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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vor Haien bin ich sicher, wenn das Schlauchboot hält, nur die Sonne wird es jetzt schaffen. Die Sonne … Wie undankbar von ihr, ich habe sie immer geliebt. Und jetzt bringt sie mich um. –
    Als das Meer ruhiger wurde, griff er zu dem kleinen Paddel und versuchte, das Boot in einer Richtung zu halten. Die Salzschicht brannte auf seiner Haut, sein Gaumen schien zu Leder zu werden. Meer und Sonne blendeten ihn. Mit zusammengekniffenen Augen drückte er das Paddel ins Wasser und trieb das kleine Boot vorwärts. Ab und zu blickte er auf seine Armbanduhr … drei Stunden, vier Stunden, fünf Stunden … Die Zeit dehnte sich ins Unendliche.
    Irgendwo muß eine Insel sein, dachte er. Erde, auf der etwas wächst. Und wo etwas wächst, ist auch Feuchtigkeit. Ohne Wasser kein Leben. Sonne, du Undankbare, schenk mir eine Insel!
    Er trieb sechs Stunden auf den immer flacher werdenden Wellen, paddelte und ruhte sich aus, paddelte weiter, bis seine Armmuskeln zuckten und das Meer um ihn herum zu flimmern begann.
    Erschöpft legte er sich wieder in das Schlauchboot, schloß die Augen und hoffte auf die kühlere Nacht.
    In der Zeitung hatte er mal von einem Mann gelesen, der siebzehn Tage auf dem Meer dahingetrieben war. Und er hatte es überlebt! Er fing Fische, aß sie roh, und damit bekam sein Körper etwas Flüssigkeit.
    Was dieser Mann konnte, kann ich auch, dachte Ron. Nur etwas ausruhen, auf den Abend warten, und dann fängst du einen Fisch, saugst ihn aus und ißt sein Fleisch.
    Nach ungefähr sieben Stunden glaubte er, in der Ferne einen grünen Streifen zu sehen. Er richtete sich auf, legte die Hände über die Augen und starrte auf den Horizont.
    Grün, tatsächlich grün … wie eine hohe Palmenwand, wie Land … Land …
    Sonne, ist das eine Insel? Ist das wirklich eine Insel? Kann ich weiterleben?
    Ron griff nach dem Paddel und begann mit aller Kraft, die ihm verblieben war, zu rudern. Und je näher er dem Streifen kam, um so deutlicher konnte er es erkennen: die typischen, vom Wind schiefgedrückten Palmen, die schäumenden Wellen am Korallengürtel, ein Leuchten von weißem Korallensand … Leben, Leben, Leben!
    Plötzlich war eine unbändige Energie in ihm. Er paddelte in einem gleichmäßigen Rhythmus, kam dem Korallenring immer näher, sah schon die auf Pfählen stehenden polynesischen Häuser mit ihren hochgezogenen, spitzen Dächern, die wie große Segel aussahen. Da begann er zu schreien und zu winken, schwenkte das Paddel durch die Luft und trieb an den Korallenriffen entlang.
    Von der Insel erhielt er keine Antwort. Er sah auch keine Menschen am weißen Strand.
    Aber wo Häuser sind, müssen auch Menschen sein!
    Er paddelte am Rand des Korallenriffs entlang und suchte die Einfahrt zur Insel. Es mußte eine Lücke geben, denn am Strand sah er einige bunt bemalte Auslegerboote, mit denen man auch außerhalb der von den Korallenbänken gebildeten Lagune fischen konnte. Es war nicht anzunehmen, daß die Insulaner nur im begrenzten Raum diesseits der Barriere lebten.
    Ron hob das Paddel und winkte. Man mußte ihn sehen, so wie er die Hütten sah und die Boote. Von irgendwoher beobachtete man ihn, aber man half ihm nicht, den Einlaß zur Lagune zu finden!
    »He!« schrie er zu der Insel hinüber. »He! Ihr sturen Hunde … Seht ihr nicht, was mit mir los ist? Kommt raus! Helft mir! Hallo!«
    Er drückte das kleine Boot an der Korallenbarriere entlang, immer in einem ehrfürchtigen Abstand, damit die scharfen Spitzen den Rumpf nicht aufschlitzten. Endlich fand er den Durchschlupf, einen Einschnitt von kaum drei Metern Breite, durch den nur ein Kanu mit Ausleger gerade noch hindurchkam.
    Vorsichtig paddelte Ron in die Lagune. Hier war das Wasser nicht mehr blau, sondern grünschillernd mit silbernen Flecken. Langsam trieb er sein Boot auf den weißen Strand zu, in Richtung der hochgezogenen Kanus, denn wo sie lagen, mußte die nötige Tiefe sein, keine spitzen Korallen, sondern ein flacher Sandstreifen.
    Plötzlich waren auch Menschen da. Drei breite, stämmige Männer mit dicken Waden, Fischer und Jäger, wie er sie von Tonga und vor allem von Samoa her kannte. Einige neugierige Frauen drückten sich unter die hohen Dächer der Hütten, und mehrere Kinder liefen zu den drei Männern und hoben dicke Steine auf. Es war offensichtlich, daß man hier Fremde nicht gerne sah und sie mit Abwehr empfing.
    Ron ließ sein Boot auf den Sand auflaufen, kletterte hinaus und hob beide Arme in Brusthöhe. Die Handflächen

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