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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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suchte mit einer Laterne am Zaun und fand den Messingstößel, auffällig auf dem Gartenweg liegend. In dem Zimmer, in dem Fjodor Pawlowitsch lag, bemerkte man keine besondere Unordnung; aber hinter dem Wandschirm, an seinem Bett, hob man vom Fußboden ein großes Kuvert aus dickem Papier in Kanzleiformat auf, mit der Aufschrift: »Ein kleines Geschenk von dreitausend Rubel für meinen Engel Gruschenka, wenn sie zu mir kommt.« Weiter unten stand, offenbar etwas später von Fjodor Pawlowitsch selbst hinzugeschrieben: »Für mein liebes Kücken.« Auf dem Kuvert waren drei große Siegel aus rotem Siegellack; doch das Kuvert war schon aufgerissen und leer – das Geld war herausgenommen. Man fand auf dem Fußboden auch ein dünnes rosa Bändchen, mit dem das Kuvert umwickelt gewesen war. Von Pjotr Iljitschs Aussagen machte auf Staatsanwalt und Untersuchungsrichter vor allem ein Moment einen außerordentlich starken Eindruck: nämlich die Vermutung, daß sich Dmitri Fjodorowitsch bei Tagesanbruch bestimmt erschießen werde. Er selbst hatte ja diesen Entschluß Pjotr Iljitsch gegenüber geäußert, die Pistole in seiner Gegenwart geladen, einen Zettel geschrieben und in die Tasche gesteckt, und so weiter und so fort. Und als ihm Pjotr Iljitsch, der ihm noch immer nicht hatte glauben wollen, drohte, er werde gehen und es anzeigen, damit der Selbstmord verhindert werde, hatte ihm Mitja lächelnd geantwortet: »Damit wirst du zu spät kommen!« Also mußte man sich schleunigst an seinen jetzigen Aufenthaltsort nach Mokroje begeben, um den Verbrecher zu überrumpeln, bevor er sich wirklich erschoß. »Das ist klar, das ist klar!« sagte der Staatsanwalt in großer Erregung. »Genauso spielt sich das bei solchen Lumpen ab: Morgen werde ich mich erschießen, aber vor dem Tod will ich noch einmal flott leben!« Der Bericht, wie er in dem Laden die Weine und die Delikatessen ausgesucht hatte, brachte den Staatsanwalt noch mehr in Fahrt. »Erinnern Sie sich an den Burschen, meine Herren, der den Kaufmann Olsufjew ermordete und tausendfünfhundert Rubel stahl? Der ließ sich gleich danach frisieren und begab sich dann zu irgendwelchen Huren, ohne vorher das Geld etwa zu verstecken; er hielt es ebenfalls beinahe offen in der Hand!« Durch die Nachforschungen in Fjodor Pawlowitschs Haus sowie durch allerlei Formalitäten und dergleichen wurde man allerdings doch noch aufgehalten. Alles dies erforderte Zeit; daher schickten sie, etwa zwei Stunden vor ihrer eigenen Abfahrt nach Mokroje, den Landkommissar Mawriki Mawrikijewitsch Schmerzow voraus, der gerade am Vormittag des vorigen Tages in die Stadt gekommen war, um sein Gehalt abzuholen. Sie instruierten ihn folgendermaßen: In Mokroje angekommen, sollte er, ohne Aufsehen zu erregen, den Verbrecher bis zum Eintreffen der zuständigen Beamten unausgesetzt beobachten und dafür sorgen, daß einige ortsansässige Zeugen, Dorfpolizisten und so weiter zur Stelle waren. So verfuhr denn auch Mawriki Mawrikijewitsch; er bewahrte sein Inkognito und weihte nur Trifon Borissowitsch, der ein alter Bekannter von ihm war, teilweise in das Geheimnis ein. Zeitlich fiel das kurz vor die Begegnung Mitjas und des Wirts auf der dunklen Galerie, wobei Mitja Trifon Borissowitschs Gesicht und in seiner Redeweise eine gewisse Veränderung aufgefallen war. Jedenfalls wußte weder Mitja noch sonst jemand, daß er beobachtet wurde; den Kasten mit den Pistolen aber hatte Trifon Borissowitsch bereits heimlich an einem unauffindbaren Ort versteckt. Erst zwischen vier und fünf Uhr morgens, als es beinahe schon Tag wurde, trafen die Vertreter der Obrigkeit, Bezirkshauptmann, Staatsanwalt und Untersuchungsrichter, in zwei dreispännigen Equipagen ein. Der Arzt war im Haus Fjodor Pawlowitschs geblieben, da er am Morgen den Leichnam des Ermordeten zu sezieren beabsichtigte, hauptsächlich aber, weil er sich für den Zustand des kranken Dieners Smerdjakow interessierte. »So heftige, lang andauernde epileptische Anfälle, die sich zwei volle Tage hindurch ununterbrochen wiederholen, begegnen einem nur selten – so ein Fall gehört der Wissenschaft!« sagte er aufgeregt zu den Amtspersonen, und diese beglückwünschten ihn lachend zu seinem Fund, bevor sie abfuhren. Der Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter erinnerten sich später genau, daß der Arzt in entschiedenem Ton hinzugefügt hatte, Smerdjakow werde den Morgen nicht mehr erleben.
    Nach dieser langen, aber, wie ich glaube, unumgänglichen

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