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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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es ist entsetzlich, daß ich nicht für dieses Blut, sondern für anderes Blut einstehen soll, an dem ich unschuldig bin ... Das ist eine furchtbare Beschuldigung, meine Herren! Sie haben mich wie mit einem Keulenschlag vor die Stirn betäubt! Aber wer hat denn meinen Vater ermordet, wer hat es getan? Wer anders konnte ihn ermorden als ich? Da liegt ein Wunder vor, etwas Unbegreifliches, Unmögliches!«
    »Ja, das ist es eben – wer anders konnte ihn ermorden ... begann der Untersuchungsrichter, doch der Staatsanwalt Ippolit Kirillowitsch – er war eigentlich Gehilfe des Staatsanwalts, aber wir werden ihn der Kürze halber Staatsanwalt nennen – sagte zu Mitja, nachdem er mit dem Untersuchungsrichter einen Blick gewechselt hatte: »Sie beunruhigen sich ohne Grund wegen des alten Dieners Grigori Wassiljewitsch. Er lebt, ist wieder zu sich gekommen und scheint trotz der schweren Verletzung, die Sie ihm, nach seiner und nach Ihrer jetzigen Aussage beigebracht haben, am Leben zu bleiben, zumindest nach dem Urteil des Arztes.«
    »Er lebt? Also er lebt?« rief Mitja und schlug die Hände zusammen. Sein ganzes Gesicht strahlte. »O Herr, ich danke dir für dieses große Wunder, das du auf mein Gebet hin für mich Sünder und Übeltäter getan hast! Ja, ja, das ist auf mein Gebet hin geschehen, ich habe die ganze Nacht darum gebetet!« Und er schlug dreimal ein Kreuz; dabei rang er mühsam nach Atem.
    »Sehen Sie, und von diesem Grigori haben wir so bedeutsame Aussagen hinsichtlich, Ihrer Person erhalten, daß wir ...«, fuhr der Staatsanwalt fort.
    Mitja sprang plötzlich von seinem Stuhl auf.
    »Einen Augenblick, meine Herren! Um Gottes willen, nur einen Augenblick! Ich will zu ihr ...«
    »Erlauben Sie! Jetzt geht das überhaupt nicht!« rief Nikolai Parfjonowitsch mit sich überschlagender Stimme. Die Männer mit den Blechabzeichen an der Brust hielten Mitja fest; übrigens setzte er sich auch von selbst wieder.
    »Meine Herren, wie schade! Ich wollte nur einen Augenblick zu ihr ... Ich wollte ihr mitteilen, daß dieses Blut, das die ganze Nacht mein Herz gemartert hat, weggewaschen, verschwunden ist, daß ich kein Mörder mehr bin! Meine Herren, sie ist doch meine Braut!« sagte er entzückt und andächtig und ließ seine Augen von einem zum anderen wandern. »Oh, ich danke Ihnen, meine Herren! Oh, Sie haben mir im Augenblick ein neues Leben geschenkt! Dieser alte Mann hat mich auf seinen Armen getragen, meine Herrn, er hat mich im Waschtrog gebadet, als sich sonst niemand um mich, ein dreijähriges Kind, kümmerte, er ist mir ein Vater gewesen!«
    »Also Sie ...«, begann der Untersuchungsrichter.
    »Erlauben Sie, meine Herren, erlauben Sie noch einen kleinen Augenblick«, unterbrach ihn Mitja, stellte beide Ellenbogen auf den Tisch und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Gestatten Sie, daß ich noch ein wenig meine Gedanken sammle. Gestatten Sie mir, daß ich noch ein wenig zu mir komme, meine Herren! Das alles erschüttert einen ja furchtbar! Ein Mensch ist doch schließlich kein Trommelfell, meine Herren!«
    »Sie sollten wieder ein bißchen Wasser ...«, sagte Nikolai Parfjonowitsch liebenswürdig.
    Mitja nahm die Hände vom Gesicht und lachte laut auf. Sein Blick war kühn und munter, der ganze Mensch schien urplötzlich verwandelt. Auch sein Ton war ein anderer geworden: Da saß nun wieder ein Mensch, der diesen Leuten, seinen früheren Bekannten, gleichgestellt war, so als wenn sie gestern, als noch nichts geschehen war, irgendwo in Gesellschaft zusammengekommen wären. Wir wollen bei dieser Gelegenheit vermerken, daß Mitja bei dem Bezirkshauptmann in der ersten Zeit sehr freundlich aufgenommen worden war, ihn jedoch später, besonders im letzten Monat, fast gar nicht mehr besucht hatte; der Bezirkshauptmann hatte von da an, wenn er ihm auf der Straße begegnete, ein finsteres Gesicht gemacht und seinen Gruß nur aus Höflichkeit erwidert, was Mitja nicht entgangen war. Mit dem Staatsanwalt war er noch oberflächlicher bekannt. Zwar hatte er seiner Gattin, einer nervösen, überspannten Dame, manchmal Besuche gemacht, jedoch nur solche von respektvollster Art, ohne selbst recht zu wissen, warum er eigentlich zu ihr ging; sie hatte ihn immer freundlich empfangen und sich aus irgendwelchem Grund bis zuletzt lebhaft für ihn interessiert. Mit dem Untersuchungsrichter bekannt zu werden, hatte er noch keine Gelegenheit gehabt; allerdings war er auch mit ihm schon in Gesellschaft zusammengekommen und hatte

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