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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Blenda.«

    »Blenda ist eine Schimmelstute«, sagte ich.
    »Magst du Schimmel?«
    »Ja, Schimmel mag ich besonders gern«, sagte Hubert. Am liebsten hättest du wohl fünfzehn Stück davon, dachte ich, sprach es aber nicht aus. In diesem Augenblick sagte Hubert etwas Schreckliches.
    »Wollen wir Fjalar nicht ein bißchen Hafer geben? Er kann doch auch etwas Gutes kriegen.«
    Ich konnte ihn nicht hindern. Er ging geradewegs in die Geschirrkammer, und ich lief hinterher. Ich wollte schreien:
    »Laß das«, bekam aber kein Wort heraus. Hubert öffnete den Deckel der Haferkiste und ergriff die Kelle, die obenauf lag. Ich schloß die Augen. Denn ich wollte nicht mit ansehen, wie er die Schnupftabaksdose herausfischte. Da hörte ich ihn einen Fluch ausstoßen, öffnete die Augen und sah eine Maus über den Kistenrand flitzen. Hubert versuchte ihr einen Tritt zu versetzen, doch sie huschte davon und verschwand irgendwo in einem Loch.
    »Sie hat mich in den Daumen gebissen, das kleine Biest«, sagte Hubert. Er besah sich seinen Daumen. Und da nutzte ich die Gelegenheit: Ganz schnell füllte ich die Kelle voll Hafer und schlug Hubert den Deckel vor der Nase zu.
    »Da wird sich Fjalar aber freuen«, sagte ich. »Um diese Tageszeit kriegt er sonst nie Hafer.«
    Aber du freust dich wohl weniger, dachte ich, als Hubert kurzerhand auf Wiedersehen sagte und durch die Stalltür davontrottete. Diesmal hatte er keine Geheimbotschaften ergattern können. Aber ich mußte unbedingt ein neues Versteck finden. Nach langem Überlegen vergrub ich die Dose schließlich im Kartoffelkeller. Gleich hinter der Tür links. Und dann schrieb ich an die Küchenwand ein neues Rätsel für Sophia:
    »Rotbart möchte viele Schimmel haben und weiß zuviel. Vorsicht!«
    Mehr konnte ich für Sophia nicht tun. Am nächsten Morgen, bevor die Leute im Kirschtal erwachten, verließ ich bei Sonnenaufgang den Reiterhof und ritt in die Berge hinauf. 

7

    Ich erzählte Fjalar, wie es war, ich zu sein, ich auf dem langen Ritt in die Berge.
    »Begreifst du, was für ein Abenteuer es für mich ist? Bedenk doch, daß ich daheim fast ständig auf der Schlafbank gelegen habe! Und glaub ja nicht, daß ich Jonathan auch nur eine Minute vergesse. Denn sonst würde ich jubeln, daß es von den Bergen widerhallt, so herrlich ist es hier!«
    Ja, es war herrlich, Jonathan hätte mich verstanden. Was für Berge! Daß es so hohe überhaupt geben konnte, und mitten darin die vielen klaren kleinen Seen und rauschende Bäche und Wasserfälle und Wiesen voller Frühlingsblumen! Und ich, Krümel, saß auf meinem Pferd und sah das alles! Daß es so schön auf der Welt sein konnte, hatte ich nicht gewußt, und mir wurde ganz taumelig - zuerst! Denn allmählich wurde es anders. Ich hatte einen schmalen Reitpfad entdeckt. Es mußte der Pfad sein, von dem Jonathan gesprochen hatte. Er führt in Windungen und Krümmungen über die Berge ins Heckenrosental, hatte er gesagt. Und Windungen und Krümmungen gab es wahrhaftig genug. Nach einiger Zeit hatte ich die Blumenwiesen hinter mir gelassen, die Berge wurden wilder und bedrohlicher, der Pfad immer tückischer. Bald führte er steil aufwärts, bald fiel er jäh ab, manchmal schlängelte er sich auf schmalen Felsvorsprüngen an gewaltigen Tiefen vorbei, so daß ich dachte, das kann niemals gutgehen. Doch Fjalar schien mit gefährlichen Bergpfaden vertraut zu sein, ja, Fjalar war fabelhaft. Gegen Abend waren wir müde, ich und mein Pferd, und ich schlug ein Lager auf für die Nacht. Auf einem kleinen grünen Fleckchen, wo Fjalar weiden konnte, und dicht an einem Bach, aus dem wir beide trinken konnten. Und dann machte ich mir ein Lagerfeuer. Mein Leben lang hatte ich mir gewünscht an einem Lagerfeuer zu sitzen. Jonathan hatte mir immer erzählt, wie herrlich es sei. Und nun endlich!
    »Jetzt, Krümel, jetzt endlich erlebst du es«, sagte ich laut zu mir selbst. Und ich schichtete Reisig und dürre Zweige zu einem großen Haufen auf und entzündete ein prasselndes Lagerfeuer, und die Funken stoben nur so umher, und ich saß daneben, und es war genauso, wie Jonathan es mir erzählt hatte. Genauso herrlich war es, dort zu hocken, ins Feuer zu blicken, mein Brot zu essen und an meiner Hammelkeule zu nagen. Sie schmeckte köstlich, und ich wünschte nur, jemand anders als dieser Hubert hätte sie mir geschenkt. Mir war so froh zumute, und in meiner Einsamkeit sang ich ein bißchen vor mich hin:
    »Mein Brot und mein Feuer und mein Pferd! Mein

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