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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Der Alte schlug plötzlich die Augen auf und sah Aljoscha lange an, offenbar suchte er sich zu erinnern und seine Gedanken zu ordnen. Auf einmal malte sich eine ungewöhnliche Aufregung auf seinem Gesicht.
    »Aljoscha«, flüsterte er, »wo ist Iwan?«
    »Auf dem Hof, er hat Kopfschmerzen. Er schützt uns.«
    »Gib mal das Spiegelchen her; da steht es!«
    Aljoscha reichte ihm den kleinen runden Klappspiegel, der auf der Kommode stand. Der Alte sah hinein. Die Nase war stark geschwollen, und auf der Stirn, über der linken Braue, befand, sich eine auffällige, blutunterlaufene Stelle.
    »Was sagt Iwan? Aljoscha, mein lieber, einziger Sohn, ich fürchte mich vor Iwan, mehr als vor dem anderen. Du bist der einzige, vor dem ich keine Furcht habe ...«
    »Fürchten Sie sich auch vor Iwan nicht. Er ist zwar reizbar, doch er beschützt Sie.«
    »Aber der andere? Er ist Gruschenka nachgelaufen! Sag mir die Wahrheit, du mein lieber Engel – war Gruschenka vorhin hier oder nicht?«
    »Kein Mensch hat sie gesehen. Es ist ein Irrtum, sie war nicht hier.«
    »Mitka will sie heiraten. Jawohl, er will sie heiraten!«
    »Sie wird ihn gar nicht nehmen.«
    »Sie wird ihn gar nicht nehmen ... Sie wird ihn gar nicht nehmen. Um keinen Preis wird sie ihn nehmen!« platzte der Alte erfreut heraus, als hätte man ihm in diesem Augenblick nichts Angenehmeres sagen können. In seinem Entzücken erfaßte er Aljoschas Hand und drückte sie fest an sein Herz. Ihm schimmerten sogar Tränen im Auge. »Das kleine Bild der Muttergottes, von dem ich vorhin erzählt habe, soll dir gehören, nimm es an dich. Auch in das Kloster darfst du zurückkehren. Ich habe vorhin nur gescherzt, sei mir nicht böse deswegen! Der Kopf tut mir weh, Aljoscha. Ljoscha, tröste mein Herz, sei mein Schutzengel, sag die Wahrheit!«
    »Sie reden immer noch davon, ob sie hier war oder nicht?« fragte Aljoscha betrübt.
    »Nein, nein, ich glaube dir. Aber ich will dir etwas sagen! Geh selbst zu Gruschenka, oder sieh zu, daß du sie irgendwie triffst. Frag sie recht bald, sobald wie möglich, oder errate mit eigenen Augen, zu wem sie will – zu mir oder zu ihm. Wie ist es? Was magst du? Kannst du es, oder kannst du es nicht?«
    »Wenn ich sie sehe, werde ich sie fragen«, murmelte Aljoscha verlegen.
    »Nein, sie wird es dir nicht sagen«, unterbrach ihn der Alte. »Sie ist ein mutwilliges Geschöpf. Sie wird dich küssen und dir sagen, dich wolle sie heiraten. Sie ist eine Betrügerin, schamlos. Nein, du darfst nicht zu ihr gehen, du darfst nicht!«
    »Es wäre auch unschicklich, Vater, höchst unschicklich.«
    »Wohin schickte er dich, als er hinauslief? Zu wem solltest du gehen?«
    »Zu Katerina Iwanowna.«
    »Um Geld zu holen? Solltest du sie um Geld bitten?«
    »Nein, nicht um Geld.«
    »Er hat kein Geld, keine Kopeke. Hör mal, Aljoscha, ich werde die Nacht hier liegenbleiben und mir etwas überlegen. Du geh einstweilen. Vielleicht triffst du sie ... Komm aber morgen vormittag bestimmt wieder her, komm bestimmt! Ich werde dir morgen etwas sagen. Kommst du, Aljoscha?«
    »Ja, ich komme.«
    »Wenn du kommst, tu so, als kämest du von selbst. Um mich zu besuchen. Sag niemand, daß ich dich gebeten habe, zu kommen! Kein Wort zu Iwan!«
    »Gut.«
    »Leb wohl, mein Engel! Du hast mich vorhin beschützt, das werde ich dir mein Lebtag nicht vergessen. Ich werde dir morgen etwas sagen, muß es mir aber noch überlegen.«
    »Wie fühlen Sie sich jetzt?«
    »Schon morgen stehe ich wieder auf und bin ganz gesund, ganz gesund!«
    Als Aljoscha über den Hof ging, traf er seinen Bruder Iwan auf der Bank am Tor; er saß da und schrieb mit Bleistift etwas
    in sein Notizbuch. Aljoscha teilte ihm mit, der Alte sei aufgewacht und bei Bewußtsein, habe ihn aber weggeschickt, damit er die Nacht im Kloster verbringe.
    »Es wäre mir sehr lieb, wenn ich dich morgen vormittag sehen könnte«, sagte Iwan freundlich und erhob sich – eine Freundlichkeit, die seinem Bruder überraschend kam.
    »Ich gehe morgen zu Chochlakows«, antwortete Aljoscha. »Vielleicht auch zu Katerina Iwanowna, falls ich sie heute nicht treffe ...«
    »Jetzt gehst du jedenfalls zu Katerina Iwanowna? Um zu bestellen, daß er sie grüßen und ihr Lebewohl sagen läßt?« fragte Iwan und lächelte.
    Aljoscha wurde verlegen.
    »Ich habe, glaube ich, nach seinen Äußerungen alles durchschaut. Dmitri hat dich sicher gebeten, zu ihr zu gehen und ihr mitzuteilen, daß er ... Kurz, daß er sich von ihr lossagt?«
    »Bruder,

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