzwanzig Stunden über zweihundert, wenn nicht dreihundert Rubel profitiert hatte, empfing er ihn jetzt freudig und eifrig: Schon an der Art, wie Mitja vorgefahren kam, witterte er neue Beute.
    »Väterchen Dmitri Fjodorowitsch! Sehen wir Sie auch einmal wieder?«
    »Halt, Trifon Borissowitsch«, begann Mitja. »Zuallererst das Wichtigste! Wo ist sie?«
    »Agrafena Alexandrowna?« fragte der Wirt, der sofort begriff, und sah dem aufgeregten Mitja scharf ins Gesicht. »Die ist auch hier ... Sie ist anwesend ...«
    »Mit wem? Mit wem?«
    »Es sind durchreisende Gäste ... Der eine ist ein Beamter, nach seiner Aussprache zu urteilen wahrscheinlich ein Pole. Er hat auch von hier den Wagen geschickt, um sie herholen zu lassen. Der ändere ist ein Freund oder Reisegefährte von ihm, wer kann das unterscheiden? Sie sind ja alle in Zivil ...«
    »Wie ist es? Haben sie ein Gelage veranstaltet? Sind sie reich?«
    »Die und ein Gelage veranstalten! Das sind kleine Leute, Dmitri Fjodorowitsch.«
    »So, kleine Leute? Na, und die anderen?«
    »Die sind aus der Stadt, zwei Herren ... Sie sind auf der Rückfahrt von Tscherni, und da sind sie hiergeblieben. Der eine, ein junger Mann, muß ein Verwandter von Herrn Miussow sein, ich habe nur vergessen, wie er heißt ... Und den anderen kennen Sie auch, wie ich annehmen muß. Es ist der Gutsbesitzer Maximow; er sagt, er hat auf einer Pilgerfahrt unser Kloster besucht, und jetzt fährt er mit diesem jungen Verwandten von Herrn Miussow ...«
    »Das sind alle?«
    »Jawohl.«
    »Halt, Trifon Borissowitsch, schweig! Sag mir jetzt die Hauptsache! Was macht sie? Wie geht es ihr?«
    »Nun, sie ist vorhin angekommen und sitzt jetzt bei ihnen.«
    »Ist sie vergnügt? Lacht sie?«
    »Nein, ich glaube, sie lacht nicht viel ... Sie sitzt sogar recht gelangweilt da. Sie hat dem jungen Mann das Haar gescheitelt.«
    »Dem Polen, dem Offizier?«
    »Nein, der ist ja gar nicht jung, und Offizier ist er auch nicht. Nein, gnädiger Herr, dem nicht, sondern diesem Neffen von Herrn Miussow, dem jungen Mann ... Ich habe bloß seinen Namen vergessen.«
    »Kalganow?«
    »Ganz richtig, Kalganow.«
    »Gut, ich werde es mir selbst ansehen. Spielen sie Karten?«
    »Sie haben gespielt, haben aber aufgehört. Sie haben Tee getrunken, und der Beamte hat sich Likör geben lassen.«
    »Halt, Trifon Borissowitsch! Halt, mein Lieber, ich werde es mir selbst ansehen. Jetzt antworte auf die wichtigste Frage! Sind Zigeuner da?«
    »Von Zigeunern hört man jetzt überhaupt nichts, Dmitri Fjodorowitsch; die Obrigkeit hat sie vertrieben, aber Juden sind hier, die spielen Zymbal und Geige, in Roshdestwenskaja. Die könnte man rufen lassen. Die würden kommen.«
    »Laß sie rufen, laß sie unbedingt rufen!« rief Mitja. »Aber Mädchen kann man doch beschaffen? Wie damals, besonders Marja und Stepanida und Arina? Zweihundert Rubel für, den Chor!«
    »Für so eine Summe schaffe ich Ihnen das ganze Dorf her, auch wenn sie sich jetzt schon schlafen gelegt haben. Aber verdienen denn die Bauern und die Mädchen hier so viel Freundlichkeit, Dmitri Fjodorowitsch? Wie können Sie nur

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